An diesem Freitag stellte die Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer in Frankfurt am Main ihren Untersuchungsbericht zur WM-Affäre vor.
Die ominösen 6,7 Millionen Euro stehen im Zentrum der gesamten Affäre. Es gibt kaum noch Zweifel daran, dass der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus dieses Geld für die deutschen WM-Macher an die Finanzkommission des Weltverbands Fifa überwies – vermutlich im Jahr 2002. Franz Beckenbauer unterschrieb seinerzeit als Chef des Organisationskomitees (OK) einen Schuldschein, sein Manager Robert Schwan hatte den Kontakt zu Louis-Dreyfus hergestellt. Der Franzose forderte und bekam sein Geld 2005 über ein Fifa-Konto wieder zurück. Allerdings verschleierte das OK diese Zahlung und deklarierte sie als Beitrag zu einer WM-Gala, die am Ende nie stattfand.
Warum ist diese Zahlung
so dubios?
Noch immer ist unklar, warum die Deutschen 6,7 Millionen an die Fifa zahlten. Und vor allem: Was danach mit dem Geld geschah. Die Darstellung von Beckenbauer, Wolfgang Niersbach und Co. ist: Das WM-OK brauchte von der Fifa einen Organisationszuschuss von 170 Millionen Euro, um die WM finanzieren zu können. Die 6,7 Millionen waren demnach eine Art Absicherung, eine Provision. Selbst wenn das stimmen sollte, bleibt die große Frage: Was haben die Fifa-Finanzkommission und ihr damaliger Chef Mohamed bin Hammam mit den 6,7 Millionen gemacht? Der lebenslang gesperrte Funktionär aus Katar war seinerzeit noch ein Unterstützer des Fifa-Präsidenten Joseph Blatter. Eine These ist folglich, dass das deutsche Geld in den Blatter-Wahlkampf des Jahres 2002 floss. Eine weitere Theorie ist immer noch: Mit dem Geld wurden nachträglich Wahlmänner der Fifa bezahlt, die im Sommer 2000 über die Vergabe der WM abstimmten. Das würde bedeuten: Die Weltmeisterschaft 2006 war gekauft.
Am 9. November tauchte im DFB-Archiv ein Vertragsentwurf zwischen dem Deutschen Fußball-Bund und dem notorisch korrupten früheren Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner auf – unterschrieben von Franz Beckenbauer. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach trat an jenem Tag zurück. Seine Interimsnachfolger Rainer Koch und Reinhard Rauball werten diesen auf einen Tag kurz vor der WM-Vergabe datierten Vertrag zumindest als Bestechungsversuch. Die Abmachung sollte Warner unter anderem 1000 WM-Tickets der teuersten Kategorie einbringen, die einen Weiterverkaufswert von mehreren Hunderttausend Dollar hatten.
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist dieser Vertrag nie in Kraft getreten. Der Beckenbauer-Vertraute Fedor Radmann bezeichnete das Papier als „eine Art Beruhigungsvertrag“, mit dem der Funktionär aus Trinidad & Tobago davon abgehalten werden sollte, andere Wahlmänner negativ zu beeinflussen. Verschiedene Recherchen lassen aber auch noch andere Schlüsse zu.
Sprang der langjährige Chef des Nordamerika-, Mittelamerika- und Karibik-Verbandes ein, weil den Deutschen eine Stimme aus Asien fehlte? Oder musste Warner später mit den 6,7 Millionen ruhiggestellt werden, weil der ursprüngliche Vertrag mit dem DFB nicht in Kraft trat? All das ist nicht geklärt.