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Paris
Kulturkampf um den Umgang mit Gérard Depardieu
Die Debatte um den Schauspieler, dem Vergewaltigung vorgeworfen wird, spaltet Frankreich. Ist er Opfer einer „Menschenjagd“ oder muss er endlich für seine Taten büßen?
Gerard Depardieu.jpeg       -  Schon länger zirkulieren Vorwürfe, Gérard Depardieu belästige an Filmsets systematisch Technikerinnen, Maskenbildnerinnen oder Statistinnen.
Foto: Carlota Ciudad, EFE/dpa | Schon länger zirkulieren Vorwürfe, Gérard Depardieu belästige an Filmsets systematisch Technikerinnen, Maskenbildnerinnen oder Statistinnen.
Birgit Holzer
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:33 Uhr

Gérard Depardieu lebt seit Tagen zurückgezogen, ja „eingesperrt“, in der Villa eines Freundes in Belgien, so berichten es französische Medien. Dort versuche sich der Schauspieler, der soeben 75 Jahre alt wurde, von der Debatte um seine Person fernzuhalten, die in Frankreich tobt und dort die Welt des Kinos spaltet. Die einen stellen sich bedingungslos auf seine Seite und beklagen ihn als Opfer einer erbarmungslosen Medienhetze. Die anderen fordern, endlich die Frauen anzuhören, die Depardieu sexuelle Belästigungen und sogar Vergewaltigung vorwerfen. Ein regelrechter Kulturkampf hat begonnen, in dem gegensätzliche Haltungen einander frontal gegenüberstehen.

Zuletzt erschienen mehrere offene Briefe, jeweils unterschrieben von prominenten Persönlichkeiten der Film- und Kulturszene. Selbst Präsident Emmanuel Macron hielt es für angemessen, in einem Interview die „Menschenjagd“ auf den „immensen Schauspieler“ Depardieu zu kritisieren. Feministinnen reagierten entsetzt. Auch kritisierte Macron seine Kulturministerin Rima Abdul Malak, weil sie prüfen lässt, ob Depardieu die französische Ehrenlegion, Frankreichs höchste Auszeichnung, aberkannt wird.

Auslöser war ein Dokumentarfilm über eine Reise Depardieus nach Nordkorea

Auslöser für die Diskussionen war ein Anfang Dezember veröffentlichter Dokumentarfilm über eine Reise Depardieus nach Nordkorea 2018. Dort sparte er nicht mit obszönen Anspielungen, etwa beim Anblick eines Mädchens auf dem Rücken eines Pferdes, vor allem aber gegenüber einer Übersetzerin. Mal erklärte er ihr, er habe einen „Balken in der Unterhose“, dann wieder sagte er, er wiege 124 Kilo. „Aber in erregtem Zustand sind es 126!“

Schon länger zirkulieren die Vorwürfe, Depardieu belästige an Filmsets systematisch Technikerinnen, Maskenbildnerinnen oder Statistinnen, sei aber aufgrund seines Ruhms und Ausnahmetalents stets geschützt worden. Die Schauspielerin Sophie Marceau, bekannt aus dem Kultfilm „La Boum – Die Fete“, sagte, man habe sie als kapriziös hingestellt, weil sie es nach einer ersten Dreherfahrung mit Depardieu ablehnte, nochmals mit ihm zu arbeiten. „Ich ertrug seine derbe Art nicht“, so Marceau. Derzeit laufen drei Anzeigen gegen den 75-Jährigen wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung oder sexuellen Nötigung.

Depardieus Unterstützer beharren auf der Unschuldsvermutung

Seine Unterstützer beharren auf der Unschuldsvermutung. „Wenn man sich Depardieu so vornimmt, ist es die Kunst, die man angreift“, hieß es in einem offenen Brief, den 50 Persönlichkeiten unterschrieben haben, darunter die Schauspielerinnen Charlotte Rampling und Carole Bouquet, Depardieus frühere Lebensgefährtin, oder die Sängerin und ehemalige First Lady Carla Bruni-Sarkozy.

Mehrere der Unterzeichner gingen jedoch auf Distanz, seit bekannt wurde, wer den Text geschrieben hat: der Schauspieler Yannis Ezziadi, der dem ultrarechten Politiker Éric Zemmour nahesteht und dessen Thesen verbreitet. In einer Reportage für das reaktionäre Monatsmagazin Causeur beschrieb er die Angst der „Ursprungs-Franzosen“, kulturell von einem „atmosphärischen Islam“ erstickt zu werden. Die Regisseure Nadine Trintingnant und Jacques Weber entschuldigten sich inzwischen für ihre Unterschrift, auch wenn sie an ihrer Freundschaft zu Depardieu festhalten.

 
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