Chefredakteur Steffen Klusmann verlässt das NachrichtenmagazinDer Spiegel. Der 57-Jährige verlasse die Chefredaktion nach der Umsetzung weitreichender Reformen in den vergangenen Jahren "im gegenseitigen Einvernehmen", teilte das Medienhaus am Donnerstag in Hamburg mit. Zuvor hatten Business Insider und dwdl.deüber einen bevorstehenden Abgang berichtet. Klusmannwar seit Anfang 2019 an der Spitze des Nachrichtenmagazins. Neuer Chefredakteur ist ab sofort der Spiegel-Autor Dirk Kurbjuweit.
Spiegel: Machtkämpfe führten wohl zu Chefredakteurs-Wechsel
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Gerüchte um Machtkämpfe an der Spitze beim Spiegel gegeben. Klusmann wurde in der Mitteilung unter anderem mit den Worten zitiert: "Wir haben eine ganze Menge gemeinsam erreicht. Zuletzt haben Geschäftsführung und ich in entscheidenden strategischen Fragen allerdings allzu oft keine Einigkeit erzielt - was nun mein Ausscheiden zur Folge hat."
Kurbjuweit sagte demnach: "In den vergangenen Jahren wurde eine großartige Grundlage geschaffen, um dem Spiegel eine dauerhafte digitale Zukunft zu sichern und auch das Magazin noch besser zu machen."
Klusmann startete während der Aufarbeitung der Relotius-Affäre
Klusmanns Start als Chefredakteur war holprig, denn er fiel in die Zeit der Aufarbeitung des wohl größten Skandals des Magazins: die Affäre um die gefälschten Texte des bis dahin gefeierten Autors Claas Relotius. Die Leitung der Redaktion in dieser schwierigen Zeit brachte ihm Respekt ein.
Der 57 Jahre alte Klusmann wechselte damals vom Manager Magazin, das er seit November 2013 als Chefredakteur geleitet hatte, auf den Topjob innerhalb der Spiegel-Verlagsgruppe. Davor war der gebürtige Karlsruher einige Monate stellvertretender Chefredakteur des Stern beim Konkurrenten Gruner + Jahr gewesen. Zu seinen früheren beruflichen Stationen zählte - mit Unterbrechung - seit 1999 seine Tätigkeit bei der Financial Times Deutschland. 2004 wurde er dort Chefredakteur. 2012 wurde die Zeitung (Gruner + Jahr) eingestellt.
In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur Ende 2021 zum 75-jährigen Bestehen des Spiegels hatte Klusmann gesagt: "Dass es einen an der Spitze des Spiegel schnell verreißen kann, sollte man einpreisen, wenn man den Job annimmt. Sonst macht man vor lauter Angst entweder gar nix oder alles falsch." (dpa)