
Herr Sigl, Sie werden im August bei den Neuschwanstein Konzerten den Abend „Sagen und Fabeln“ als Rezitator mitgestalten. Wie kam es dazu?
Hans Sigl: Dem künstlerischen Leiter André Thurnheim habe ich viel zu verdanken. Vor 25 Jahren waren wir gemeinsam in Freiburg am Theater. Nachdem es von meinem Wohnort am Ammersee nicht weit nach Neuschwanstein ist und es ein schöner, idyllischer Ort ist, habe ich zugesagt. Das Allgäu habe ich schon bei Dreharbeiten kennenlernen dürfen für den Spielfilm „Klarer Fall für Bär.“ Damals waren wir viel am Grüntensee und im Oberallgäu unterwegs.
Zur Musik von Richard Wagner werden Sie Texte von und zu Ludwig II. beisteuern, einem Monarchen, der sich in der Zeit des aufkommenden Nationalismus und kriegerischer Auseinandersetzungen der Kunst verschrieb. Lässt sich da etwas für das Hier und Jetzt ableiten?
Sigl: Ich glaube, er war ein streitbarer Mensch. Einer, der sich irgendwann abgeriegelt hat von der Außenwelt, um sich einem neuen Weg zu widmen. Mit seinem besonderen Sinn für Kultur und die Umwelt war und ist er aber sicher ein Vorbild.
Glauben Sie denn, auch Bergdoktor-Fans nach Neuschwanstein locken zu können?
Sigl: In meinen Lesungen klassischer Literatur sind immer wieder Fans dabei. Viele erzählen mir im Nachhinein, dass sie immer geglaubt hätten, es sei anstrengend, ins Theater oder in eine Lesung zu gehen. Dann waren sie aber doch begeistert. Und ich habe ihnen eine völlig neue Welt erschlossen. So etwas freut den Didaktiker in mir. Denn ich habe ja mal Lehramt studiert.
Sie haben 2023 mit Barbara Schöneberger die ARD-Show „Starnacht am Wörthersee“ moderiert. Schlager und „Volksrock“ auf der einen Seite und nun Richard Wagner. Ein ganz schöner Spagat ...
Sigl: Mein Zugang als Moderator geht immer über den Inhalt. Natürlich ist es eine Umstellung, statt einer Live-Veranstaltung vor 8000 Zuschauern Texte zu klassischer Musik vorzutragen. Aber der Job bleibt ja der gleiche, nämlich Menschen einen Zugang zu dem Thema eröffnen. In meiner Brust schlagen ja ohnehin zwei Seelen – die des Schauspielers und die des Moderators/Erzählers.“
Als solcher stehen Sie auch mit einem Soloprogramm auf der Bühne. Regt es Sie nicht auf, ständig auf den Bergdoktor angesprochen zu werden?
Sigl: Nein, überhaupt nicht. Das ist einfach meine bedeutendste Rolle. Und wenn es nerven würde, hätten wir ja irgendwas falsch gemacht. Im Moment drehen wir für die 18. Staffel. Es ist einfach eine Riesenfreude, welche Breitenwirkung dieses Projekt nach wie vor erreicht.
Sie spielen den Martin Gruber, der sich in der Bergwelt Tirols für seine Patienten und seine Familie aufopfert. Was für eine Rolle spielen die Berge für den Privatmenschen Hans Sigl?
Sigl: Normalerweise bekomme ich eine solche Frage immer nur von norddeutschen Journalisten gestellt (lacht). Aber im Ernst: Die Berge sind in meinem Leben einfach da. Ich bin in der Steiermark geboren, in Vorarlberg zur Schule gegangen und habe in Tirol meine Schauspielausbildung absolviert. Die Berge sind so etwas wie ein Habitat, ein Lebensraum für mich. Drehpausen nutze ich gerne für eine Auszeit. Ich bin aber keiner, der jede Früh um Fünf die Ellmauer Halt (Anm. ein Gipfel im Kaisergebirge) hochklettern muss.
Info: Hans Sigl tritt am 23. August im Rahmen der Schlosskonzerte Neuschwanstein (21. bis 25. August) mit dem „ensemble minui“ auf. Karten gibt es bei der Allgäuer Zeitung in Kempten (Telefon 0831/206 190) sowie online unter www.neuschwansteinkonzerte.eu
Zur Person
- Hans Sigl (54) stammt aus der Steiermark. Der österreichische Schauspieler wurde durch die Fernsehserie „Der Bergdoktor“ zum Star; sie läuft im ZDF seit 2008 und erreicht ein Millionenpublikum.
- Seine Schauspielausbildung absolvierte er am Tiroler Landestheater in Innsbruck.
- Sigl moderiert auch TV-Shows und steht als Kabarettist auf der Bühne.