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Tatort-Kolumne
"Tatort"-Folge "Donuts": Wie "Alarm für Cobra 11"
Das Bremer Team ermittelt diesmal in Bremerhaven in einem actionreichen Film. Das Problem: Wieder mal überlagert die persönliche Geschichte einer Ermittlerin die Krimihandlung.
Daniel Wirsching
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:37 Uhr

Der "Fast & Furious"-Vergleich wäre stark übertrieben. Ein bisschen "Alarm für Cobra 11" ist der neue "Tatort" um das Bremer Ermittler-Team aber schon. Nicht nur wegen des "Alarm für Cobra 11"-Kameramanns David Hofmann. Vor allem, weil die Folge "Donuts" (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) in die Auto-Tuning-Szene eintauchen und mit Verfolgungsjagden punkten will. Vieles spielt nachts, vieles ist blaustichig – passend zur blaugetönten Brille einer der Hauptfiguren, Marie, die Luisa Böseüberzeugend gibt. Wie überhaupt die jungen Schauspieler überzeugen, auch Adrian But (als Georghe) und Jonas Halbfas (als Oleg).

"Tatort" aus Bremerhaven: Auf dem Autoterminal rinnt aus einem Kofferraum Blut

Da man hier nicht beiRTL ist, sparte sich Regisseur Sebastian Ko Explosionen und Überschläge. Sprach gleichwohl vom aufwendigsten "Tatort", den er habe drehen dürfen. Und übertrieb, als er meinte, eines der in Szene gesetzten Autos sei "fast wie eine dritte Figur". Ko beginnt "Alarm für Cobra 11"-mäßig mit Rap von Sage the Gemini ("Gas Pedal"), schnellen Schnitten, Drohnenaufnahmen. Ein getunter BMW dreht mit qualmenden Reifen Kreise ("Donuts"). In Bremerhaven werden zigtausende Neuwagen umgeschlagen, und auf dem Autoterminal rinnt aus einem Kofferraum Blut.

Der Tote: ein Bereichsleiter der Fahrer, die die Schiffe beladen. Aus Moldawien. Wohnte in seiner Werkstatt. Hatte zwei Neffen (Georghe und Oleg), für die er die Vormundschaft übernahm, und die sich Autos vom riesigen Gelände des Containerhafens "leihen". Für den vorbestraften Georghe war der Onkel ein "Hurensohn". Der Verdacht fällt schnell auf Oleg, ihn und seine Freundin Marie. Ein Trio, das das Leben zusammenschweißte, "Bonnie und Clyde plus".

Doch das ist das Problem des Films: Marie ist die Halbschwester von Ermittlerin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer). Die ließ Bremerhaven, Marie und ihre Mutter mit den stets wechselnden Liebhabern einst hinter sich. Jetzt prallt sie auf ihre Vergangenheit und eine Heimat, die sie "wie ein böser Tiger" umarme.

Wieder einmal absorbiert also die private Problemgeschichte einer Hauptfigur die Krimihandlung. Sebastian Ko hat, aller Action zum Trotz, mit "Donuts" zwar ein ansehnliches Familiendrama vorgelegt, nicht aber einen gelungenen Krimi. Ein solcher würde ansetzen, wo dieser "Tatort" endet. Zwei weitere Probleme: Warum der "Hauptrollen"-BMW Auslöser von Verwicklungen ist, wird dem Publikum lapidar hingeworfen ("Prototypentechnik"). Beim Familiendrama-Part bleibt unklar, warum Marie etwas recht Dramatisches tut.

"Donuts" ist ein Durchschnitts-"Tatort" – und gewiss kein "Tatort der Zukunft"

"Donuts" ist damit letztlich ein Durchschnitts-"Tatort" und gewiss kein "Tatort der Zukunft", wie die Nordsee-Zeitung aus Bremerhaven im lokalpatriotischen Überschwang jubelte. Unbegreiflich, dass auf Ermittlerseite der grandiose dänische Schauspieler Dar Salim (als Mads Andersen) kaum und weit unter seinen Möglichkeiten eingesetzt wird. Und dass Luise Wolfram (als Linda Selb) in jeder Sekunde so unfassbar deplatziert wirken darf.

 
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