Was haben Traubenkernöl aus Abtswind, Muskatzine, ein Gebäck, aus Dettelbach (beide Lkr. Kitzingen) und Hutzeln - Dörrobst aus Birnen - aus Fatschenbrunn im Landkreis Haßberge gemeinsam? Diese regionalen Spezialitäten stammen allesamt aus einem von insgesamt 100 "Genussorten" in Bayern, die auf Initiative des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums in einem aufwändigen Verfahren von einer unabhängigen Jury ausgewählt und nun in einem "kulinarischen Reiseführer" hübsch illustriert und amüsant beschrieben wurden.
"Jede Region hat ihre charakteristischen Spezialitäten, die es zu entdecken lohnt", sagte Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) bei der Vorstellung des Buches in München. Genießer sollten deshalb erst einmal das heimische Angebot im Blick haben, findet sie: "Es lohnt sich, auch weil das Wissen, woher ein Lebensmittel kommt und welche Geschichte dahinter steht, dem Genuss eine neue Tiefe verleiht."
Unterfranken - eine führende Genussregion
Allein 20 der ausgewählten Orte liegen in Unterfranken - was den Regierungsbezirk zu einer der führenden Genussregionen Bayerns macht: Das deutlich größere Oberbayern etwa kommt nur auf 13 Genussorte. Wichtig für die Auswahl aus über 300 Bewerbungen sei auch nicht alleine die Existenz regionaler, hochwertiger Spezialitäten gewesen, erklärt Hermann Kolesch, Präsident der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim, die den Schmankerl-Führer herausgibt: Genauso wichtig für einen Genussort sei auch die Kooperation örtlicher Erzeuger mit Metzgern, Bäckern oder Gastwirten sowie ein intaktes Ortsleben, das sich aktiv um den Erhalt der Landschaft, des Ortes und des kulturellen Erbes bemüht.
Schließlich hat Genuss nichts mit Ausschweifung und Übermaß zu tun. Sondern mit Aufmerksamkeit und sinnlicher Wahrnehmung: Wer genießen will, der muss das Gute erst einmal erkennen - und die Muße haben, die Qualität, den Geschmack, das Besondere auf sich wirken zu lassen. Dass dies gerade auch in kleinern Gemeinden hervorragend funktionieren kann, zeigt die Liste der unterfränkischen Genussorte: Abtswind, Alzenau, Bischofsheim an der Rhön, Bürgstadt, Dettelbach, Markt Eisenheim, Fatschenbrunn, Fladungen, Hammelburg, Handthal, Iphofen, Klingenberg am Main, Miltenberg, Oberelsbach, Ostheim vor der Rhön, Randersacker, Schweinfurt, Sulzfeld am Main, Wartmannsroth und die Weininsel an der Mainschleife mit den drei Orten Sommerach, Nordheim und Hallburg dürfen sich ab sofort mit dem neuen Titel schmücken.
Bewusstsein für die Heimat wecken
Die Auszeichnung soll dabei in zwei Richtungen wirken, hoffen die Initiatoren: einerseits natürlich nach außen, um Touristen und Besucher anzuziehen und Menschen in den großen Städten auf die Qualität und Vielfalt heimischer Produkte aufmerksam zu machen. Aber auch nach innen, in die Orte selbst: um dort ein Bewusstsein zu wecken für die eigene kulturelle Vielfalt. "Denn ganz wichtig sind die Menschen, die für höchsten Genüsse sorgen und durch nachhaltiges Handeln unsere bäuerliche Kulturlandschaft erhalten", findet Ministerin Kaniber.
Ein erstes Treffen der fränkischen Genussorte sei bereits geplant, berichtet Kolesch - um Erfahrungen auszutauschen und nach gemeinsamen Entwicklungsmöglichkeiten zu suchen. Der Titel "Genussort" soll übrigens auf absehbare Zeit für die hundert aktuellen Gewinner reserviert bleiben. Schließlich lässt sich Genuss nicht unendlich vervielfältigen.