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Wahl in Memmingen
Das sagen die Kandidaten nach dem überraschenden Wahlausgang in Memmingen
Jan Rothenbacher (SPD) ist neuer Oberbürgermeister in Memmingen. Er holte überraschend die Mehrheit. Amtsinhaber Schilder ist "sehr enttäuscht und traurig".
Volker Geyer
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:59 Uhr

Sonntag, 18 Uhr: Die Wahlhelfer sperren die Wahllokale zu und öffnen die Umschläge, die die Memminger in den vergangenen zehn Stunden in die Wahlurnen gesteckt haben. Gleichzeitig machen sich zahlreiche Bürger auf den Weg in die Rathaushalle, wo die ausgezählten Stimmbezirke nach und nach auf einer Leinwand angezeigt werden. Noch ahnt niemand in der Halle – und wohl auch in ganz Memmingen nicht – welche Überraschung sie gleich erleben werden.

Das Ergebnis des ersten ausgezählten Stimmbezirks erscheint um 18.25 Uhr auf der Leinwand. Ein erstauntes Raunen geht durch die Halle: SPD-Kandidat Jan Rothenbacher liegt mit 54,2 Prozent klar vor Amtsinhaber Manfred Schilder (CSU, FDP). „Das sagt natürlich noch nichts über das Endergebnis aus“, meint der ehemalige Landwirtschaftsminister Josef Miller aus Amendingen. „Aber überraschend ist es schon“, fügt er an, nachdem sieben weitere Stimmbezirke ausgezählt sind und der 30-jährige Rothenbacher immer noch mit 52,7 Prozent in Führung liegt.

Nach und nach laufen weitere Ergebnisse ein – und mit jeder neuen Meldung verdüstern sich die Mienen von OB Schilder und dessen Anhänger in der Rathaushalle. Es ist 19.05 Uhr, 18 von 37 Bezirken sind ausgezählt – und Rothenbacher führt weiter eindeutig mit 54,8 Prozent. „Wie es aussieht, bekommst Du einen neuen Chef“, sagt ein Mann zu seinem Nachbarn in der Halle. „Abwarten“ lautet die knappe Antwort.

Oberbürgermeisterwahl in Memmingen: Stück für Stück färbt sich die Karte der Memminger Stimmbezirke rot

Während im Rathaus die Stimmung bei der CSU immer weiter in den Keller geht, steuert die Begeisterung gut 100 Meter weiter im Gasthof Schwanen ihrem Höhepunkt entgegen. Dort haben sich die Genossen mit ihrem Kandidaten versammelt und bejubeln jede eingehende Meldung aus den Stimmbezirken. Stück für Stück färbt sich die Karte mit den Memminger Stimmbezirken weiter rot. Gegen 19.25 Uhr ist die Sensation perfekt: Jan Rothenbacher ist neuer Oberbürgermeister in Memmingen. Unter dem Jubel der Genossen nimmt er die ersten Glückwünsche im Schwanen entgegen.

„Ich bin ganz erschlagen – es fühlt sich unwirklich an“, lautet die erste Reaktion des 30-jährigen Wahlsiegers. Er habe eher mit einer Stichwahl gerechnet, aber nicht mit einem Sieg im ersten Wahlgang. „Das wäre auch vermessen gewesen“, sagt Rothenbacher und spricht von einem „starken Vertrauensbeweis“ der Memminger Bürger. Indes ist Schilder„sehr enttäuscht und traurig“, wie er nach Auszählung aller Stimmen sagt. Zugleich bedauere er es sehr, dass seine Arbeit in den vergangenen sechs Jahren offenbar bei der Mehrheit der Bürger keine Anerkennung gefunden habe. Über die Ursachen seiner Niederlage könne er jetzt nichts sagen: „Da muss ich erst eine Nacht drüber schlafen.“

Team-Todenhöfer-Kandidatin Nur Sensoy: "Habe ÖDP aus dem Stand geschlagen"

Neben Jan Rothenbacher und Manfred Schilder hatten auch Krimhilde Dornach (ÖDP) und Nur Sensoy (Team Todenhöfer) ihren Hut in den Ring geworfen. Dornach sagt nach Bekanntgabe des Ergebnisses: „Ich habe Ruhepuls. Ich denke, dass sich viele ÖDPler gleich auf die Seite der SPD geschlagen haben, um den Wechsel herbeizuführen.“ Und Nur Sensoy? Sie fühle sich gut: „Ich hatte kein großes Team und nicht viele Wahlkampfmittel und habe die ÖDP aus dem Stand geschlagen.“

 
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