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Brüssel
Wieso Philippe von Belgien alles anders macht als sein Vater
Seit zehn Jahren sitzt König Philippe auf dem belgischen Thron - und wird immer beliebter. Warum ein Psychiater seine Kindheit als Fall für den Sozialarbeiter bezeichnet.
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Foto: Thierry Roge, dpa | Königin Mathilde und König Philippe sind seit 1999 miteinander verheiratet.
Katrin Pribyl
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:05 Uhr

Das Leben eines belgischen Königs sei wie ein Werk von Pierre Soulages, schrieb der Humorist Bruno Coppens einmal. Nun zeichnet sich die Kunst des französischen Malers dadurch aus, dass sie vorwiegend schwarz ist und die Werke nichts repräsentieren, schildern oder abbilden. Der Vergleich zum Monarchen ist also nicht gerade nett, aber vermutlich lustig gemeint, die Belgier pflegen ihren eigenen, sehr speziellen Humor. Und insgeheim schätzen sie König Philippe ja – mittlerweile, muss man hinzufügen. 

Als er am 21. Juli 2013 seinem Vater Albert II. auf den Thron folgte, hallten noch die Spötteleien über seine starren und drögen öffentlichen Auftritte in den Köpfen nach. Doch der siebte König der Belgier überraschte seine Untertanen. Vielleicht liegt es daran, dass der 63-Jährige ein bisschen ist wie sie: bodenständig, ohne Pomp und Glamour. Die Fotos, die der Palast nun zum zehnjährigen Thronjubiläum veröffentlichte, sind da schon das Höchste der Glanz-und-Gloria-Gefühle: ein Bilderset von Philippe in Uniform, an seiner Seite Königin Mathilde im schimmernden purpurfarbenen Abendkleid. Hier der oft steif auftretende Monarch, dort die charmante Mathilde: Ihre Popularität rührt vor allem daher, dass das Paar für Stabilität sorgt und ein Gefühl der nationalen Einheit vermittelt in dem kulturell, sprachlich und politisch zerstrittenen Land zwischen Nordsee und Ardennen. 

Mutter und Vater des belgischen Königs waren nicht von schlechten Eltern

Die vier Kinder, Kronprinzessin Elisabeth, Prinz Gabriel, Prinz Emmanuel und Prinzessin Eléonore, hält das Paar aus dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha so gut wie möglich aus der Öffentlichkeit heraus. Bei den Königs soll es um Inhalte statt um prunkvolle Inszenierungen gehen – und auch seltener um Schadensbegrenzung, wie das noch üblich war bei seinem Vater, Albert II., und dessen Frau Paola. Philippes Eltern sorgten für Eskapaden, die sogar die skandalgewohnten Briten erröten ließen.

Der heute 89-Jährige galt einst als "Bruder Leichtfuß", die italienischstämmige Paola zierte in den 1960ern als "Party-Prinzessin" die Blätter. Beide waren untreu, aus seiner Affäre entstand eine uneheliche Tochter, die Albert II. aber erst nach einem jahrelangen Vaterschaftsstreit anerkannte. Philippe nahm sich der Sache professionell an, wie immer. Noch vor einem ersten Treffen mit ihrem Vater begrüßte das Staatsoberhaupt seine heute 55-jährige Halbschwester Delphine Boël in der königlichen Residenz Schloss Laeken und in der Familie. Drama beendet.

Die moderne Kommunikation half Philippe beim Imagewandel. So postet der Palast in den sozialen Medien gerne Bilder vom kitesurfenden Monarchen an der heimischen Küste oder von ihm, wie er durch Brüssel joggt. Formelle Auftritte scheinen bei ihm bis heute Unbehagen auszulösen. Königshausexperten schieben das auf seine Kindheit, die geprägt war von Eltern, die mit ihrer Ehekrise beschäftigt und für den Nachwuchs weitgehend abwesend waren. Der Psychiater Peter Adriaenssens bezeichnete die Erziehung in einer Dokumentarserie über "Filip van België" vor wenigen Jahren als "inakzeptabel, etwas, das das Eingreifen von Sozialarbeitern rechtfertigen würde".

Später absolvierte der damalige Prinz eine Ausbildung zum Kampfpilot und studierte Politik. Vielleicht liegt ihm deshalb die Aufarbeitung der blutigen Kolonialherrschaft unter König Leopold II. am Herzen – etwas, was dem Land bis heute schwerfällt. Philippe drückte 2020 zum 60. Jahrestag der Unabhängigkeit des Kongo sein tiefstes Bedauern für die von den Belgiern begangenen Grausamkeiten aus. Damit übernahm das Königshaus erstmals einen Teil der Verantwortung.

 
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