Gleicher Verdienst für gleiche Arbeit. Eine Forderung, die zunächst simpel und fair klingt. Dennoch hapert es gewaltig an deren Umsetzung. Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass Frauen im Jahr 2015 21 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdient haben. Auf diesen Missstand will der „Equal Pay Day“ an diesem Samstag aufmerksam machen. An diesem Tag haben Frauen das Einkommen erzielt, das Männer schon zum Jahresende auf dem Konto hatten. Dafür arbeiten sie also 79 Tage mehr.
Die Gründe für die Lohnlücke sind vielfältig. So arbeiten Frauen häufiger als Teilzeitkräfte, sie unterbrechen ihren Job öfter, zum Beispiel durch Babypausen, und haben seltener Führungsverantwortung als Männer. Die tatsächliche Entgeltlücke bei gleicher Arbeit liegt dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall zufolge derzeit bei zwei Prozent. Der Verband wirbt darum, Frauen für besser bezahlte Berufe zu gewinnen. Und wie gehen weibliche Führungskräfte mit dem Thema Gleichbehandlung um?
„Die Bezahlung hat nichts mit dem Geschlecht zu tun, sondern mit Leistung und Wissen“, meint Ines Bergauer. Sie ist Geschäftsführerin bei HW Brauerei-Service in Hausen (Lkr. Würzburg). Die Gleichbehandlung und -bezahlung ihrer Mitarbeiter sei für sie selbstverständlich.
Das ist auch bei Warema in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) der Fall. „Aus meiner Sicht ist die Gleichbehandlung eine Voraussetzung, um sich vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels zukunftsfähig aufzustellen“, sagt Warema-Chefin Angelique Renkhoff-Mücke. Aufgrund der Tarifbindung werden dort alle Mitarbeiter nach Qualifikation und Aufgabe bezahlt. Männer und Frauen, die bei Auto Löffler in Schweinfurt in der gleichen Position arbeiten, haben auf ihren Gehaltszetteln ebenfalls einen identischen Betrag stehen. „Wir behandeln alle gleich“, sagt Chefin Lisa Löffler.
Verglichen mit dem Vorjahr verkleinerte sich 2015 die Lohnlücke zwar um einen Prozentpunkt. Dass Frauen nach wie vor 79 Tage sozusagen umsonst arbeiten, sei dennoch nicht akzeptabel, so Bayerns Sozialministerin Emilia Müller. „Wir sind erst zufrieden, wenn der ,Equal Pay Day' auf den ersten Januar fällt“, teilte die Frauenbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung mit.
„Berufe mit Zukunft“ ist deshalb der Schwerpunkt beim diesjährigen „Equal Pay Day“. Gerade soziale Berufe, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, werden oft schlechter entlohnt als vermeintlich typische Männerjobs. „Die schlechte Bezahlung macht es schon heute äußerst schwierig, Mitarbeitende in der Pflege oder in Kindertagesstätten zu finden“, sagt etwa Anke Klaus, Würzburg- und Bundesvorsitzende des Sozialdiensts katholischer Frauen.
„Natürlich ist eine gleichberechtigte Bezahlung im Vergleich mit anderen Berufsgruppen wichtig“, findet Wolfgang Popp. Er ist Leiter des Geschäftsbereichs Krankenhaus und Personal der Stiftung Juliusspital in Würzburg. Auch in den Einrichtungen des Juliusspitals sind die Kranken- und Altenpfleger überwiegend weiblich. Bezahlt wird dort nach dem Tarifsystem des öffentlichen Diensts. Und das, meint Popp, „ist aus meiner Sicht eine entsprechende Bezahlung im Vergleich zu anderen gleichwertigen Berufen im öffentlichen Dienst“.
Und selbst im öffentlichen Dienst hat man in den Spitzenpositionen noch immer mehr Männer wie Frauen. Leider sind nicht viele so fortschrittlich wie der kanadische Premier der sich 50 Prozent Frauen ins Kabinett geholt hat.
Wenn Frauen öfter schlecht bezahlte Berufe erlernen, Teilzeit arbeiten, wegen der Familie daheim bleiben, usw.; dann brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn sie nicht in den Spitzenpositionen landen, in denen man z.B. Jura oder BWL studiert haben und 16 Stunden pro Tag erreichbar sein sollte.
Wenn man Äpfel mit Birnen vergleicht kommt dann halt nun mal etwas unterschiedliches heraus.