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Überschwemmungen
"Jahrhundertflut" in Russland: Mehr als 100.000 Menschen in Sicherheit gebracht
Die Hochwasserlage in Russland und Kasachstan verschärft sich weiter. Mehr als 100.000 Menschen wurden gerettet und in Sicherheit gebracht. Den Behörden wird Versagen vorgeworfen.
Svenja Moller
 |  aktualisiert: 16.04.2024 02:44 Uhr

Russland und Kasachstan leiden aktuell an extremem Hochwasser, und die Lage verschärft sich weiter. Inzwischen wurden laut den Behörden mehr als 100.000 Menschen in Sicherheit gebracht. Sie befinden sich nun in Notunterkünften oder bei Verwandten und Bekannten.

Ausnahmezustand wegen Hochwasser in Russland ausgerufen

In Russland ist vor allem die Region Orenburg von einem Hochwasser im Fluss Ural betroffen. Auch andere Flüsse in der Region stiegen stark an. Auslöser der Flut sind eine starke Schnee- und Eisschmelze im Uralgebirge, Niederschläge sowie Dammbrüche. Die Behörden hatten bereits am Sonntag den Ausnahmezustand verhängt. Nach mehreren Dammbrüchen in der Nähe der 200.000-Einwohner-Stadt Orsk stehen dort mehr als zehntausend Häuser unter Wasser, so die Behörden. Mehr als 6100 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden, davon 2000 in Orsk. Die komplette Altstadt sowie weitere Stadtteile und umliegende Dörfer sind laut der Zeitung Kommersant überflutet worden. Gas und Strom wurden dort abgeschaltet. 

In der Großstadt Orenburg ist der Ural über die kritische Marke getreten und erreichte am Mittwoch einen Höchststand von zehn Meter – und er steigt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 Zentimetern in 24 Stunden. Mehrere Stadtteile stehen unter Wasser. Russische Staatsmedien sprachen von einer "Jahrhundertflut mit apokalyptischen Ausmaßen".

Doch nicht nur das Gebiet um Orenburg ist betroffen. Das Zivilschutzministerium warnte auch vor einer Hochwassergefahr in Tjumen im Westen Sibiriens. In Kurgan im Südwesten Sibiriens wurde teilweise der Ausnahmezustand verhängt, weil dort der Fluss Suer über die Ufer getreten ist. In dem Dorf Sekisowo ertrank ein Mann, der trotz eines Verbots versucht hatte, den Fluss über eine Fußgängerbrücke zu überqueren, wie die örtlichen Behörden mitteilten. Er sei betrunken gewesen. Der Gouverneur der Region rief alle Bewohner von Dörfern in der Nähe des Flusses Tobol auf, sich in Sicherheit zu bringen. "Warten Sie nicht, bis das Wasser kommt. Es kommt nachts und unerwartet, wird immer mehr, in Gestalt einer hohen Welle", wo der Politiker auf Telegram.

Laut dem stellvertretenden Zivilschutzminister Viktor Jazuzenko handelt es sich um ein "Rekord-Hochwasser". Noch nie sei ein derartig hoher Wasserstand bei dem Fluss Ural festgestellt worden. Russlands Präsident Wladimir Putin ordnete die Bildung einer Sonderkommission der Regierung an, die sich um die Bewältigung der Folgen des Hochwassers kümmern soll. Polizeipatrouillen sollen eingesetzt und Plünderungen verhindert werden.

Hochwasser: Kritik an Behörden in Kasachstan und Russland

Vor dem Rathaus in Orsk hat sich eine Gruppe von etwa hundert Demonstranten versammelt, wie das kremlkritische Portal Ostoroschno, Nowosti berichtete. Sie riefen "Schande! Schande!" und warfen den Behörden Versagen vor. So kritisierten sie, dass der Damm, für den nach offiziellen Angaben viel Geld ausgegeben wurde, dem Hochwasser nicht standgehalten habe. Schließlich trafen sich der Bürgermeister und der Gouverneur der Region mit einer Delegation der empörten Bürger zu Gesprächen. Gouverneur Denis Pasler versprach den vom Hochwasser Geschädigten danach, man werde sie in Hotels und Kurheimen anstatt in einer Sammel-Notunterkunft unterbringen.

Auch der kasachische Staatschef Kassym-Schomart Tokajew hatte den örtlichen Behörden vorgeworfen, keine ausreichenden Vorkehrungen für das Hochwasser getroffen zu haben. Er hatte bereits in der vergangenen Woche "mit Blick auf Ausmaß und Konsequenzen" von der vielleicht "größten Naturkatastrophe der vergangenen 80 Jahre" gesprochen. (mit dpa)

 
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