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MÜNCHEN
Unterfranken ist Schlusslicht bei barrierefreien Bahnhöfen
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 17.11.2017 03:18 Uhr

Die 2013 von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bis 2023 versprochene völlige Barrierefreiheit für Behinderte im öffentlichen Raum macht weiter nur schleppende Fortschritte – und Unterfranken hinkt in einem wichtigen Bereich dem Bayern-Schnitt sogar noch einmal deutlich hinterher.

So waren laut einer aktuellen Antwort von Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (CSU) auf eine schriftliche Landtagsanfrage der SPD-Abgeordneten Ilona Deckwerth Anfang 2017 erst 39 Prozent der mehr als tausend Bahnhöfe und Haltepunkte in Bayern ohne Hindernisse zugänglich. In Unterfranken waren es sogar nur 36 Prozent.

Schlusslicht mit Abstand

Beim von der CSU-Staatsregierung als aussagekräftig bezeichneten Anteil der realen Fahrgäste, die ohne Treppen und Schwellen in einen Zug gelangen können, wird Unterfranken sogar noch weiter abgehängt: Während bayernweit zuletzt 71 Prozent der Passagiere barrierefreie Bahnhöfe benutzen konnten, lag diese Quote in Unterfranken nur bei 25 Prozent. Damit ist die Region mit Abstand das Schlusslicht in Bayern. In Schwaben oder Niederbayern kann bislang aber auch nur rund ein Drittel der Fahrgäste barrierefrei reisen. In Oberbayern und Mittelfranken dagegen sind es rund 80 Prozent.

Diese eklatanten Unterschiede zwischen den Regionen erklärt das für den Schienenverkehr zuständige Innenministerium mit der bisherigen Schwerpunktsetzung der für den barrierefreien Ausbau der Bahnhöfe zuständigen Deutschen Bahn. Diese habe zunächst „prioritär die Bahnhöfe in den beiden hochfrequentierten bayerischen S-Bahnnetzen München und Nürnberg ausgebaut“, heißt es in der Antwort auf eine weitere SPD-Anfrage.

In der Tat wird inzwischen auch an der Barrierefreiheit des Würzburger Hauptbahnhofs gebaut, der am stärksten genutzten unterfränkischen Station. Und so ist der Stand: Mitte September ging an den Gleisen vier und fünf ein zweiter modernisierter Bahnsteig in Betrieb. Die Aufzüge sollen allerdings erst zur Landesgartenschau im April 2018 fertig sein. Dann wird zudem der modernisierte Bahnsteig vier freigegeben. Teilweise bereits eingerichtet ist ein Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte.

Umbau bis spätestens 2021

Auch der Schweinfurter Hauptbahnhof und der Bahnhof in Rottendorf (Lkr. Würzburg) sollen laut einer vom Innenministerium veröffentlichten Liste bis spätestens 2021 barrierefrei umgebaut sein. Erst vor einer Woche wurde in Schweinfurt der zweite von insgesamt drei Bahnsteigen fertiggestellt und wieder in Betrieb genommen. Ende 2018 soll auch der dritte fertig sein, sodass dank Aufzügen alle Bahnsteige für Gehbehinderte gut erreichbar sind. Auch in Schweinfurt wird ein „taktiles“ Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte installiert. Der barrierefreie Ausbau soll 11,5 Millionen Euro kosten.

Nach 2021 ist demnach in Unterfranken etwa noch die Barrierefreiheit der Stationen in Haßfurt (Lkr. Haßberge), Iphofen (Lkr. Kitzingen), Gemünden und Partenstein (Lkr. Main-Spessart) geplant. Weitere stark genutzte Bahnhöfe wie Kitzingen, Bad Kissingen oder Lohr bleiben offenbar aber zunächst außen vor.

Abgerückt ist die Staatsregierung zudem von ihrem noch im Frühjahr 2016 verkündeten Ziel, bis Ende 2018 bayernweit 86 Prozent aller Bahnreisenden barrierefreie Bahnhöfe anbieten zu können. Sozialministerin Müller spricht in ihrer aktuellen Antwort nun nur noch von 82 Prozent bis 2021. Sozialverbände wie der VdK beklagen schon länger, dass die Seehofer-Regierung den eigenen Ankündigungen zum Trotz das Ziel Barrierefreiheit bislang bestenfalls halbherzig verfolgt. So standen etwa zwischen 2013 und 2018 jährlich nur zehn Millionen Euro Fördermittel für den barrierefreien Bahnhofsumbau in ganz Bayern zur Verfügung.

Und selbst der in alleiniger Verantwortung des Freistaats stehende barrierefreie Zugang zu staatlichen Gebäuden wie Gerichten oder Finanzämtern tritt auf der Stelle: Nur etwas mehr als jeder Dritte der rund 3000 öffentlich genutzten Staatsbauten war laut Sozialministerin Müller im Frühjahr 2017 barrierefrei.

Unterfranken liegt hier immerhin leicht über dem Landesschnitt: Rund 40 Prozent der staatlichen Gebäude in der Region waren zuletzt ohne Hindernisse zugänglich. Mitarbeit fan und rö

 
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