Wie viele knurrende Mägen haben die Dosenravioli schon gerettet? Meist im Freien unter dem Sternenhimmel gefuttert – bei Festivals, in Zeltlagern und auf Campingplätzen. Gewissermaßen Nudeln mit Outdoor-Charakter. Sie gehören zu Zeiten, in denen andere Dinge wichtiger waren als kulinarische Genüsse.
Geschmack der Dosenravioli hat nichts mit italienischer Pasta zu tun
Nur so ist der Kultstatus der Dosenravioli zu erklären – auch 65 Jahre, nachdem die ersten Teigtaschen in Alu gehüllt vom Band gerollt sind. Denn seien wir ehrlich, mit dem Geschmack einer italienischen Pasta hat das in Alu gepresste Gericht so wenig zu tun wie Automatenkaffee mit Barista-Spezialitäten. Dosenravioli stehen für andere Qualitäten. Schlonzig und weit weg von "al dente", dafür sättigend und schnell zubereitet.
Erste Dosenravioli werden in Singen am Bodensee produziert
Genau das war in den 50er Jahren der Grund, die Dosenravioli zu produzieren. Erstmals in einem kleinen Maggi-Werk in Singen am Bodensee. Ab da war der Siegeszug des ersten industriell gefertigten Fertigprodukts nicht mehr aufzuhalten. Hatte der Ravioli-Erfinder Maestro Martino aus dem Tessin im 15. Jahrhundert noch angekündigt, dass es vier Vaterunser bedürfe, damit die handgemachten Teigtaschen auch wirklich gelingen, reicht in der Neuzeit eine Herdplatte. Um entweder den Inhalt oder auf dem Gaskocher gleich Dose samt Inhalt zu erwärmen.
Dosenravioli gehören zu den ersten Fertiggerichten in Deutschland
Vorbei waren die Zeiten des Schnippelns, Blanchierens und Bratens. Frauen in den 60er Jahren wurde suggeriert, dass sie mit Konservennahrung ihre Familien schneller verköstigen könnten und damit mehr Zeit zum Arbeiten hätten. Ernährungsempfehlungen, die dem Rollen-Verständnis der damaligen Zeit geschuldet sind.
Deshalb schätzen wir die Dosenravioli heute lieber dafür, dass mit ihnen wertvolle Jugenderinnerungen verbunden bleiben. In denen satt wichtiger war als „al dente“.