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Wien
58.000 Fotos von Kindesmissbrauch: Fall Teichtmeister facht Debatte in der Kulturszene an
Der Wiener Schauspieler Florian Teichtmeister hortete 58.000 Fotos, die Kindesmissbrauch zeigen. In der Kulturszene überrascht das viele nicht.
dpa_5FAC5A000479D6BB.jpg       -  Der 44-jährige Wiener Schauspieler Florian Teichtmeister ist in Deutschland beispielsweise aus der Kriminalfilmreihe „Die Toten von Salzburg“ oder dem „Tatort“ bekannt.
Foto: APA / Florian Wieser / Florian Wieser | Der 44-jährige Wiener Schauspieler Florian Teichtmeister ist in Deutschland beispielsweise aus der Kriminalfilmreihe „Die Toten von Salzburg“ oder dem „Tatort“ bekannt.
Werner Reisinger
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:29 Uhr

Es ist ein Kriminalfall, der in Österreich Erschütterung auslöst, weit über die Theater- und Kulturszene hinaus. Ein Fall, der für breite Diskussionen sorgt. Über digitalen Kindesmissbrauch, Prävention, Täterarbeit und Opferschutz. Ebenso wie über ein System des Schweigens und Verharmlosens im Kulturbetrieb – das eine Geschichte wie jene von Florian Teichtmeister erst möglich gemacht hatte.

Der Schauspieler ist unter anderem aus "Die Toten von Salzburg" und "Tatort" bekannt. Als am vergangenen Freitag öffentlich wurde, dass die Polizei auf Datenträgern des Theater- und Filmschauspielers 58.000 Fotos von sexuellem Missbrauch Minderjähriger sichergestellt hatte, sorgte dies in der österreichischen Kunstszene keineswegs überall für großes Aufsehen.

Florian Teichtmeister: Seine Ex-Freundin fand ein Bild auf seinem Handy

Nicht wenige Kollegen und Regisseure wussten, dass gegen Teichtmeister bereits seit eineinhalb Jahren ermittelt wurde: Seine ehemalige Lebensgefährtin hatte auf seinem Handy ein Bild des Missbrauchs eines Kindes gefunden und Anzeige erstattet.

Ermittlungen gegen den Schauspieler gab es zuvor wegen Vorwürfen wiederholter häuslicher Gewalt gegen die besagte Ex-Partnerin – diese wurden jedoch aus Mangel an Beweisen eingestellt. Auch wegen Drogenbesitzes wurde gegen den 44-Jährigen ermittelt. Laut den Ermittlungsakten soll Teichtmeister, was den Besitz des Missbrauchsmaterials betrifft, geständig sein: Eigenen Aussagen nach habe er einen "Kick" dabei empfunden, sich über die Jahre immer mehr und mehr Material zu besorgen. Ab dem 8. Februar wird er sich in Wien vor Gericht verantworten müssen. 

Das Burgtheater entließ Teichtmeister umgehend

Bekannt waren die Vorwürfe auch dem Burgtheater, wo Teichtmeister Teil des Ensembles war. Das renommierte Haus entließ Teichtmeister am Freitag mit sofortiger Wirkung – und sieht sich dennoch mit heftiger Kritik konfrontiert. Im September 2021 habe man aus den Medien von Vorwürfen gegen einen damals noch nicht namentlich bekannten Darsteller erfahren, gab Burg-Direktor Martin Kusej zu.

Als bekannt wurde, dass es sich um Teichtmeister handle, habe es ein Gespräch gegeben. In diesem habe Teichtmeister "die Vorwürfe vehement und glaubhaft bestritten", schreibt Kusej, und: "Weder für eine Dienstfreistellung noch für eine vorzeitige Beendigung des Arbeitsverhältnisses gab es eine ausreichende rechtliche Grundlage."

Die Arbeitsrechtsexpertin Katharina Körber-Risak lässt dies nicht gelten. Eine Abwägung der Pflichten des Arbeitgebers, also des Burgtheaters, hätte ergeben müssen, dass trotz Unschuldsvermutung sehr wohl ein Anlass bestanden habe, Teichtmeisters Engagement zumindest bis zur Klärung ruhend zu stellen. Demgegenüber äußern Juristen wie die Strafrechtsexpertin Katharina Beclin die Kritik, allzu harte arbeitsrechtliche Konsequenzen könnten andere Täter davon abhalten, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen.

Der ORF nahm jedenfalls sofort Filme und Serien, in denen Teichtmeister zu sehen ist, aus dem Programm. Marie Kreutzers Drama "Corsage" über Kaiserin Elisabeth, in dem Teichtmeister Kaiser Franz Joseph spielt, bleibt hingegen im Rennen um den Auslands-Oscar 2023. 

Viele Stars sprechen nun offen über das System

Viele österreichische Stars sprechen nun offen über das System des Schweigens in der Branche, wenn es um Missbrauch, Mobbing oder sexuelle Übergriffe geht – diese seien in der Kunstszene keineswegs eine Seltenheit.

"Melden wir auch Fälle, die uns vor zehn Jahren passiert sind – im Zweifel arbeiten diese Kollegen noch immer", schrieb die ehemalige "Buhlschaft"“ im "Jedermann" der Salzburger Festspiele, Verena Altenberger. Ein "Weiter wie bisher" dürfte es hinter den Bühnen in Österreichs Theatern und Filmsets wohl nicht geben. 

 
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