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Managua
Miss Universe Sheynnis Palacios gerät ins Visier eines Diktators
Sheynnis Palacios ist zur schönsten Frau der Welt gekürt worden. Nun wird sie dem Diktator in ihrer Heimat Nicaragua zu gefährlich. Und sie ist nicht die Einzige.
72. Miss Universe-Wahl       -  Der Moment des Erfolgs: Sheynnis Palacios wird zur 72. 'Miss Universe' gekürt.
Foto: Camilo Freedman, dpa | Der Moment des Erfolgs: Sheynnis Palacios wird zur 72. "Miss Universe" gekürt.
Tobias Käufer
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:47 Uhr

Die letzte Warnung an die Schönheitskönigin Sheynnis Palacios kam über einen Umweg: Karen Celebertti, Direktorin der Organisation „Miss Universe Nicaragua“, ist erst die Wiedereinreise in ihr Heimatland nach dem triumphalen Finale der "Miss Universe"-Wahl verweigert worden. Nun legten die Behörden nach. Nur wenige Wochen nach dem ersten Sieg des mittelamerikanischen Landes bei der weltweit beachteten Wahl hat die nicaraguanische Polizei Celebertti wegen Verschwörung, Geldwäsche und Verbreitung von Fake News angeklagt.

Mit den Maßnahmen reagiert das linksgerichtete sandinistische Regime von Machthaber Daniel Ortega und seiner Ehefrau, Vizepräsidentin Rosario Murillo, auf die jüngsten Ereignisse im Land. Der Sieg, der im November zur neuen "Miss Universe" gekürten Sheynnis Palacios, 23, sorgt bei Ortega für schlechte Stimmung, denn die Studentin war zuvor auf einem Foto mit blauen und weißen Fahnen zusammen mit dem Liedermacher Carlos Mejia Godoy zu sehen, der an den Sozialprotesten 2018 im Land teilnahm. Die Verwendung von blau-weißen Landesfarben wird vom Ortega-Clan als Nähe zur Opposition ausgelegt. Nach Palacios Sieg strömten zudem Tausende Menschen in den Städten des Landes auf die Straße, um zu feiern. Später gab es in der Hauptstadt Managua sogar Autokorsos. Offiziell gilt seit den blutig niedergeprügelten und niedergeschossenen Protesten ein striktes Verbot öffentlicher Demonstrationen.

Die neue "Miss Universe" stammt aus einfachsten Verhältnissen

Die Ehefrau von Machthaber Daniel Ortega, Vizepräsidentin Rosario Murillo, erklärte daraufhin: "Wir sehen die plumpe Ausbeutung und die plumpe und bösartige terroristische Kommunikation, die darauf abzielt, einen schönen und wohlverdienten Moment in eine Rückkehr zu schändlichen, egoistischen und kriminellen Praktiken zu verwandeln.“ Weil die Popularität Palacios dem Regime gefährlich werden könnte, gehen die Behörden nun gegen die Managerin des Wettbewerbes vor.

Palacios stammt aus einfachsten Verhältnissen, verkaufte Buñuelos (eine Süßspeise aus Maniok und Quark), um ihr Studium zu finanzieren. Deswegen konnte sich hauptsächlich die arme Bevölkerung mit ihrer Lebensgeschichte identifizieren. Der regierungsfreundliche Sender Canal 13 hatte ihre Herkunft aber verspottet. TikToker Geovany Lopez Acevedo, bekannt als „Tropi Kong“, wurde verhaftet, weil er die Moderatoren von Canal 13 wegen der Demütigungen gegen Palacios öffentlich kritisiert hatte. Der Sender wird von Kindern der Familie Ortega gemanagt.

Während die Gewinnerin derzeit noch nicht wieder nach Nicaragua zurückgekehrt ist, wurde Direktorin Celebertti und ihrer Tochter nach mehreren Stunden des Wartens im Flughafengebäude in Mexiko mitgeteilt, dass sie nicht wieder in ihre Heimat zurückkehren dürfen. Diese Methode hat System in Nicaragua: In den vergangenen Jahren wurde nahezu die gesamte Oppositionsspitze erst verhaftet und dann ausgebürgert. In den sozialen Netzwerken kursiert zudem die Version, dass auch gegen Palacios zunächst ein Einreiseverbot verhängt werden sollte. Nach ihrem überraschenden Sieg bei dem weltweit beachteten Wettbewerb zog das Regime aber die Maßnahme zunächst wieder zurück.

Nicaragua war 2018 von schweren Protesten erschüttert worden

Sheynnis Palacios wird nun erst einmal in New York bleiben, wo sie als neue "Miss Universe" Verpflichtungen zu erfüllen hat. Ob sie sich dann öffentlich äußern wird, ist unklar. Da sie noch einige Familienangehörige in der Heimat hat, die dann zur Zielscheibe des Regimes werden könnten, wird sie das Risiko abwägen.

Nicaragua war 2018 von schweren Protesten erschüttert worden, bei denen etwa 350 Menschen ums Leben kamen. Das Ortega-Regime ließ in der Folgezeit die gesamte Opposition verhaften, regierungskritische Medien enteignen und auch Priester und Bischöfe ins Gefängnis werfen. Inzwischen sind zudem fast 4000 Nichtregierungsorganisationen verboten. Managuas Weihbischof Silvio Baez, der wegen Morddrohungen im Exil in den USA lebt, dankte Sheynnis Palacios ausdrücklich dafür, „dass sie ihrem Heimatland Freude und Stolz“ bereitet habe. Sein Amtsbruder Rolando Alvarez sitzt inzwischen wegen pazifistischen Widerstands gegen die Regierung im Gefängnis. Er gehört laut Umfragen zu den populärsten Personen in Nicaragua.

 
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