Gang einlegen, die Kupplung drücken, vorsichtig Gas geben und losfahren. Das klingt simpel, ist aber für ungeübte Fahrschüler oft ein Problem und für Männer mit Benzin im Blut ein Thema von philosophischer Bedeutung. In der vor 40 Jahren gedrehten Kultserie „Münchner Geschichten“ widmete der große Regisseur Helmut Dietl der Handhabung der Autokupplung sogar einen Monolog des Hauptdarstellers Tscharlie Häusler. Der versuchte sich erfolglos als Autoverkäufer und beschrieb die Handhabung der Kupplung als eine Art erotischen Akt.
Das Fachblatt Auto-Revue bestätigt ihn: "Beim Kuppeln braucht’s Gefühl und Liebe", heißt es da. Wer die Kupplung schonend behandele, könne ihre Lebensdauer deutlich erhöhen. Bemerkbar macht sich dieses Verschleißteil nämlich vor allem, wenn jemand den Umgang damit nicht beherrscht. Beispielsweise bei unsanftenGangwechseln oder ruckartigem Anfahren.
In modernen Elektroautos gibt es schlichtweg keine Kupplung mehr
Bei modernen Elektroautos ist alles anders. Da käme nämlich niemand mehr auf die absurde Idee, ihre Bedienung metaphorisch mit einem Liebesspiel zu vergleichen. Nicht nur, weil man sich als Mann damit bei Frauen heutzutage bestenfalls ein verständnisloses Kopfschütteln abholen würde, sondern schlichtweg auch, weil keine Kupplung mehr vorhanden ist.
Um das zu verstehen, muss man, bildlich gesprochen, kurz die Motorhaube öffnen und ein paar erklärende Wort einflechten. Die Kupplung ist dazu da, bei Verbrenner-Fahrzeugen eine Verbindung für die Kraftübertragung zwischen Motor und Getriebe herzustellen. Dadurch erst ermöglicht sie das Anfahren und das Wechseln der Gänge. Das ist beim Elektromobil nicht notwendig, da gibt es schlichtweg kein klassisches Getriebe.
In Deutschland haben viele Menschen das Autofahren aber noch in einem Fahrzeug mit Handschaltung und Kupplung gelernt. Nun ist es Zeit, langsam Abschied zu nehmen. Denn, wie gesagt, beim Elektromotor gibt man einfach Gas, und er dreht hoch. Gangwechsel überflüssig.
Die klassischen Handschalter mit Kupplung zeugen von der Autofahrerei aus der Zeit des Straßen-Patriarchats, als sich viele Männer noch als Asphaltcowboys fühlten und ihren Pferdchen im Motorraum mit Wonne die Sporen gaben. Ideen wie das Tempolimit waren für diesen Typus Mann so etwas wie eine vegane Bowl für die Freunde des Wiener Schnitzels.
Autohersteller bringen ganze Modellreihen ohne Schaltgetriebe auf den Markt
Man denke an die alten Ferraris beispielsweise. Bei denen war die Kupplung bisweilen so schwer durchzudrücken, dass man das Gefühl hatte, das sei mit Absicht so, damit diese Sportwagen für Frauen nur schwer zu handhaben seien. Inzwischen hat sich das allerdings geändert.
Immer mehr Autohersteller bringen ganze Modellreihen ohne Schaltgetriebe auf den Markt. "Mit den anstehenden Modellwechseln entfällt somit die Kupplung und das Kupplungspedal", berichtete die PS-Postille Auto, Motor und Sport schon vor einiger Zeit mit einem Anflug von Entsetzen.
Autofahren wird sich in den kommenden Jahrzehnten also massiv verändern. Die Fahrzeuge werden sich langfristig sogar selbst lenken, und autonom betriebene Roboterautos benötigen den Menschen als Fahrer nicht mehr. Das hat verkehrstechnisch gesehen durchaus Vorteile. Denn das Ende der Asphaltcowboy-Zeit heißt auch, dass es weniger emotional auf den Straßen zugehen wird. Es wird rationaler und damit weniger gefährlich.
Selbst hartgesottene Fans des Handschalters und der Kupplung werden dann beim Anfahren und Abbremsen im Stop-and-go-Dschungel der Metropolen vielleicht froh sein, dass sie sich im Auto anderen Dingen widmen können als dem Fahren.