
Die Ernährung spielt eine Hauptrolle, wenn es um das Risiko geht, an Diabetes zu erkranken. Das belegen seit Jahrzehnten Studien, die sich mit unterschiedlichen Aspekten und Lebensmitteln beschäftigen. Nun hat sich eine Forschungsgruppe mit den Auswirkungen des Verzehrs von rotem Fleisch auseinandergesetzt - und ein erstaunlich deutliches Ergebnis geliefert.
Diabetes-Studie: Rotes Fleisch erhöht Diabetes-Risiko um 62 Prozent
Forscherinnen und Forscher der Harvard T.H. Chan Harvard School of Public Health haben Daten von rund 216.000 Probandinnen und Probanden gesammelt. Eine Mammut-Studie, die sich über mehr als 30 Jahre erstreckte - und zu einem klaren Ergebnis kam: Bei der Gruppe von Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern, die den höchsten Konsum von rotem Fleisch aufwiesen, war das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, gegenüber der Gruppe mit dem geringsten Fleischkonsum um 62 Prozent erhöht.
„Der Verzehr von rotem Fleisch insgesamt, also verarbeitetem und unverarbeitetem Fleisch, war positiv und ungefähr linear mit einem höheren Typ-2-Diabetes-Risiko verbunden“, heißt es in der Studie. Demnach erhöhe jede zusätzliche Tagesportion rotes Fleisch das Diabetes-Risiko um weitere 24 Prozent. 22.761 der Probandinnen und Probanden erkrankten während des Beobachtungszeitraums an Typ-2-Diabetes.
Die Forschungsgruppe machte die Beobachtung, dass der Ersatz einer Tagesportion rotes Fleisch durch Hülsenfrüchte oder Nüsse das Diabetes-Risiko um 30 Prozent reduzierte. Wurde das Fleisch durch ein Milchprodukt ersetzt, sank das Risiko immerhin um 22 Prozent.
Ist die Studie zum Diabetes-Risiko seriös?
Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie, die als seriös eingeschätzt werden kann. Das liegt unter anderem daran, dass Kriterien der evidenzbasierten Medizin sowohl bei der Durchführung als auch der Auswertung eingehalten wurden. Der lange Zeitraum, über den sich die Studie erstreckt, ist positiv hervorzuheben. Einen Negativpunkt gibt es aber auch: Etwa 80 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen, weswegen Männer im Rahmen der Studie unterrepräsentiert sind.
Diabetes-Risiko erhöht sich durch rotes Fleisch - wie viel ist zu viel?
Die Studie aus den USA bestätigt die Empfehlungen vieler Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater. „Unsere Ergebnisse stützen die Ernährungsrichtlinien, die empfehlen, den Verzehr von rotem Fleisch einzuschränken, und dies gilt sowohl für verarbeitetes als auch für unverarbeitetes rotes Fleisch“, wird Studienautor Xiao Gu in einer Pressemitteilung der Harvard School of Public Health zitiert. Seine Empfehlung: Nicht mehr als etwa 80 Gramm rotes Fleisch in der Woche.
Der Ernährungsmediziner Hans Hauner unterstützt diese Empfehlung. „Wir wissen, dass rotes Fleisch, in großen Mengen konsumiert, eher schädlich sein kann. Sowohl in Richtung Diabetes als auch in Richtung Herz-Kreislauf-Krankheiten wie zum Beispiel Herzinfarkt“, erklärt der Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin dem Bayerischen Rundfunk (BR).
Zwar sei rotes Fleisch ein Lebensmittel mit guten Inhaltsstoffen und wertvoller Lieferant von Eiweiß, Zink, Eisen und Vitaminen. Allerdings enthalte es auch Purine, Cholesterin und gesättigte Fettsäuren. Auch Zusatzstoffe wie Salz, Fett und Phosphate seien bedenklich. Hülsenfrüchte sind laut Hauner eine hervorragende Alternative. Essenziell sei rund um eine Verhinderung einer Diabetes-Erkrankung aber eine langfristige und ganzheitliche Ernährungsumstellung.
„Was essen wir zu dem roten Fleisch dazu?“, sei eine wichtige Frage, meint Dr. med. Veronika Hollenrieder gegenüber dem BR. „Es ist ein Unterschied, ob Sie dazu Kroketten essen oder Salzkartoffeln. Die Menge macht das Gift, die Menge Nudeln, die Menge Reis. Hier zu portionieren und eben auszutauschen, zu ersetzen, nicht zu verbieten, so versuchen wir zu beraten“, erklärt die Fachärztin für Innere Medizin.
Übrigens: Softdrinks erhöhten das Diabetes-Risiko ebenfalls.