Sein bekanntestes Buch heißt „Der Ehrliche ist der Dumme“. Von diesem Titel könnte man ableiten, dass Ulrich Wickert ein Schlawiner sein muss. Und das ist er vielleicht auch, freilich aber ein sehr seriöser.
Fast 50 Jahre stand der Journalist und Autor im Dienst der ARD. Er arbeitete für „Monitor“, war Korrespondent in Washington und der erste Moderator der „tagesthemen“. Als solcher erklärte er der Nation die Nachrichten spürbar lockerer als andere Moderatoren. Auch wenn der Vergleich verwegen scheint, Wickert war ein bisschen der Thomas Gottschalk der Nachrichten. Manchmal kam er dabei auch ein wenig besserwisserisch rüber, ohne aber seinen sympathischen Grundzug zu verlieren. Viele werden sich noch erinnern, dass er im wöchentlichen Wechsel mit Sabine Christiansen, später Gabi Bauer und schließlich Anne Will die Sendung präsentierte. Aber das nur nebenbei.
Ulrich Wickert veröffentlichte bereits mit 14 Jahren seinen ersten Zeitungsartikel
Im Ohr dürfte vielen noch sein Abschiedsgruß sein, den er ans Ende jeder Sendung setzte. Ulrich Wickert, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, wünschte stets „eine geruhsame Nacht“. 2006 beendete der in Tokio geborene Sohn des Diplomaten Erwin Wickert und der Röntgenassistentin Ingeborg Wickert dann seine Arbeit beim ARD-Flaggschiff.
Im vergangenen September ist er aber für ein einmaliges Kurzgastspiel ist an seinen alten Arbeitsplatz zurückgekehrt. Da verlas er die Meldung, dass eine seiner Nachfolgerinnen, Caren Miosga nun länger als er selbst am Stück die Sendung präsentiert und damit dienstälteste Moderatorin ist.
Wickert, der bereits mit 14 Jahren seinen ersten Zeitungsartikel veröffentliche, wird es verschmerzen können. Während andere sich einen geruhsamen Ruhestand gegönnt hätten, steht er zwar nicht mehr permanent im Licht der Öffentlichkeit, aber der Krawattenmann des Jahres 2005, der heute mit seiner dritten Frau in Hamburg lebt, schreibt unaufhörlich Bücher. „Lesen und Schreiben gehören zu unserem Leben wie bei anderen Leuten Essen und Trinken“, erzählte er mal. Er führt das auf seinen Vater zurück: „Wenn ich mittags nach Hause kam, saß er im Sessel und schrieb auf einer schicken Olivetti.“
Gerade hat der sehr frankophile Wickert mit „Schatten von Paris“ seinen siebten Kriminalroman veröffentlicht. Und das nächste Buch ist bereits in Planung. Kein Wunder, dass ihm bei der Schaffenskraft sein 80. Geburtstag, wie er sagt, "keine schlaflosen Nächte bereitet". Josef Karg