Rund 17.000 Braunbären leben laut der Umweltorganisation WWF aktuell in Europa. Ausgewogen ist die Verteilung allerdings keineswegs: Fast die Hälfte aller europäischen Bären ist in Rumänien beheimatet. Groß ist dementsprechend auch die Angst vor dem Tier und dem, was es anrichten kann. Schon in der Vergangenheit gab es immer wieder Vorstöße der rumänischen Regierung, die Population zu reduzieren und mehr Bären zum Abschuss freizugeben. Nun gibt es einen konkreten Erlass: Am letzten Tag in seinem Amt hat der rumänische Ex-Umweltminister Tanczos Barna unterzeichnet, dass bis Mai 2024 der Abschuss von rund 500 Bären erlaubt ist.
Das Besondere: Die Zahl der erlaubten Abschüsse im kommenden Jahr ist mehr als dreimal so hoch wie noch im Vorjahreszeitraum. Rund 140 Tiere wurden 2022 abgeschossen. Etwa 7500 bis 8000 Tiere ist die Bären-Population in den Karpaten groß, hat eine Studie des rumänischen Umweltministeriums ergeben. Barna erklärte dazu: "Die Studie stellt eine Momentaufnahme dar und zeigt deutlich den gleichen Trend wie früher".
Bären in Europa: Rumänien will mehr Braunbären abschießen
Dieser lautet: "Nämlich, dass die Zahl der Bären in Rumänien steigt. Die Zahl der Anrufe bei den Behörden über die Sichtung eines Bären hat in den letzten sieben Jahren exponentiell zugenommen. Das Gleiche gilt für die Zahl der Angriffe, die Zahl der Schäden, die Höhe der Schäden – all diese Zahlen steigen in Rumänien Jahr für Jahr."
Im Zeitraum 2016 bis 2021 gab es in dem osteuropäischen Land 154 Angriffe von Bären auf Menschen. 14 Menschen starben. Zusätzliche 158 wurden verletzt. Allein in den Jahren 2021 und 2022 waren es 47 Bärenangriffe– auch davon endeten einige tödlich. Liegt Gefahr im Verzug, dürfen Bürgermeister in Rumänien mit Unterstützung eines lokalen Fachausschusses spontan entscheiden, ob ein Tier abgeschossen wird. Zudem gibt es eine staatliche Warn-App, die bei Bärensichtungen informiert und alarmiert.
Etwa 7500 bis 8000 Bären leben aktuell in den rumänischen Karpaten
Tierschützer kritisieren die Abschusspläne. Ihr Vorwurf lautet, dass der Mensch den Lebensraum des Bären zurückdränge und sich geschützte Bären-Reviere im Wald dadurch verkleinern. Auch Touristen, die Bären anfüttern, seien ein Problem. Weil auch Jäger nun neben Fachpersonal die Tiere abschießen dürfen, sprach GreenpeaceRumänien bereits von einem "zynischen Vorschlag, das Bärenmanagement durch kommerzielle Jagd" zu ersetzen.
In Europa ist der Umgang mit Bären durch einen tödlichen Angriff Anfang des Jahres wieder entfacht: Die Bärin Gaia tötete in der italienischen Provinz Trentino einen 26-jährigen Mann beim Joggen.