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Venedig
Ermittlungen gegen drei Verdächtige nach Busunglück in Venedig
21 Menschen sterben, 15 sind verletzt: Der schwere Busunfall in Venedig gibt noch immer Rätsel auf. Vor allem eine Frage steht im Mittelpunkt.
Schweres Busunglück in Venedig.jpeg       -  Ein Strauß Plastikblumen ist nahe der Unfallstelle angebracht. Nach dem schweren Busunglück in Venedig mit mehr als 20 Todesopfern ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Foto: Antonio Calanni/ap, dpa (Archivbild) | Ein Strauß Plastikblumen ist nahe der Unfallstelle angebracht. Nach dem schweren Busunglück in Venedig mit mehr als 20 Todesopfern ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Julius Müller-Meiningen
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:16 Uhr

Nach dem Busunglück mit 21 Toten und 15 Verletzten von vergangener Woche in Venedig hat die Staatsanwaltschaft Venedig Ermittlungen gegen drei Verdächtige aufgenommen. Nach übereinstimmenden Angaben italienischer Medien handelt es sich um den Geschäftsführer von "La Linea“, der Gesellschaft, die den Bus betrieb, sowie um zwei Angestellte der Stadtverwaltung Venedigs. 

Bus stürzt zehn Meter tief in Venedig

Das Fahrzeug hatte Touristen vom Campingplatz Hu in Marghera nach Venedig und zurück transportiert. Am Abend des 3. Oktober war der Bus aus bisher nicht geklärten Gründen auf einer Überführung von der Fahrbahn abgekommen, hatte die Leitplanke durchbrochen und war zehn Meter in die Tiefe gestürzt. Das Fahrzeug landete auf dem Dach und fing Feuer. 

In der Folge nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Unbekannt wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung im Straßenverkehr auf. Nun wurden drei Männer in das Ermittlungsregister eingetragen. Neben Massimo Fiorese, dem Geschäftsführer von "La Linea", wird auch gegen Roberto Di Bussolo sowie Alberto Cesaro ermittelt. Di Bussolo ist der in der Stadtverwaltung verantwortliche Ingenieur für den Verkehr auf dem Festland, Cesaro arbeitet in derselben Abteilung. Marghera, wo sich der Unfall zutrug, gehört zum Stadtgebiet von Venedig. Kurz nach dem Unglück hatte Staatsanwalt Bruno Cherchi auf einer Pressekonferenz gesagt: „Ich ermittle nicht einfach so gegen Personen, sondern nur wenn es konkrete Hinweise auf ihre Verantwortung gibt.“

In den Tagen nach dem Unglück war bekannt geworden, dass insbesondere die Leitplanken auf der Überführung veraltet und nicht mehr gesetzeskonform waren. Eine Instandhaltung des Bauwerks aus den 70er-Jahren war angemahnt, aber erst mit Verspätung durchgeführt worden. Entsprechende Renovierungsarbeiten waren erst Anfang September eingeleitet worden. Die Staatsanwaltschaft hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, in dem der genaue Hergang des Unglücks und seine Ursachen festgestellt werden sollen. Bislang ist nur klar, dass der Bus bereits 50 Meter vor dem Absturz die Leitplanke streifte, sich dann in eine der zwischen den Leitplanken vorhandenen Lücken zwängte, die Leitplanken wegriss und abstürzte. 

Geprüft werden soll auch, ob der ebenfalls bei dem Unglück ums Leben gekommene Busfahrer Alberto Rizzotto, gesundheitlich beeinträchtigt war. Die Autopsie wurde bereits durchgeführt, allerdings liegen noch nicht alle Ergebnisse zum damaligen Gesundheitszustand des 40-Jährigen vor. Eine Hypothese der Ermittler ist, Rizzotto könnte etwa einen Infarkt gehabt und deshalb die Kontrolle über den Bus verloren haben. 

Fortgeschrittener Zustand des Verfalls bei dem Viadukt

Die Ermittler interessieren sich insbesondere für die Frage, warum das Fahrzeug nach dem Absturz Feuer fing, eine Tatsache, die offenbar einigen Opfern zum Verhängnis wurde. Aus den Lithium-Batterien des elektrischen Busses war nach dem Absturz Gas ausgetreten, das sich entzündete. In diesem Zusammenhang könnten die Ermittlungen gegen den Geschäftsführer von "La Linea", Fiorese, stehen. Er hatte nach dem Unglück mehrfach öffentlich auf die Unzulänglichkeit der Leitplanken hingewiesen. Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte entsprechende Unterlagen in der Stadtverwaltung, darunter die aus dem Jahr 2018 stammende Projektbeschreibung zur Ausführung außerordentlicher Wartungsarbeiten für das Viadukt. Darin ist vom „fortgeschrittenen Zustand des Verfalls“ der Überführung die Rede. Leitplanken und Brüstungen entsprächen „nicht den gesetzlichen Bestimmungen“, heißt es.

Bei dem Unglück kamen auch drei Deutsche ums Leben. 13 Menschen liegen noch verletzt im Krankenhaus. Alle 21 Opfer waren ausländische Touristen. 

 
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