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MÜNCHEN
Versuche mit rund 450 000 Tieren
Tierversuche       -  In einem Labor wird eine Maus für einen Tierversuch vorbereitet.
Foto: Jan-Peter Kasper, dpa | In einem Labor wird eine Maus für einen Tierversuch vorbereitet.
Moritz Cremers
 |  aktualisiert: 07.09.2016 03:36 Uhr

Das Thema ist eines, das polarisiert: Für Tierversuche sind in Bayern im vergangenen Jahr rund 450 000 Tiere eingesetzt worden. Die landesweit zuständigen Regierungen von Oberbayern und Unterfranken genehmigten für 2015 insgesamt 359 Tierversuchsanträge.

Das Gros der eingesetzten Tiere waren im vergangenen Jahr Mäuse, nämlich 380 300. Jeweils mehrere Tausend Ratten, Meerschweinchen, Fische und Vögel listen die beiden Regierungsbehörden zudem in der Statistik auf. Die Regierung von Oberbayern – zuständig für Tierversuche in den Bezirken Oberbayern, Niederbayern, Schwaben – nennt beispielsweise auch 871 Krallenfrösche, 175 Katzen, 40 Hunde und sechs Paviane. Die Anträge stellten Universitäten, Hochschulen, andere staatliche Forschungseinrichtungen und Unternehmen sowie Einrichtungen im Bereich Naturschutz.

Keine Primaten in Unterfranken

Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung von Unterfranken, die für die Bezirke Unterfranken, Mittelfranken, Oberfranken und Oberpfalz zuständig ist, betont: „Tierversuche in Bezug auf Primaten, Hunde und Katzen, Pferde und Rinder wurden 2015 in unserem Zuständigkeitsbereich nicht beantragt.“ In Unterfranken seien schon seit mindestens zehn Jahren keine Versuche mehr an Hunden, Katzen und Primaten durchgeführt worden.

Für Susanne Pfeuffer von der Würzburger Ortsgruppe des Vereins „Menschen für Tierrechte“ sind die Zahlen irreführend: „Damit unterschlägt man die unzähligen Tiere, die zwar für Tierversuche gezüchtet, aber nicht abgerufen werden. Diese Tiere werden dann getötet, ohne dass sie jemals in einem Experiment eingesetzt werden.“ Das Leid der Tiere sei aber nur ein Grund, dass sie sich mit dem Verein gegen Versuche einsetze: „Wir halten diese Experimente für unwissenschaftlich. Eine Maus ist nun einmal kein Mensch, die Unterschiede sind zu groß.“ Pfeuffer schlägt stattdessen In-vitro-Versuche vor, also Laborversuche mit menschlichen Zellen, die zuvor aus dem Körper entfernt wurden.

Uni Würzburg forscht mit Ratten

Über die jeweilige Verwendung der Tierarten konnten die Sprecher der Regierungen keine Auskunft geben. Das Antragsspektrum reicht laut bayerischem Umweltministerium von der „Besenderung von Wildtieren“ bis zur Überprüfung von Medizinprodukten.

46 Versuche wurden im Jahr 2015 in der Region beantragt, der größte Teil entfiel dabei auf die Universität Würzburg und die Uniklinik. An der Uni lägen zur Zeit noch keine Zahlen darüber vor, wie viele Tiere eingesetzt wurden, teilte eine Sprecherin mit. Zu über 90 Prozent handele es sich bei den Tieren um Ratten und andere Kleinnager, die vor allem in der Medizinforschung eingesetzt würden.

Das Wissenschaftsministerium betont das gesetzlich vorgeschriebene Prinzip der Vermeidung, Verbesserung und Verminderung von Tierversuchen. Es würden „nur die besten und schonungsvollsten Methoden ausgewählt und nur so viele Versuche durchgeführt werden, wie unbedingt nötig sind, um zu wissenschaftlich fundierten Ergebnissen zu gelangen“. Gerade in der Biologie und Medizin könne aber nicht ganz darauf verzichtet werden.

Anders sieht es der Verein Ärzte gegen Tierversuche. Gemessen an der Zahl der eingesetzten Tiere liegt Bayern auf Platz drei des Negativrankings. Rund 14 Prozent der bundesweit 2,8 Millionen Versuchstiere entfielen auf Bayern, rechnete eine Sprecherin vor. München, wo derzeit drei neue Labors gebaut würden, sei eine Hochburg für Tierversuche. Dort würden etwa Organe von genmanipulierten Schweinen in Paviane verpflanzt. Doch auch bei Versuchen, bei denen es nicht direkt um das Leben der Tiere geht, kritisierte sie: „Allein die Haltung im Labor ist unter unnatürlichen Bedingungen.“ Mit Material von dpa

 
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