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Augsburg, München
Der Schnee bremst Bayern weiter aus
Die Auswirkungen des Wintereinbruchs vom Wochenende sind massiv: Auch am Montag gab es Einschränkungen im Bahnverkehr, Schulen wurden gesperrt, es gab zahlreiche Feuerwehreinsätze.
Max Kramer, Stephanie Sartor, Nicole Simüller
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:47 Uhr

Montagmorgen, kurz vor acht, minus elf Grad. Die Kinder und Jugendlichen stapfen durch den hohen Schnee, der sich rund um den Stephansplatz in der Augsburger Innenstadt aufgetürmt hat. „Is’ jetzt Schule oder nicht?“, fragt ein Schüler mit gelber Bommelmütze, der Bub neben ihm zuckt mit den Schultern, ein anderer sagt: „Ja, aber nicht im Neubau.“ Die Verwirrung an diesem frostigen Vormittag vor dem Eingang des Gymnasiums bei St. Stephan ist dem Wetter-Chaos geschuldet, das den Freistaat am Wochenende eiskalt erwischt hat. Wegen der hohen Schneelasten auf den Dächern wurden in der Stadt 20 Schulen teilweise oder komplett gesperrt.

So umfassend wie in Augsburg kam es bayernweit sonst fast nirgendwo zu Schulsperrungen. Die Stadt begründete den Schritt damit, dass die Statik der jeweiligen Gebäude überprüft werden müsse – der Zustand vieler städtischer Schulen gilt bereits länger als problematisch. Betroffene Grund- und Mittelschulen boten jeweils eine Notbetreuung an, Gymnasien und Realschulen wichen teils auf Distanzunterricht aus. Im Lauf des Montags wurde dann bekannt, dass ein Großteil der Schulen am Dienstag wieder öffnen kann. 

Schnee und Kälte in Bayern: Pendler mussten sich auf Verspätungen einstellen

Nicht nur die Schülerinnen und Schüler bekamen die Auswirkungen des Wintereinbruchs zu spüren – auch andernorts gab es massive Einschränkungen. Insbesondere Zugreisende und Pendler mussten sich auf Verspätungen und Ausfälle einstellen. Wann etwa die S-Bahn in und um München, auf die Tausende Berufspendler angewiesen sind, wieder regulär fahren kann, konnte die Deutsche Bahn (DB) zunächst nicht sagen. Bis zur Wochenmitte werden noch „starke Beeinträchtigungen“ vorausgesagt. 

Probleme gab es auch weiterhin im Fernverkehr. Der Münchner Hauptbahnhof war am Montag nur stark eingeschränkt im Betrieb, die DB riet dazu, Reisen von und nach München zu verschieben – eine Mitfahrt in den Zügen könne nicht garantiert werden. Bereits am Sonntag mussten überfüllte Züge geräumt werden. In zwei Fällen sei die Polizei zur Unterstützung gerufen worden, bestätigte eine Sprecherin der Bundespolizei. 

Wintereinbruch: 80 Oberleitungsschäden im Großraum München

Der starke Schneefall am Wochenende hatte nicht nur in München, sondern in großen Teilen Süddeutschlands den Bahnverkehr lahmgelegt. Bäume blockierten Gleise, vereiste Oberleitungen und eingeschneite Züge verhinderten Fahrten. Wann alle Strecken wieder befahrbar sein werden, war zunächst nicht absehbar. „Vielerorts waren Oberleitungen stromlos oder Stromabnehmer haben sich unter der Schneelast gesenkt“, teilte die DB mit. Die länger andauernde unterbrochene Energieversorgung bei kaltem Wetter habe dazu geführt, dass Fahrzeuge teilweise nicht mehr aktiviert werden konnten und abgeschleppt werden mussten. 

Am Montag waren weiter Räumkräfte sowie Technikerinnen und Techniker unterwegs, um in Gleise gefallene Bäume zu beseitigen sowie rund 80 Oberleitungsschäden allein im Großraum München zu reparieren. „Parallel werden die Abstellanlagen von Schnee und Eis an den Gleisen und an den Oberleitungen befreit“, heißt es von der DB. 

Schneechaos in Bayern: Eingeschränkter Betrieb bei der Bayerischen Regiobahn

Bei der Bayerischen Regiobahn (BRB) war am Montag ebenfalls zunächst nur ein stark eingeschränkter Zugbetrieb möglich. In vier von fünf Netzen verkehrten nur einzelne Züge auf begrenzten Streckenabschnitten. Zwischen Augsburg und Ingolstadt lief der Zugbetrieb laut BRB–Internetseite am Nachmittag wieder an. Dennoch warnte die BRB weiter, dass auch am Dienstag in all ihren Netzen „noch kein geregelter Bahnbetrieb angeboten werden“ könne. Fahrgäste sollten sich weiterhin kurzfristig spätestens eine Stunde vor Fahrtantritt informieren. Vor allem Weichenstörungen, Bäume im Gleis und heruntergerissene Oberleitungen machten dem Unternehmen zu schaffen. Das Personal von BRB und der DB Netz AG als Betreiber der Infrastruktur sei Tag und Nacht im Einsatz, um die Strecken wieder freizubekommen, heißt es.

Und auch der Flugverkehr war und ist betroffen: Nachdem die Flughäfen in München und Memmingen am Samstag den Flugbetrieb komplett eingestellt hatten, gibt es wegen eines angekündigten Eisregens am Dienstag am Münchner Flughafen von Betriebsbeginn bis 12 Uhr keine Starts und Landungen, teilte ein Sprecher am Montagabend mit.

Doch nicht nur auf den Flugverkehr und die Bahn hatten die Schneemassen Auswirkungen. Allein in München musste die Feuerwehr am Wochenende 785 Mal ausrücken, wie es in einer ersten Bilanz hieß. Entwurzelte Bäume, beschädigte Oberleitungen und von der Straße abgekommene Fahrzeuge hielten die Einsatzkräfte in Atem. 

Wegen des Schnees gibt es keine Beerdigungen

Der Wintereinbruch hat noch weitere Folgen. In München etwa blieben die städtischen Friedhöfe geschlossen. Am Waldfriedhof konnten nicht einmal Bestattungen stattfinden, wie das Gesundheitsreferat mitteilte. Auch in Ingolstadt gab es keine Beerdigungen. Es bestehe die Gefahr von Schneebruch auf den städtischen Friedhöfen, teilte dass Standes- und Bestattungsamt mit. 

Bis der viele Schnee, der aktuell so viele Probleme bereitet, schmilzt, wird es wohl noch dauern. „Der Kältehöhepunkt ist zwar überschritten, eine wirkliche Milderung tritt aber nur langsam ein“, erklärt Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt vom Portal Wetterkontor im Gespräch mit unserer Redaktion. Vom Westen komme in den nächsten Tagen etwas mildere Luft, erklärt er. Am Dienstag und Mittwoch könne es in Schwaben und Richtung München Temperaturen geben, die leicht über null Grad liegen. 

Eine deutliche Wetter-Veränderung sei dann ab dem zweiten Advent spürbar. Wetter-Experte Schmidt sagt: „In der Woche darauf kann es dann zweistellige Plus-Grade geben.“ (mit dpa)

 
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