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Kapstadt
Warum Oscar Pistorius im Gefängnis bleiben muss
Der an den Unterschenkeln amputierte Leichtathlet Oscar Pistorius wurde weltberühmt, als er 2013 seine Freundin erschoss. Nun hoffte der Südafrikaner vergeblich auf seine vorzeitige Haftentlassung.
Oscar Pistorius       -  Gefallener Held: Oscar Pistorius im Gerichtssaal. Er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Foto: Kim Ludbrook, dpa (Archivbild) | Gefallener Held: Oscar Pistorius im Gerichtssaal. Er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Christian Putsch
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:35 Uhr

In den Morgenstunden des 14. Februar 2013 musste sich das für Pathos empfängliche Südafrika von einer seiner populärsten Heldengeschichten verabschieden. Ihr junger Paralympics-Star Oscar Pistorius war zu Ruhm gelangt, als er wenige Monate zuvor als erster an den Unterschenkeln amputierter Sportler an den Olympischen Spielen teilgenommen hatte. Dafür wurde er als einer gefeiert, der gegen alle Widerstände und Wahrscheinlichkeiten triumphierte, eine Erinnerung an die Ideale des von Skandalen und Misswirtschaft gebeutelten Landes.

Dieses Narrativ kam mit Pistorius' tödlichen Schüssen auf seine Freundin Reeva Steenkamp zu einem abrupten Ende. Es folgte ein Gerichtsspektakel und schließlich die Verurteilung wegen Totschlags. Pistorius, der beteuert hatte, Steenkampfür einen Einbrecher gehalten zu haben, wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Der Minimalstrafe in Südafrika für dieses Verbrechen.

Zehn Jahre nach der Tat hatte Pistorius auf Freilassung gehofft

Am Freitag nun, gut zehn Jahre nach der Tat, hatte Pistorius auf seine vorzeitige Freilassung gehofft. Die Gefängnisbehörden hatten seinem Antrag auf eine Anhörung zugestimmt, was formal nur nach Ablauf der Hälfte seiner Haftstrafe möglich ist. Doch der Prozess zog sich damals inklusive Berufungsverfahren über dreieinhalb Jahre hin – einen Teil davon verbrachte Pistorius unter Hausarrest und nicht in Haft. Es war offenbar nicht klar, wie viel dieser Zeit angerechnet wird, ab wann die Strafe in Kraft trat.

Erst am 24. März erkundigten sich die Gefängnisbehörden auf Drängen der Steenkamp-Anwältin beim Obersten Berufungsgericht, ob denn tatsächlich die Hälfte der Haftstrafe abgesessen sei. Zwei Tage vor Pistorius' Anhörung antwortete das Gericht dem Justizministerium schließlich. Pistorius, so die justizinterne Interpretation des Schreibens, komme doch erst im August 2024 für eine Freilassung infrage

Es sickerten vorteilhafte Details über Pistorius durch

Die Anhörung fand dann trotzdem statt, man mutete damit auch June Steenkamp, der Mutter des Opfers, die Anreise zum Atteridgeville-Gefängnis in Pretoria zu. Die Anhörung endete entsprechend mit der Feststellung, dass Pistorius seine Strafe nicht im ausreichenden Umfang abgesessen habe, um für eine Aussetzung der Haft zur Bewährung infrage zu kommen. Sein AnwaltJulian Knight, der im Vorfeld gegenüber dieser Zeitung noch gesagt hatte, der inzwischen 36 Jahre alte Pistorius erfülle "alle Voraussetzungen", kündigte an, rechtliche Schritte gegen die Entscheidung zu prüfen.

Immer wieder sickerten im Laufe der Jahre vorteilhafte Details über das Verhalten des gefallenen Sportstars im Gefängnis durch. So ist publik, dass der ehemalige Profi-Athlet anderen Gefangenen Tipps beim Gewichtheben gibt, Mitglied eines Buchclubs wurde und Gemüse für hilfsbedürftige Kinder angepflanzt hat. Zudem hat seine Familie ein Klavier und eine Gitarre an das Gefängnis gespendet. 

Pistorius hat ein Millionenvermögen für den Prozess ausgegeben

Pistorius selbst hat ein Millionenvermögen für den Prozess ausgegeben. Doch die Familie gilt als wohlhabend. Sein Onkel Arnold Pistorius hatte angedeutet, dass Pistorius im Fall der Aussetzung der Strafe zur Bewährung ein Job-Angebot einer Firma habe. Südafrikanische Medien legten nahe, dass es sich um eines der Unternehmen der Familie handelt. 

Der südafrikanische Justizvollzugsdienst steht derzeit unter besonderer Beobachtung – und der aktuelle Vorgang passt ins desolate Bild. In den vergangenen Wochen veröffentlichte die Nachrichtenseite Ground Up mehrere Artikel, die nahelegen, dass im Mai 2022 die Flucht des verurteilten Mörders und Vergewaltigers Thabo Bester aus einem Gefängnis in Bloemfontein verschleiert wurde. Damals wurde in seiner ausgebrannten Zelle eine verkohlte Leiche gefunden, der Fall wurde vorschnell als Suizid Besters registriert. Erst dank der Medienveröffentlichungen wurde publik, dass die DNA der Leiche nicht mit der von Besterübereinstimmt, zudem war die Todesursache offenbar eine stumpfe Kopfverletzung. Nach Bester läuft nun eine Fahndung.

 
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