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Insolvenz
Galeria Karstadt Kaufhof: Benko geht - Sind die Kaufhäuser nun erneut in Gefahr?
René Benko zieht sich aus der Signa-Gruppe zurück und Galeria Kaufhof Karstadt ringt um die Existenz. Was das für die Kaufhäuser bedeutet.
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Foto: Oliver Berg, dpa (Symbolbild) | René Benko zieht sich aus der Signa-Gruppe zurück und Galeria Kaufhof Karstadt ringt um die Existenz.
Ann-Katrin Hahner
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:59 Uhr

Galeria Kaufhof und Karstadt stecken tief in der Krise. Die Fusion der beiden Traditionshäuser unter dem Dach der Signa-Gruppe des Unternehmers René Benko sollte ein neues Kapitel in der Geschichte des deutschen Einzelhandels aufschlagen. Doch die Realität sieht anders aus: Finanzielle Schwierigkeiten, Managementwechsel und die sich wandelnde Einzelhandelslandschaft haben die Zukunft der Warenhauskette in Ungewissheit gestürzt. Doch was bedeutet das nun für die Kaufhäuser von Galeria und Karstadt?

Übrigens: Speziell die Mode-Branche wird in letzter Zeit von Insolvenzen heimgesucht. Auf Gerry Weber folgten Unternehmen wie die High-Fashion-Kette Madeleine, die nun 200 Mitarbeiter entlassen muss. Das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle rechnet damit, dass noch mehr Unternehmen in die Pleite rutschen und sich die Situation verschärfen könnten.

Galeria Karstadt Kaufhof: Benko geht - Sind die Kaufhäuser nun erneut in Gefahr?

René Benko, der österreichische Immobilieninvestor und Kopf hinter der Signa-Gruppe, hatte in der jüngsten Geschichte von Galeria Kaufhof und Karstadt eine Schlüsselrolle inne. Die Übernahme von Galeria Kaufhof erfolgte im Jahr 2018, nachdem Benko bereits 2014 Karstadt übernommen hatte, schreibt das Portal t-online in einem Portrait über Benko. Diese strategischen Schritte zielten darauf ab, zwei der größten und traditionsreichsten Warenhausketten Deutschlands unter einem Dach zu vereinen. Der Plan: Durch die Fusion von Karstadt und Kaufhof sollte eine neue Einzelhandelsmacht geschaffen werden, die in der Lage sein sollte, sich in einem hart umkämpften Markt, der zunehmend von Online-Händlern dominiert wird, zu behaupten.

Jedoch folgtem Benkos Plan schnell Herausforderungen. Die zunehmende Konkurrenz durch E-Commerce-Plattformen, veränderte Verbrauchergewohnheiten und hohe Betriebskosten setzten die Warenhäuser unter Druck. Kritiker wiesen laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung außerdem darauf hin, dass die Strategie, Immobilien von den operativen Einzelhandelsaktivitäten zu trennen, das Unternehmen anfällig für finanzielle Turbulenzen machte.

Und nun ist Benkos vor 20 Jahren gegründete Signa-Gruppe, die unter anderem für den Bau des Hamburger Elbtowers bekannt ist, auch noch selbst angeschlagen. Am vergangenen Mittwoch gab die Gruppe dann bekannt, dass Benko als Vorsitzender des Beirates der Signa-Holding zurücktreten werde. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, soll Benko den Sitz auf Druck der Mitgesellschafter geräumt und Platz für den deutschen Sanierer Arndt Geiwitz gemacht haben. Geiwitz übernimmt die Führung und wird sowohl den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees als auch die Restrukturierung der Immobilien- und Handelsholding verantworten. Dabei wird er sich auch damit befassen müssen, wie es mit Galeria und Karstadt weitergeht.

Übrigens: Nicht nur die Signa-Gruppe ist derzeit angeschlagen. Auch Real steckt in Schwierigkeiten und rund 60 Filialen stehen auf der Kippe und ein deutscher Autobauer sowie eine bayerische Möbilfirma werden Mitarbeiter entlassen müssen. 

Galeria Karstadt Kaufhof: So geht es jetzt weiter

Doch was bedeuten diese Umbrüche jetzt für Galeria Karstadt Kaufhof? Nachdem das Unternehmen das Schutzschirmverfahren Ende Mai 2023 verlassen hat, wie Business Insider berichtet, sind die finanziellen Schwierigkeiten und die Notwendigkeit einer Restrukturierung deutlich geworden. Für das Unternehmen war es bereits das zweite Insolvenzverfahren innerhalb von zwei Jahren. Insolvenzverwalter Andreas Geywitz hat laut dem Bericht bereits eine Reduzierung der Filialanzahl von 129 auf 91 vorgenommen, um Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. Trotz der Hoffnungen auf eine Steigerung der Effizienz durch den Online-Handel zeigt zudem ein Bericht von t-online.de, dass der Online-Umsatz im Jahr 2022/23 um 16,6 Prozent unter dem Vorjahr lag.

Die Zukunft von Galeria Kaufhof und Karstadt bleibt daher zunächst größtenteils ungewiss. Wie am 13. November durch einen Bericht der Bild-Zeitung bekannt wurde, plant offenbar das Bürobedarfs-Unternehmen "buero.de", den Bereich Bürobedarf und Schulwaren von Galeria zu übernehmen, was als dreistelliges Millionengeschäft an allen Standorten bezeichnet wird. Dieser Schritt solle in mehreren Phasen umgesetzt werden, beginnend am 1. Februar 2024 und endend am 1. Februar 2025. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen soll bereits Ende Oktober begonnen haben, nachdem Verhandlungen im Vorjahr gescheitert waren - angeblich aufgrund von Spannungen zwischen dem ehemaligen Galeria-CEO Miguel Müllenbach und Markus Schön, dem neuen Management von Galeria.

Experten, die gegenüber Medien wie der Wirtschaftswoche und dem Bayerischen Rundfunk zitiert wurden, äußerten zudem Bedenken, dass die aktuellen Restrukturierungsmaßnahmen und Investitionen möglicherweise nicht ausreichen, um das Unternehmen langfristig zu retten. Man müsse sowohl das Geschäftsmodell als auch die Betriebsstrategie grundlegend überdenken, hieß es. Durch die Turbulenzen bei Signa stehen Galeria Kaufhof und Karstadt vor einer kritischen Phase der Neuausrichtung. Neben der Unterstützung durch die Sigma-Gruppe will sich das Unternehmen jetzt auf das Weihnachtsgeschäft konzentrieren. Das Unternehmen plant, für diese Zeit zusätzliche Saisonarbeitskräfte einzustellen, um die erwartete höhere Kundennachfrage zu bewältigen und die Verkaufszahlen zu steigern, heißt es in dem BR-Bericht.

Die Gewerkschaft Verdi forderte inzwischen Klarheit für die 12.500 Beschäftigten der verbleibenden 92 Galeria-Warenhäuser. Sie hatten kürzlich einen Tarifvertrag mit Extrageld ausgehandelt, der Ende November und Ende Januar ausgezahlt werden soll. Dieses Geld bestünde größtenteils aus unbezahlten Arbeitsstunden der letzten Jahre.

Übrigens: Neben Gerry Weber und Madeleine sind auch die Münchner Modekette Hallhuber, die schwäbische Kette Peter Hahn und das Modehaus Rübsamen in Schieflage geraten.

 
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