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Abnehmen mit Probiotika: Können Bakterienstämme dabei helfen, Gewicht zu verlieren?
Probiotika helfen der Darmgesundheit. Doch kann man dank bestimmter Bakterienstämme sogar besser abnehmen? Die Wissenschaft sieht Ansätze und dringenden Bedarf.
Dem Bauch zuliebe: Mit unserer Ernährung beeinflussen wir maßgeblich die Zusammensetzung unserer Darmflora. Foto: Monique Wüstenhagen/dpa-tmn       -  Dem Bauch etwas Gutes tun und viele Lebensmittel mit Probiotika zu sich nehmen: Doch helfen die Bakterien auch im Kampf gegen überschüssige Pfunde?
Foto: Monique Wüstenhagen, dpa (Symbolbild) | Dem Bauch etwas Gutes tun und viele Lebensmittel mit Probiotika zu sich nehmen: Doch helfen die Bakterien auch im Kampf gegen überschüssige Pfunde?
Sven Koukal
 |  aktualisiert: 05.03.2025 17:43 Uhr

Sie stecken in Sauerkraut, Joghurt und Kefir, sind winzig und sollen helfen, eine gesunde Darmflora aufrechtzuerhalten: Probiotika. Den lebenden Mikroorganismen wird in der Forschung und den Medien immer wieder Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei kommt der Schlenker zum Thema Abnehmen nicht von ungefähr: Während es Studien gibt, die den positiven Effekt der Probiotika dabei nahelegen, warnen Experten zugleich vor zu hohen Erwartungen. Doch können bestimmte Bakterienstämme tatsächlich helfen, Gewicht zu verlieren?

Dem Darm zuliebe: Was sind Probiotika?

Wie das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) angibt, benötigt ein gesunder Darm ein günstiges Darmmikrobiom. Denn die dortige „Gemeinschaft von Bakterien und anderen Mikroorganismen“ stelle ein empfindliches Gleichgewicht dar. Dafür zuträglich seien unter anderem Probiotika. Sie könnten in ausreichender Menge zugeführt, den Darm in seiner Gesundheit gezielt unterstützen.

In der Natur kommen Probiotika in fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut vor. Die Lebensmittelindustrie wiederum versetze manche Produkte – beispielsweise Trinkjoghurts – mit einer größeren Menge Probiotika, etwa mit Bakterienstamm der Bifidobakterien. Das Problem: Die zwar nützlichen Bakterien gelangen nur teilweise lebend in den Darm und siedeln sich dort nicht dauerhaft an. Daher raten die BZfE-Experten zum täglichen Verzehr von fermentierten Lebensmitteln.

Übrigens: Von Crash-Diäten raten etliche Experten ab. Denn was kurzfristig Erfolge bringt, kann langfristig gar schaden.

Wie könnten Probiotika beim Abnehmen helfen?

Eine stabile Darmflora spielt eine Rolle im Immunsystem, im Stoffwechsel und bei der Regulation von Entzündungsprozessen. So erklärt beispielsweise Manon Struck-Pacyna vom Lebensmittelverband Deutschland: „Der Darm ist das wichtigste Immunorgan im Körper und sozusagen unser Abwehrchef.“ Neben Calcium, Ballaststoffen und Präbiotika sind demnach auch Probiotika für den Darm besonders gut.

Darmbakterien sind, so deckt die Forschung weiter auf, auch in anderen Zusammenhängen relevant: So könnte beispielsweise ein neu entdecktes Darmbakterium Diabetes-Medikamente und Abnehmspritzen ersetzen, und auch für Parkinson haben Forscher eine mögliche Ursache im Darm gefunden. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Probiotika aufgrund ihrer zugeschriebenen positiven Effekte zunehmend als sinnvolle Ergänzung einer ausgewogenen Ernährung diskutiert werden. Doch unterstützen Probiotika beim Gewichtsverlust oder sind sie nur ein Trend? Die Wissenschaft liefert Erkenntnisse.

Übrigens: Abnehmen und Spaß dabei haben? Das verspricht die 80/20-Regel.

Abnehmen mit Probiotika: Unterstützung beim Gewichtsverlust oder nur ein Trend?

Wie Forscher um Yukio Kadooka im British Journal of Nutrition nachwiesen, können bestimmte probiotische Stämme den Stoffwechsel beeinflussen. So deuten die Ergebnisse der Wissenschaftler darauf hin, dass bei täglicher Einnahme von Lactobacillus gasseri der Bauchumfang reduziert werden könnte.

In ihrer Studie kamen Kadooka und Co. zum Schluss, dass beispielsweise Probanden im Schnitt bis zu 8,5 Prozent Bauchfett verloren hatten, indem sie fermentierte Milch, die Lactobacillus gasseri enthielt, verzehrten. Auch andere Messwerte wie BMI, Taillen- und Hüftumfang sowie Körperfettmasse seien im Vergleich zum Ausgangswert niedriger ausgefallen. Da die Werte im Vergleich zur Kontrollgruppe sanken, liege das nahe, dass „ein ständiger Konsum erforderlich sein könnte, um die Wirkung aufrechtzuerhalten“.

Für einen nachhaltigen Effekt müssten sich die Bakterien im Darm einnisten. Das Problem dabei zeigt eine weitere Studie auf: Nicht bei jedem Menschen kommen die Bakterien wirklich an, weil die eigene Darmflora dieses Einnisten mitunter aktiv unterbindet. So sausen die Bakterien regelrecht durch manche Menschen hindurch, ohne jeglichen Effekt zu hinterlassen. Das ist eine der Studien-Erkenntnisse der Forscher um Eran Segal und Eran Elinav. Zwar seien die Bakterien in den Stuhlproben der Probanden festgestellt worden, aber nicht bei allen in der Darmschleimhaut. Das, so erklären die Wissenschaftler, könnte auch eine Erklärung für die positiven Studien der Vergangenheit sein. Ihre Schlussfolgerung: Eine Probiotika-Supplementierung beeinflusst die Darmschleimhaut nur begrenzt universell und dauerhaft.

Können Bakterienstämme dabei helfen, Gewicht zu verlieren?

Eine großangelegte Meta-Analyse 15 randomisierter kontrollierter Studien durch Wissenschaftler um Heide Borgeraas vom Morbid Obesity Centre in Tønsberg (Norwegen) bestätigt: Eine Probiotika-Supplementierung hat einen moderaten, aber statistischen signifikanten Einfluss auf Körpergewicht, BMI und den Fettanteil in bestimmten Bevölkerungsgruppen – wenn auch nicht in allen Fällen eindeutig. Es bedürfe weiterer Studien.

Auch die Verbraucherzentrale betont: „Wie Nahrungsergänzungsmittel mit lebenden Mikroorganismen (Bakterien, Hefen) sich im Einzelfall auswirken, ist nicht vorhersehbar.“ Sie geht noch einen Schritt weiter. So habe die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit bisher für beispielsweise Nahrungsergänzungsmittel mit Probiotika „keinerlei Werbeaussagen“ zugelassen. Diese Produkte mit dem Begriff „probiotisch“ zu vermarkten, sei ebenfalls nicht gestattet: „Der Begriff gilt als unzulässige gesundheitsbezogene Angabe, weil er aufgrund der jahrelangen Verwendung von Verbraucherinnen und Verbrauchern als ‚immunstärkend‘ verstanden wird – und genau dafür fehlen die wissenschaftlichen Belege.“

Übrigens: Auch KI-Apps können helfen, den Pfunden den Kampf anzusagen. Doch auch hier gibt es einiges zu beachten.

 
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