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ERFURT/SUHL/SONNEBERG
Wut und Frust bei Landräten und Frankenfans
Tilmann Toepfer
Tilman Toepfer
 |  aktualisiert: 22.10.2016 03:36 Uhr

Nach Vorstellung von Innenminister Holger Poppenhäger (SPD) soll es in Thüringen künftig nur noch acht statt bisher 17 Landkreise geben und nur noch zwei statt bisher sechs kreisfreie Städte. Im Süden würde mit dem Zusammenlegen der Kreise Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen, Sonneberg und der Stadt Suhl der flächen- und einwohnermäßig größte Landkreis Südthüringen entstehen (235 585 Einwohner und 2686 Quadratkilometer).

Landräte sind enttäuscht und sprechen von Murks

Der Vorschlag der Landesregierung ist in der Region überwiegend kritisch aufgenommen worden. Der Hildburger Landrat Thomas Müller (CDU) nannte die Pläne zur Gebietsreform Medienberichten zufolge „unsinnig“ und „handwerklichen Murks“. Peter Heimrich (SPD), Landrat des Kreises Schmalkalden-Meiningen, äußerte sich dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) gegenüber „tief frustriert“, auch der Vizelandrat des Kreises Sonneberg, Hans-Peter Schmitz (parteilos), zeigte sich tief enttäuscht. Wenig glücklich zeigte sich auch der Oberbürgermeister von Würzburgs Partnerstadt Suhl, Jens Triebel (parteilos). Es sei ein grundlegender Fehler von Gebietsreformen, dass die zentralen Städte geschwächt würden.

Fast die Hälfte der Bevölkerung für den Wechsel nach Bayern

Die Pläne aus Erfurt dürften der seit Jahren geführten Debatte um einen möglichen Wechsel von Gebietskörperschaften von Thüringen nach Bayern neue Nahrung geben. Wir mehrfach berichtet, ist der Verein Henneberg-Itzgrund-Franken mit Sitz in Frankenblick (Lkr. Sonneberg) Sammelbecken all derer, die fränkische Mentalität und Kultur, fränkisches Brauchtum und fränkischen Dialekt in der Region hochhalten und darauf pochen, die rot-rote Thüringer Landesregierung möge endlich würdigen und anerkennen, dass Südthüringen ein Teil Frankens war und ist.

Vorsitzender Martin Truckenbrodt sieht die fränkischen Interessen von Erfurt ignoriert und bezeichnet eine Europaregion beziehungsweise ein Bundesland Franken als Fernziel des Vereins. Seit September sammelt man im Altlandkreis Sonneberg Unterschriften für ein Volksbegehren nach Artikel 29 Grundgesetz, der Möglichkeiten zur Neugliederung des Bundesgebietes aufzeigt. Bei einer repräsentativen Umfrage hatten sich im Juni 49 Prozent der Bewohner des Landkreises Sonneberg für den Wechsel nach Bayern ausgesprochen, 47 Prozent waren dagegen.

Juristen räumen dem Ansinnen wenig Chancen ein. Bereits Anfang der 90er Jahre hatte der Fränkische Bund versucht, Franken per Volksbegehren von Bayern abzuspalten. Man sammelte mehr als die erforderlichen 7000 Unterschriften, doch die Frankenbündler blitzten zunächst beim damaligen Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) und dann beim Bundesverfassungsgericht (BVerfG) in Karlsruhe ab.

 
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