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Kreta
Spinalonga bei Kreta: Einst Zwangsisolation für Leprakranke ist die Insel heute eine beliebte Touristenattraktion
Die kleine Insel Spinalonga vor Kreta hat eine lange Geschichte: von der Antike zur venezianischen Herrschaft bis hin zum Gefängnis für Leprakranke. Die historische Stätte ist eine der größten Touristenattraktionen Kretas.
Nicolas Kaufmann
 |  aktualisiert: 14.08.2024 02:55 Uhr

Wer Kreta besucht, hat die Qual der Wahl: Strände mit Karibikflair, atemberaubende Schluchten, imposante Wasserfälle und viel Kultur. Die Urlaubsinsel ist sehr vielfältig.

Eine beliebte Touristenattraktion ist auch die kleine Insel Spinalonga vor Kretas Nordküste. Das Eiland im malerischen Golf von Mirabello blickt auf eine bewegende Geschichte zurück. Venezianer bauten die antike Festung auf Spinalonga aus, bevor sie in die Hände der Osmanen fiel und zuletzt als Gefängnis für Leprakranke genutzt wurde.

Ihre Anfänge hat die gerade mal 85 Hektar große Insel in der Antike. Spinalonga wurde wahrscheinlich in hellenistischer Zeit befestigt, schreibt die offizielle Tourismus-Website Incredible Crete. Als die Venezianer später nach Kreta kamen, bauten sie auf den Ruinen der antiken Burg eine robuste Festung. Zu Zeiten ihrer Herrschaft nutzten sie diese für militärische Zwecke; sie bewachten von dort aus die Umgebung. Der venezianische Einfluss ist auch an anderen Orten auf Kreta wie in Chania und Rethymno noch heute wiederzufinden.

In den Jahren 1645 bis 1669 gab es den sogenannten Kretischen Krieg. Währenddessen flohen Flüchtlinge und Revolutionäre nach Spinalonga, um von dort Angriffe auf die Türken durchzuführen. Im Anschluss fiel Spinalonga jedoch in die Hände der Türken, wobei die Insel bis zum Jahr 1715 in Venedigs Besitz blieb. Die Türken machten die kleine Insel schließlich zu einer osmanischen Siedlung, woraufhin Spinalonga zunächst vernachlässigt und von Menschen genutzt wurde, die im Exil lebten.

Ab Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Hafen für den Außenhandel freigegeben. In der Folge ließen sich Mitte des 19. Jahrhunderts eine Vielzahl von Einwohnern – insbesondere Händler und Seeleute – auf Spinalonga nieder. Ende des 19. Jahrhunderts zwangen die Christen dann die osmanischen Einwohner, die Insel zu verlassen, bevor sich 1897 französische Streitkräfte dort niederließen.

Kreta: Wie viele Leprakranke lebten auf Spinalonga?

1903 errichtete der Kretische Staat eine Leprastation auf Spinalonga. Infizierte wurden für den Rest ihres Lebens und darüber hinaus auf das Eiland verbannt. Damit wurde das Eiland zur neuen Heimat der Leprakranken. Ab 1913 war es dann ein Inselgefängnis für Leprakranke aus ganz Griechenland. Sie führten ihr Leben dort fort, heirateten, bekamen Kinder. Laut der Welt gab es eine Schule, eine Kirche, einen Friseursalon, Tavernen und sogar ein Freilichtkino. Bis zum Jahr 1957 sei es „ein Ort des Leidens“ gewesen, schreibt Incredible Crete.

Eine Reiseführerin sagte gegenüber der Welt, dass auf Spinalonga insgesamt rund 2000 Leprakranke lebten. Nach ihrem Tod wurden sie auf dem Friedhof beigesetzt, mit Grabsteinen ohne Namen. Der Platz auf dem Eiland war begrenzt, sodass Gebeine immer mal wieder ausgehoben und in Katakomben gelagert wurden. Seit 1962 ist die kleine Insel unbewohnt.

Wie kommt man auf die Insel Spinalonga?

Inzwischen zieht Spinalonga zahlreiche Touristen an und gehört heute zu den größten Touristenattraktionen Kretas. Besucher erfahren hier viel über Plagen und das einstige Leben der Leprakranken in Zwangsisolation. Wie die Welt schreibt, erlangte Spinalonga auch durch das Buch „Die Insel“ von der englischen Autorin Victoria Hislop Berühmtheit. Die Reisejournalistin war demnach von ihrem Besuch um die Jahrtausendwende so fasziniert von der Region bei Kreta, dass sie gleich ein Roman darüber schrieb. Später wurde das Buch in einer 26-teiligen Serie verfilmt und hatte großen Erfolg im griechischen Fernsehen.  

Laut der Webseite Spinalonga-island.gr des griechischen Kulturministeriums können Besucher mit einem Boot von Agios Nikolaos, Elounda und Plaka nach Spinalonga fahren. Während der Sommerzeit von April bis Ende Oktober beträgt der Eintrittspreis acht Euro pro Person. 6- bis 25-Jährige aus Nicht-EU-Ländern und EU-Bürger über 65 Jahren erhalten eine Ermäßigung von 50 Prozent. EU-Bürger bis 25 Jahre sowie Kinder bis 5 Jahre aus Nicht-EU-Ländern haben kostenfreien Eintritt. Die Öffnungszeiten sind täglich von 8 bis 18 Uhr. In der Nebensaison von November bis Ende März zahlen alle Besucher den ermäßigten Preis von 4 Euro. Während dieser Zeit müssen Besuchergruppen allerdings einen Termin vereinbaren.

Übrigens: Auf Kreta wird ein neuer Flughafen gebaut. Währenddessen können Kreta-Urlauber an gewissen Orten dem Massentourismus entfliehen

 
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