Freunde der fünf Angeklagten schütteln verwundert den Kopf, als sie am Dienstag die Anklageschrift im Frankonia-Prozess hören: Sie wollen nicht glauben, dass die fünf Herren im maßgeschneiderten Anzug auf der Anklagebank „von Anfang an“ geplant haben sollen, Anleger um Millionen Euro zu betrügen – und auf deren Kosten ein Luxusleben mit Dienst-Maserati und Segelboot zu führen.
Bestätigt sehen sich Kritiker wie die zwei Verbraucherschutz-Zentralen und Stiftung Warentest. Sie warnen seit 15 Jahren: Das Finanzkonzept der Firmengruppe im Beton-Ei im Mainfrankenpark in Dettelbach (Lkr. Kitzingen) sei nicht plausibel. Anleger würden vermutlich kaum einen Knopf wiedersehen.
Nun steht dem Landgericht ein Mammut-Prozess um Vorgänge zwischen 2009 und 2014 bei der Frankonia sowie den Nachfolge-Firmen Deltoton und CSA 4 und 5 bevor, 30 Verhandlungstage sind angesetzt. Der Sitzungssaal fasst kaum die fünf Richter, zwei Ersatzschöffen, fünf Angeklagte, 13 Pflicht- und Wahlverteidiger sowie drei Anklage-Vertreter. 25 000 Anleger sollen um 51 Millionen Euro betrogen worden sein.
Kampfeslustig kreuzen schon zum Auftakt Staatsanwälte und Verteidiger ihre Klingen: „Die Anklage ist ein einziges Durcheinander“, kritisiert Verteidiger Hans-Jürgen Spilling. „Die Anklage – oder die Geschäfte Ihres Mandanten?“ fragt Staatsanwältin Claudia Kahnke spitz zurück – und hat einige Lacher auf ihrer Seite.
Einige Verteidiger wollen verhindern, dass die Anklageschrift verlesen wird. Einer kritisiert die Anklage als zu allgemein und vage formuliert. Die individuelle Verantwortung seines Mandanten sei nicht so ersichtlich, wie es das Gesetz fordert. Ein anderer will, dass das Gericht einen Pflichtverteidiger austauscht. Ganz ruhig lässt der Vorsitzende Reinhold Emmert einen nach dem andern zu Wort kommen – und setzt doch die Verlesung der Anklage durch. Darin werden abenteuerliche Geschäftsgebaren geschildert, die – wenn sie sich im Prozess als wahr erweisen – die fünf Angeklagten und mutmaßliche Komplizen für Jahre hinter Gitter bringen können.
Keiner der fünf will sich zu den Vorwürfen äußern. Doch beantragt Slobodan Cvetkovics, sein Verfahren von dem der vier anderen abzutrennen: Er habe mit deren Geschäften gar nichts zu tun, sondern 2009 die CSA 4 und 5 von einem Mitbegründer gekauft, dessen Gesicht lange untrennbar mit der Frankonia verbunden war: Elmar Borrmann. Der Olympiasieger mit dem Degen ist nicht angeklagt wie seine früheren Sportkameraden aus Tauberbischofsheimer Fechter-Tagen Thomas und Michael Gerull, die mit zwei anderen bis zuletzt das Unternehmen geführt haben sollen.
Nur Nebentätigkeiten
In Prospekten hatte Borrmann seinen Kunden zwar erklärt, er stehe mit seinem Namen für das Finanzprodukt der CSA 4 und 5. Aber wer ihn heute in Verbindung mit den in der Anklage aufgeführten Geschäften bringt, dem hetzt Borrmann eine Anwaltskanzlei auf den Hals. Die lässt erklären, er habe mit früheren Geschäftspartnern nichts mehr zu tun und auch früher nur „(Neben-)Tätigkeiten im Frankonia-Konzern ausgeübt.“ Außerdem: „Weder Borrmann noch andere Mitglieder des Aufsichtsrates wie Generalbundesanwalt a.D. Alexander von Stahl, hatten jemals Anlass zur Sorge, der Frankonia-Konzern würde die Gelder ihrer Anleger in rechtswidriger Weise verwenden.“
Fakt ist: Das Unternehmen ist insolvent, die Investoren werden wenig von ihrem Geld wiedersehen. Ob Millionen auf betrügerischer Weise in Taschen verschwunden sind, in die sie nicht gehörten, will die Anklage im Prozess beweisen.