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Berlin
Verliebt in Berlin: Berlins Rathauschef Kai Wegner und seine heikle Liebe
Der Beziehungsstatus von Kai Wegner, dem Regierenden Bürgermeister, und seiner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch ist geklärt. Doch eine wichtige Frage ist offen.
Berlins Regierungschef und Senatorin machen Beziehung öffentlich.jpeg       -  Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner.
Foto: Joerg Carstensen, dpa | Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner.
Bernhard Junginger
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:31 Uhr

Wochenlang waberten die Liebesgerüchte durch die Hauptstadt: den Regierenden Bürgermeister und die Bildungssenatorin soll mehr verbinden, als nur eine rein dienstliche Beziehung. Jetzt haben Kai Wegner (51) und Katharina Günther-Wünsch (40) ganz offiziell bestätigt, oder vielmehr bestätigen lassen: Ja, sie sind privat ein Paar.

Dass neben dem Boulevard auch seriöse Medien eng dran sind an der Liaison der beiden CDU-Politiker, liegt an den heiklen Umständen. Zwar sind Familienverhältnisse der komplizierteren Art in Berlin seit Jahrzehnten kein Aufreger mehr, hier gilt, mehr als in konservativeren Regionen, das Prinzip "wo die Liebe hinfällt...". Doch in diesem Fall steckt politische Brisanz.

Waren Wegner und Günther-Wünsch schon vor der Bürgermeister-Wahl ein Paar?

Im Kern geht es um die Frage: Waren die beiden etwa schon ein Paar, als er sie ernannte? Wenn dem so wäre, hätte das ein ungutes "Geschmäckle", der schwäbische Begriff ist auch im alten Zentrum Preußens geläufig. Die Spree-Metropole ist ja nicht nur Hauptstadt, sondern auch Bundesland, Wegner ist quasi Ministerpräsident, Günther-Wünsch Bildungsministerin.

Der robust auftretende Christdemokrat hatte vor knapp einem Jahr überraschend die Wiederholungswahl gewonnen, die wegen chaotischer Zustände beim ersten Durchgang nötig geworden war. Die SPD unter Franziska Giffey musste sich mit der Rolle als Juniorpartnerin einer Großen Koalition begnügen. Im April besetzte Wegner sein Kabinett. Für die Personalie Günther-Wünsch wurde er allgemein gelobt. Denn die gebürtige Dresdenerin hat mehrere Jahre Erfahrung als Lehrerin im Problembezirk Neukölln vorzuweisen, sie sei genau die Richtige, um das völlig marode Schulwesen der Hauptstadt zu reparieren, so damals der Tenor.

Verdacht auf Bevorzugung: Nicht immer entscheidet die Qualifikation

Dass die Person den Posten bekommt, die am besten dafür geeignet ist, gilt in einer repräsentativen Demokratie zwar als Ideal, ist in der Praxis aber nicht unbedingt die Regel. Statt der fachlichen Qualifikationen entscheiden nämlich am Ende oft parteitaktische Überlegungen und der berühmte Proporz. Es kommt durchaus vor, dass Leute ins Amt kommen, weil ihr persönliches Verhältnis mit denen, die das entscheiden, entsprechend gut ist. Doch einen Liebespartner in ein hohes Amt zu heben, das gilt nach allen Maßstäben, auch denen der gelassen-resignierten Berliner, als nicht akzeptabel. 

Wegner hatte im Dezember bekannt gegeben, dass er sich von seiner Partnerin Kathleen Kantar getrennt hat – und zwar schon im Herbst. Als die ersten Artikel über seine Verbindung zu Günther-Wünsch auftauchten, sicherte er sich die Dienste von Christian Schertz. Der wohl bekannteste Medienanwalt der Nation hat schon zahlreiche Prominente vertreten, als es um deren Privatsphäre ging. Neben Barbara Schöneberger, Jan Böhmermann oder Cristiano Ronaldo vertraute auch Wegners Vor-Vor-Vorgänger im Amt, der schillernde Klaus Wowereit ("Ich bin schwul – und das ist auch gut so!") auf seinen Rat.

Schertz teilte zunächst mit, dass man zu den Berichten keine Stellung nehmen werde. Doch einige Tage darauf machten Wegner und Günther-Wünsch reinen Tisch. In knappen Worten, die umso sorgfältiger gewählt sein dürften, verkündete Schertz, das Paar habe ihn gebeten, "dies aus Gründen der Transparenz zu bestätigen, um Klarheit für alle in der professionellen Zusammenarbeit sicherzustellen". Aus der Senats-Opposition unkte es postwendend, wie diese Zusammenarbeit in der Praxis denn ablaufen solle. Zu wem etwa werde Wegner halten, wenn seine private Partnerin mit anderen Regierungsmitgliedern aneinandergerät?

Wann traf Amor im Roten Rathaus in Berlin ins Schwarze?

Der Anwalt betonte indes, es gebe rechtlich absolut nichts auszusetzen. Tatsächlich gibt es im Senat offenbar keine Bestimmungen, die eine derartige Beziehung regulieren würden – anders als etwa in vielen Wirtschaftsunternehmen. Doch eine bestimmte Formulierung des Anwalts lässt aufhorchen. Beide hätten im Herbst 2023 "entschieden, eine Beziehung einzugehen", so Schertz.

Da fragt sich die eine Berlinerin oder der andere Berliner: Entschieden? Wie genau bitte schön läuft so was denn ab? Hallo? Ist da vielleicht schon vorher "wat jewesen", über das nicht entschieden wurde? Örtliche Medien jedenfalls berichten von unbestätigten Angaben nicht genannter Abgeordneter, die da gewisse Hinweise wahrgenommen haben wollen, dass es schon zu Beginn des Jahres 2023 geknistert haben könnte. Anders gesagt: Nichts genaues weiß man nicht. Sollte sich das ändern und klar werden, dass Amors Pfeile im Roten Rathaus schon vor der Ernennung ins Schwarze getroffen haben, hätten der Regierende und die Schulsenatorin ein ernstes Problem. 

 
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