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Augsburg
Wie gefährlich kann die Vogelgrippe für den Menschen werden?
H5N1 verbreitet sich rasant. Vor allem unter Vögeln – aber eben nicht nur. Besonders ein Vorfall lässt Expertinnen und Experten aufhorchen.
Vogelgrippe       -  Millionen Vögel sind bereits am Vogelgrippevirus gestorben.
Foto: Sina Schuldt, dpa | Millionen Vögel sind bereits am Vogelgrippevirus gestorben.
Stephanie Sartor
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:02 Uhr

Nach Corona rückt ein anderes Virus immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit: H5N1. Der Vogelgrippe-Erreger verbreitet sich derzeit in einem nie dagewesenen Ausmaß unter Vögeln. Expertinnen und Experten sprechen von der größten jemals dokumentierten Vogelgrippewelle. Das Besorgniserregende an der ohnehin angespannten Situation: Es erkranken nicht nur Vögel. Immer wieder infizieren sich inzwischen auch Säugetiere, etwa Seehunde oder Nerze.

Auch Menschen können sich anstecken. So wurde bei einer 38-jährigen Chinesin, die im vergangenen Oktober gestorben war, das H5N1-Virus der Gruppe 2.3.4.4b – eben die breitet sich gerade weltweit aus – festgestellt. Die Frau hatte Kontakt zu infiziertem Geflügel und entwickelte eine schwere Lungenentzündung. Vor kurzem starb ein Kind in Kambodscha an der Vogelgrippe– allerdings handelte es sich dabei nicht um die derzeit grassierende Virusgruppe.

Zigtausende mit Vogelgrippe infizierte Tiere wurden gekeult

Die rasche Ausbreitung des Virus und Infektionen bei anderen Spezies lassen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit aufhorchen. "Die Situation ist beunruhigend – hauptsächlich für Wildvögel und Geflügel, aber es gibt auch das Risiko für das Überspringen des Virus auf Säugetiere", sagt Prof. Martin Beer, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik am Friedrich-Loeffler-Institut. Zudem sei die Saisonalität ein Stück weit verloren gegangen, das Virus sei quasi pausenlos im Umlauf. Und es erreiche Teile der Welt, in der dieser Virustyp zuvor nie nachgewiesen wurde.

Um die Ausbreitung einzudämmen, wurden in Deutschland bereits zigtausende Tiere gekeult. Denn besonders in großen Mastanlagen hat das Virus leichtes Spiel. Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes sind die Massenkeulungen eine Folge der aus dem Ruder gelaufenen Agrarindustrie. Immer mehr Tiere würden auf immer engerem Raum in immer größeren Ställen gehalten. Die Dimension einer Seuche lasse sich so kaum mehr eingrenzen. "Aus Seuchenschutzgründen, aber natürlich auch aus Gründen des Tier- und Klimaschutzes, müssen wir die Tierbestände und den Konsum tierischer Produkte reduzieren", fordert Stephanie Riederer, Fachreferentin für Tierseuchen beim Deutschen Tierschutzbund.

Die Symptomatik der Vogelgrippe ähnelt der von Corona

Längst gibt es Stimmen, die H5N1 attestieren, das Zeug für eine neue große Pandemie zu haben. Damit dieses Szenario Wirklichkeit wird, müsste das Virus aber eine entscheidende Hürde nehmen: Es müsste direkt von Mensch zu Mensch übertragbar sein – bisher sind solche Fälle nicht bekannt. Die Personen, die bisher erkrankten, hatten alle Kontakt zu Vögeln. "Das Virus kann potenziell die Fähigkeit erwerben, sich in Säugetier-Spezies zu verbreiten", sagt die Münchner Virologin Prof. Ulrike Protzer. "Das bedeutet aber noch nicht, dass es sich dann tatsächlich beim Menschen ausbreiten kann. Man kann das aber eben auch nicht komplett ausschließen und deswegen beobachtet man das aktuelle Geschehen sehr genau." Besonders ein Vorfall nährt unter Expertinnen und Experten die Sorge, dass das Virus bereits einen Entwicklungssprung hinter sich hat: Auf einer spanischen Farm hatten sich Nerze nicht nur bei Vögeln infiziert, sondern offenbar auch untereinander angesteckt.

Wenn sich ein Mensch infiziert, sei die Symptomatik ähnlich wie bei anderen Atemwegserregern, die frisch auf den Menschen überspringen, erklärt Protzer. "Das kann zu schweren Verläufen mit einem akuten Lungenversagen, begleitet von einem Kreislaufversagen führen. So wie wir es auch bei den ersten Corona-Fällen gesehen haben."

 
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