Es ist eine glanzvolle Welt von jahrhundertelanger Tradition und zudem ein nicht wegzudenkender Teil des Erbes der Habsburgermonarchie: Die Spanische Hofreitschule in der ehemaligen Residenz der österreichischen Kaiser, der Hofburg, gehört jedes Jahr zum Pflichtprogramm für viele, die die österreichische Hauptstadt bereisen. Seit Anbeginn verschrieb man sich in der Hofreitschule der Vollendung der „Hohen Schule“ der Reitkunst – seit 2010 zählt die international bekannte Institution zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Doch in den vergangenen Jahren machte die altehrwürdige Reitschule mit ihren edlen weißen Lipizzaner-Hengsten und der bekannten Winterreitschule eher mit Skandalen und internen Querelen denn mit glanzvollen Auftritten mit Kapriolen, Levaden und Courbette und Besucherrekorden Schlagzeilen.
Es ging um Streit unter den „Bereitern“, Personalabgänge und Vorwürfe, die Hofreitschule würde sich immer mehr von ihrer Tradition entfremden und zum reinen Touristenspektakel verkommen. Für Aufsehen sorgte vor allem ein Hengst mit dem royalen Namen „Maestoso Fantasca“. Dieser konnte beim strengen Ausleseverfahren, das jeder junge Lipizzaner bestehen muss, nicht überzeugen, wurde als „zuchttechnisch nicht relevant“ eingestuft und zum Verkauf freigegeben. Das passiert im Gestüt Piber, wo die Zuchtherde der Hofreitschule unterhalten wird, immer wieder – für heftige Kritik sorgte aber die Tatsache, dass „Maestoso Fantasca“ von der Tochter des damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Johann Marihart erstanden wurde.
Vom ausgemusterten Hengst zum Spitzenpferd
Der Hengst verblieb in Heldenberg, dem Trainingszentrum der Hofreitschule – und unter Aufsicht der Bereiter. Die Kosten für den Unterhalt des Pferdes – Hufschmied und Tierarzt – übernahm für längere Zeit die Hofreitschule, die Besitzerin bezahlte eine monatliche Einstellgebühr. Der Hengst wurde als Reitpferd genutzt – und bemerkenswerterweise dann doch weiter ausgebildet und trainiert. „Maestoso Fantasca“ wurde vom ausgemusterten Hengst zum Spitzenpferd, Wertsteigerung inklusive. Intern regte sich Protest in der Hofreitschule und schließlich zog sich Marihart als Aufsichtsratsvorsitzender zurück. Die Vorwürfe in Richtung Nepotismus wies er immer als „verzerrt“ und „haltlos“ zurück.
Das alles will man in der Hofburg jetzt hinter sich lassen, mit einem neuen PR-Team und einer Gesamtstrategie startet Geschäftsführer Alfred Hudler in Richtung bessere Zeiten, wie man hofft: Nachhaltigkeit, Tierwohl und Ausbau stehen auf dem Programm, dafür aber, das sagte Hudler am Donnerstag in Wien vor Journalisten, braucht man auch finanzielle Unterstützung – man will einen Fördererkreis aufbauen.