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Schiffswrack
Versunkenes Dampfschiff "Säntis" im Bodensee soll geborgen werden
Das Dampfschiff Säntis liegt seit 90 Jahren 210 Meter tief auf dem Grund des Bodensees. Ein Verein will das Wrack bergen. Möglich machen das Spenden - auch aus dem Allgäu.
Tobias Schuhwerk
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:28 Uhr

Die angekündigte Bergung eines versunkenen Dampfschiffes aus den Tiefen des Bodensees elektrisiert Geschichts- und Technikfans. Der neu gegründete Schiffsbergeverein im schweizerischen Romanshorn hat sich zum Ziel gemacht, die vor 90 Jahren untergegangene „Säntis“ im kommenden Frühjahr aus 210 Metern Tiefe zu hieven und zu konservieren.

Bergung der Säntis: Schiff fuhr vor über 130 Jahren erstmals auf dem Bodensee

Für das spektakuläre Vorhaben kamen bei einer Crowdfunding-Aktion im Internet mehr als die erforderliche Summe von knapp 200.000 Euro zusammen. „Unter den Spendern waren auch zahlreiche Allgäuer Privatpersonen und Firmen“, freut sich Silvan Paganini, Präsident des Schiffsbergevereins. Der 39-jährige Wirtschaftsingenieur kann den Start der Bergung kaum erwarten. Aktuell würden in China zwölf pressluftgefüllte Hebesäcke produziert, mit deren Hilfe das 49 Meter lange und 124 Tonnen schwere Schiff geborgen werden soll.

Die Säntis fuhr vor über 130 Jahren erstmals auf dem Bodensee. Der Seitenraddampfer bot Platz für 400 Passagiere und steuerte unter anderem den Lindauer Hafen an. Eigentümer war zunächst die Schweizerische Nordostbahn. 1933 wurde das Schiff ausrangiert und – heutzutage undenkbar – den Bodensee-Fluten übergeben. Zuvor wurden Fenster und Inventar, aber auch wertvolle Materialien wie Messing und Kupfer entfernt. „Stahl hatte in der damaligen Weltwirtschaftskrise keinen Wert“, erklärt Paganini die Verschrottung im See. Am 2. Mai 1933 wurde es auf die Mitte des Sees geschleppt und der filmreife Untergang des Kolloses mit der Zündung einer Rauchbombe eingeläutet. Zeitgleich wurde das Seeventil im Rumpf des Schiffes geöffnet.

Säntis versank in viereinhalb Minuten - Bergung wäre Novum am Bodensee

Die Säntis, benannt nach dem gleichnamigen Berg in der Ostschweiz, versank in nur viereinhalb Minuten. Seither liegt das Riesen-Wrack etwa fünf Kilometer von Romanshorn entfernt in Richtung Langenargen. Eine Bergung in dieser Größenordnung wäre ein Novum am Bodensee. Paganini vergleicht sie mit einer Besteigung des Mount Everest: „Sie können das planen, aber erst, wenn Sie am Berg stehen, wissen Sie, ob sie hinaufkommen oder nicht.“

An der Mission Säntis-Bergung arbeiten sei Monaten ehrenamtliche Experten, beispielsweise Statiker, Schiffsbauer und Geologen. „Wir arbeiten mit den Behörden aller drei Anrainerstaaten zusammen“, sagt Paganini. Für einen symbolischen Preis von einem Euro hat der Schiffbergeverein das Wrack der Schweizerischen Bodenseeschifffahrt abgekauft.

Im März soll die Bergung losgehen. Das Schiff soll danach in einer Werft 14 Wochen lang konserviert werden. Damit soll der Zersetzungsprozess unterbunden werden. Später könnte die Säntis ausgestellt werden. An welchem Ort, ist laut Paganini noch unklar. Theoretisch könnte das Schiff auch wieder auf dem Bodensee zum Einsatz kommen. Doch eine Instandsetzung wäre extrem teuer und würde mindestens 13 Millionen Euro verschlingen.

Projekt "Wracks und Tiefsee" läuft am Bodensee weiter

Unabhängig von den Säntis-Plänen läuft das Projekt „Wracks und Tiefsee“ am Bodensee weiter. Forschende des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart erfassen Wracks von Schiffen und Flugzeugen im baden-württembergischen Teil des 64 Kilometer langen Gewässers. Ausgewertet werden unter anderem aktuelle Daten, die mittels Sonar gewonnen werden.

Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem mit Hilfe von Schallimpulsen Gegenstände unter Wasser geortet werden. Anomalien, also auffällige Bodenstrukturen, auf baden-württembergischem Seegrund werden im Herbst und Winter von Tauchern und Tauchrobotern untersucht, teilt das Landesamt mit. Das Projekt läuft noch bis Ende 2026. Einblicke geben die Forschenden auf der Messe „Inter Dive“, die noch bis Sonntag in Friedrichshafen läuft.

 
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