
Hallo Sasha, gibt es außer dem Finanzamt jemand, der Sie beim Familiennamen Röntgen-Schmitz anspricht?
Sasha (lacht): Nur noch sehr selten. Die wenigsten kennen ja meinen Nachnamen. Manche sagen aber Herr Sasha.
Ihre neue Single trägt den Titel „9 Lives“. Selbst Katzen sagt man nur sieben Leben nach. Lebensmüdigkeit kann man Ihnen nicht unterstellen, oder?
Sasha: Nein, nein. Das ist eher ein Mantra an mich selbst. Übrigens haben Katzen in Amerika neun Leben.
Ach ja?
Sasha: Das wusste ich vorher auch nicht, habe es aber recherchiert. Es ist ja so, wenn man älter wird, schleichen sich komische Sachen bei einem ein. Man denkt viel zu viel nach. Stattdessen sollte man mehr nach Gefühl entscheiden.
Das Gefühl spielt auch bei Ihrem Jubiläumsalbum „This Is My Time. This Is My Life“eine Rolle. Es ist mit Big Band aufgenommen worden. Und das erinnert unter anderem an Robbie Williams. Ist das Zufall?
Sasha: Ja, es ist tatsächlich Zufall. Es gibt schon seit langer Zeit Parallelen mit Robbie Williams. Er ist mir auch tatsächlich mit ein paar Sachen zuvorgekommen, wie zum Beispiel seinem Swing-Album. Ich hatte die gleiche Idee, aber bevor ich eine Band zusammenbekam, hatte er es schon rausgebracht. Dass er etwas Ähnliches macht, ist schon bemerkenswert. Vielleicht frage ich ihn bei der nächsten Produktion, ob wir die zusammen machen, dann können wir uns die Studiokosten teilen.
Sie sagen, die Big-Band-Aufnahmen seien ein Traum von Ihnen gewesen. Was ist für Sie das Besondere daran, Lieder in großer Besetzung aufzunehmen?
Sasha: Die Grundidee gibt es bei mir schon seit 20 Jahren. Es kam aber immer etwas dazwischen. Ich bin ja mit dieser Musik, mit den großen Las-Vegas-Sängern wie Frank Sinatra, aufgewachsen, die tänzelnd, swingend die Showtreppe runterkamen. Das wollte ich auch.
Sie sind ja in der glücklichen Situation, nicht nur Sasha, sondern auch Ihr Alter Ego Dick Brave zu sein und stehen sozusagen auf zwei musikalischen Beinen. Wie kamen Sie damals auf die Idee?
Sasha: Ja, das war keine bewusste Entscheidung. Ich fühlte mich damals leer gearbeitet. Trotzdem habe ich aus Tradition heraus immer zu einem Minikonzert an Weihnachten in Dortmund eingeladen – mit Freunden, Geschäftspartnern und Hardcore-Fans. Aber in diesem Jahr hatte ich keine Lust, Sasha-Songs zu spielen. Und da hatte ich nun die Idee und sagte: Lass uns doch an diesem Abend 20 Rock 'n' Roll-Songs spielen. Das fanden wir dann so cool, dass wir unserem Veranstalter sagten, er solle Termine in Clubs buchen. Und ein Name musste her.
Und wie kam es zu Dick Brave?
Sasha: Im Büro meines Tourmanagers hing ein Plakat von Nick Cave & The Bad Seeds. Und daraus habe ich dann den Namen Dick Brave & the Backbeats gebastelt. Und ich habe dem Konzertveranstalter gesagt, er solle nicht ankündigen, dass da Sasha dahintersteckt. Da wusste dann wirklich keiner, wer da auf die Bühne kommt.
Haben Sie noch mehr Ichs, die nicht so öffentlich sind?
Sasha (lacht): Ja, noch sieben andere. Spaß beiseite. Ich habe tatsächlich zwei Ichs in mir vereinigt. Denn ich komme mütterlicherseits aus einer Schaustellerfamilie und väterlicherseits aus einer urwestfälischen Kneipiersfamilie. Da schlagen also schon mal zwei Herzen in meiner Brust. Das zeigt sich, wenn ich unterwegs bin, dann will ich nach Hause. Und andersherum, wenn ich zu Hause bin, halte ich das auch nicht lange aus. Dieses Reiseblut des Schaustellers fließt in meinen Adern, und auf der anderen Seite ist der Wunsch nach dem eher beschaulichen Leben mit Häuschen und Garten. Die beiden Teile kämpfen immer ein bisschen gegeneinander.
Mal von den inneren Werten zu den äußeren. Sie haben das Image eines Sonnyboys, eines Frauen- und Teenieschwarms. Sie sind aber inzwischen auch schon 50. Wie gehen Sie damit um?
Sasha: Ich glaube, ich habe schon lange nicht mehr das Image eines Sonnyboys. Die Anzahl weiblicher Fans in den Konzerten ist nur mehr marginal höher als der männlichen. Und die Männer kommen inzwischen auch freiwillig mit.
50 ist ja eine Zahl, bei der man ins Grübeln kommen kann. Wie ging es Ihnen damit?
Sasha: So halb gut. Deshalb habe ich den Angriff nach vorne gewagt und feiere das ganze Jahr.
Darf ich noch ein bisschen auf dem Thema herumreiten? Was haben Sie gedacht, als Sie ihr erstes graues Haar entdeckt haben?
Sasha: Ach du Scheiße, jetzt geht das los! Inzwischen sind viele Haare auf eine Art grau. Aber ich mag das. Einmal habe ich mir die Haare getönt, was ja bei Männern Renaturing heißt. Das sah so bescheuert aus, dass ich es dann doch lieber bei grau belassen habe.
Benutzen Sie Faltencremes oder setzen Sie auf Wasser und Seife?
Sasha: Ich habe eine Armada von jung haltenden Cremes. Es ist ja auch wirklich der Hammer, was es da alles gibt.
Wirklich?
Sasha: Ja, so Mittelchen gegen Falten unter den Augen beispielsweise. Das funktioniert wirklich. Ich probiere das gerne aus.
Eine Frage darf ich nicht vergessen. Sie haben bis heute keinen Führerschein. Wie sieht es aus? Haben Sie den jetzt in Angriff genommen, oder lassen Sie es jetzt ganz sein, weil Sie sich ja locker bis zum Lebensende einen Chauffeur leisten können?
Sasha: Ich habe gelesen, dass Elon Musk eine Firma hat, die an Chips forscht, die sich Menschen ins Gehirn pflanzen können. Damit sollen die Menschen in Zukunft die künstliche Intelligenz beherrschen. So lange warte ich. Denn wenn dieser Chip kommt, kann man ihn mit Sicherheit auch mit dem Thema Autofahren programmieren …