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VILSHOFEN
Von wegen Haudrauf
Evangelischer Pressedienst
 |  aktualisiert: 05.03.2014 21:39 Uhr

Nein, es ist keine typische Aschermittwochs-Rede, die EU-Parlamentspräsident Martin Schulz im niederbayerischen Vilshofen abliefert. Es gibt kein polemisches Haudrauf. Und die CSU, die ein paar Kilometer donauabwärts ihren Aschermittwoch begeht, erwähnt der Sozialdemokrat nicht einmal mit Namen. Und doch wird Schulz von den mehr als 2000 Besuchern im SPD-Bierzelt bejubelt und gefeiert wie kein einziger seiner Vorredner – für einen flammenden und leidenschaftlichen Appell für Europa.

Wenn Menschen zu ihm sagten, die Kriegsgefahr sei gebannt, denn es gebe ja die EU, dann antworte er: „Ja, weil wir die EU haben, ist diese Kriegsgefahr ausgeschlossen. Deshalb kämpfen wir doch darum, dieses Projekt zu verteidigen, zu bewahren, es besser zu machen.“ Und was passiere, wenn Machthaber nicht in solche Strukturen eingebunden seien, das sehe man gerade auf der Krim, betont Schulz mit Blick auf den schweren Konflikt um die ukrainische Halbinsel.

Unterm Eindruck der Krim-Krise

Schon draußen, vor dem Zelt, hat Schulz zur Krim-Krise Stellung nehmen müssen. Er sehe dort eine Chance für die Diplomatie. Und, ja, dieser Aschermittwoch stehe natürlich unter dem Eindruck der Krise. Schulz begibt sich deshalb auch nicht in die Niederungen der üblichen Aschermittwochs-Rhetorik. Ihm geht es um die europäische Idee – und darum, wie man die Europäische Union sinnvoll reformieren könne. Die EU müsse sich um die Menschen kümmern, nicht um sich selbst. „Europa muss nicht jedes und alles machen“, sagt der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten für die Europawahl, der auch Kommissionspräsident werden will. Man müsse in Brüssel aufhören, darüber nachzudenken, ob es Ecken gebe, in die man sich noch nicht eingemischt habe. „Wir brauchen keine Verordnung über Olivenölkännchen in Restaurants.“ Ein paar Kilometer weiter in Passau sagt Horst Seehofer genau dasselbe.

Schulz ist der Star dieser SPD-Aschermittwochskundgebung. Dagegen kommen SPD-Landeschef Florian Pronold und der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly nicht an. Maly mutet den Zuhörern Zitate des Philosophen Jürgen Habermas und des Soziologen Max Weber zu. Auch er ergeht sich – wie Schulz – nicht im Aschermittwochs-Haudrauf. Kurz vor den Kommunalwahlen am 16. März gibt er ganz den seriösen Kommunalpolitiker, den Kümmerer. Die fast schon einzige Spitze von ihm ist, dass er der CSU Höhenkrankheit attestiert.

Pronolds Watschen

Etwas mehr in die Vollen geht Pronold. Er watscht Finanzminister Markus Söder (CSU) ab, der im Streit um den Verkauf der GBW-Wohnungen „schamlos gelogen“ habe. Der Freistaat hätte sehr wohl um die GBW mitbieten dürfen, sagt Pronold. Die meisten Lacher erntet er, als er die alljährlichen CSU-Übertreibungen bei den Zuschauerzahlen am Aschermittwoch aufs Korn nimmt – auch wenn die SPD ihre Zahlen ebenfalls gerne etwas nach oben korrigiert. Pronold hat vor allem das vergangene Jahr im Blick, als der damalige CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt von 7000 Zuschauern sprach, obwohl die Halle nach Angaben der Stadt Passau für maximal 4300 Menschen ausgelegt war. Dazu Pronold: „Die haben das letzte Mal den ADAC beauftragt, ihre Zuschauerzahlen zu berechnen.“

 
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  • Ach ja, der Herr Pronold mit seinen mickrigen 16 % Erststimmen bei der letzten Wahl meldet sich auch mal wieder zu Wort. Selbst hier in der SPD-Veranstaltung war er nicht Hauptredner, sondern lediglich ein Anhängsel an die bemerkenswerte Rede von Schulz. Und der "Oppositions"führer im bay. Ladtag - wo war denn der? 'Oder habe ich ihn nur übersehen? zwinkern
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  • Wenn sie (in diesem Fall halt mal die Roten) aus Rücksicht auf die labile Koalition in Berlin nicht sagen dürfen, was sie vmtl. gerne sagen wollten, dann sollen sie den ganzen Bierdunst-Krampf doch sein lassen. Dieses "Format", seinem Wähler Politik erklären zu wollen, hat sich eh' überlebt - und damit meine ich alle Parteien.
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