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Würzburg
Wegen „Intrigen“ und AfD: Steht die Burschenschaft Teutonia vor der Spaltung?
Einem internen Schreiben zufolge sagt sich ein Großteil der Alten Herren von der Würzburger Burschenschaft los. Was in dem Dokument steht und was ein Unterzeichner dazu sagt.
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Foto: Heiko Becker, dpa | Weist alle Vorwürfe von sich: AfD-Politiker Daniel Halemba.
Aaron Niemeyer, Henry Stern
 |  aktualisiert: 11.03.2024 08:58 Uhr

Im Umfeld der rechtsradikalen Würzburger Burschenschaft Teutonia Prag gibt es Verwerfungen. Einem internen Schreiben zufolge hat sich ein Großteil der Alten Herren von der Verbindung losgesagt. „Wir halten die Fortführung des aktiven Betriebs in Würzburg aktuell für aussichtslos“, heißt es darin. Veröffentlicht wurde das Schreiben am Sonntag von einer Freiburger Antifa-Webseite. Gegenüber dieser Redaktion bestätigte einer der genannten Unterzeichner die Echtheit der Stellungnahme.

Altherrenschaft von Teutonia Prag: „Alle Initiative wird der parteipolitischen Betätigung untergeordnet"

Ermittler hatten im September 2023 wegen des Verdachts der Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen das Anwesen der Würzburger Burschenschaft durchsucht. Dabei wurden den Ermittlern zufolge Waffen und Propagandamaterial der rechtsextremen Identitären Bewegung beschlagnahmt. Auch der AfD-Landtagsabgeordnete Daniel Halemba gehört zu den Mitgliedern der Teutonia Prag, gegen ihn wird ermittelt.

Nach Recherchen der Main-Post soll Halemba vor der Landtagswahl durch Stimmen von nicht stimmberechtigten Teutonia-Mitgliedern zum Direktkandidaten der AfD gekürt worden sein. Demnach waren die Personen im Verbindungshaus der Würzburger Burschenschaft Teutonia Prag gemeldet, dort allerdings für eine Stimmabgabe noch nicht lange genug wohnhaft. Mit den Stimmen soll sich Halemba gegen seine damalige Konkurrentin, die ehemalige stellvertretende Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Unterfranken-Nord, Freia Lippold-Eggen, durchgesetzt haben.

Halemba, 22, ist mittlerweile auch in der AfD umstritten. Die AfD-Bundesspitze hatte schon Mitte Dezember den bayerischen AfD-Vorstand aufgefordert, ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn anzustrengen und ihm die Mitgliedsrechte zu entziehen. Für den Bundesvorstand sei völlig klar, "dass Herr Halemba nicht in der AfD Mitglied bleiben kann", sagte Parteichefin Alice Weidel damals. Im Vorstandsbeschluss war von "Verstößen gegen die Ordnung unserer Partei" die Rede.

Halemba selbst reagierte auf die Kritik, indem er seine Parteiämter zurückgab. Bis dahin war er Vorsitzender des AfD-Kreisverbands Würzburg und Mitglied des Vorstands des Bezirksverbands Unterfranken. Sein Landtagsmandat übt er dagegen weiter aus.

„Alle Initiative wird der parteipolitischen Betätigung untergeordnet“, heißt es nun im Schreiben der Altherrenschaft von Teutonia Prag. Alte Herren sind ehemalige Aktive einer Burschenschaft, die die Verbindung weiter finanziell unterstützen. „Im Ergebnis ist Teutonia zu einem Instrument und einer Plattform einer einzigen politischen Partei geworden. Dies geht einher mit einer zunehmenden Radikalisierung.“

Ehemalige Aktive werfen den Mitgliedern der Teutonia Unehrlichkeit und mangelnde Charakterfestigkeit vor

Den aktiven Mitgliedern der Teutonia werfen die Unterzeichner „Unehrlichkeit, mangelnde Charakterfestigkeit und ein Wegbrechen unserer Wertegemeinschaft“ vor. Unter dem Schreiben sind 22 Namen aus Nürnberg, Würzburg, Regensburg und Erlangen aufgelistet. Gerichtet ist das Schreiben an die österreichischen Burschenschaften Albia Wien und Arminia Graz, mit denen die Teutonia bislang eine Art burschenschaftliche Vereinigung bildete.

„Ich bin vor Kurzem ausgetreten“, bestätigt nun Rainer Dieterich, bis 2008 Psychologieprofessor an der Universität der Bundeswehr Hamburg. Er habe das Schreiben unterschrieben. „Die Burschenschaft hat sich gegenüber der AfD zu sehr untergeordnet.“ Im Gespräch mit der Redaktion will Dieterich sich „weder für noch gegen die AfD“ positionieren. Aber: „Eine Burschenschaft ist niemals deckungsgleich mit einer Partei und darf diese Intrigen nicht decken.“

Die Ermittlungen sind laut Dieterich nicht Grund seines Austritts. „Ich denke, juristisch passiert da nichts“, sagt er. Die Vorwürfe der Volksverhetzung hält er für nicht aktuell: Bei einem Burschenschafter, der Videoaufnahmen zufolge einen Hitlergruß auf dem Gelände der Teutonia gezeigt haben soll, habe es sich um einen „Konkneipant“ gehandelt. Also um ein nicht vollwertiges Verbindungsmitglied, das Dieterich zufolge nach dem Vorfall aus der Verbindung geworfen wurde.

Landesamt für Verfassungsschutz: Keine Aussage zur Spaltung oder Auflösung möglich

Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) beobachtet die Würzburger Teutonia seit Dezember 2023. Auf Anfrage der Redaktion wollte sich das Amt am Montag nicht zu möglichen internen Verwerfungen in der Teutonia äußern: Auf Grundlage des Überwachungsauftrages beobachte das Amt „nur die Aktivitas der Burschenschaft Teutonia Prag zu Würzburg und nicht die Burschenschaft in ihrer Gesamtheit“, teilten die Verfassungsschützer mit. Eine Aussage zur Spaltung oder Auflösung der Burschenschaft sei nicht möglich.

 
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