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MÜNCHEN
Unterfranke übernimmt BayernLB
Ein Unterfranke in München: Johannes-Jörg Riegler, aufgewachsen in Schweinfurt, wird Vorstandsvorsitzender der BayernLB.DPA
Foto: Foto: | Ein Unterfranke in München: Johannes-Jörg Riegler, aufgewachsen in Schweinfurt, wird Vorstandsvorsitzender der BayernLB.DPA
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:17 Uhr

Ein gebürtiger Schweinfurter soll ab April 2014 die krisengeschüttelte Bayerische Landesbank (BayernLB) als Vorstandschef in sicheres Fahrwasser führen: Johannes-Jörg Riegler, zuletzt Vize-Chef der ebenfalls staatlichen NordLB in Hannover, tritt dann die Nachfolge von Gerd Häusler an, der auf eigenen Wunsch seinen Posten nach rund vier Jahren vorzeitig räumt.

„Ich bin in Werneck geboren und in Schweinfurt aufgewachsen“, sagte Riegler dieser Zeitung. Auch die ersten Erfahrungen im Bankgeschäft habe er in Unterfranken gemacht, erzählte der 49-jährige Jurist: „Mit 17 Jahren habe ich ein Praktikum bei der Kreissparkasse Schweinfurt gemacht.“ Nach einem Jurastudium in Würzburg arbeitete Riegler unter anderem bei der Deutschen Bank und der Westfalenbank. Seit 2005 sitzt er im Vorstand der NordLB. Dort war er zuletzt als Vize-Chef für das Risikomanagement und die Beziehungen zu den Sparkassen zuständig.

Diese beiden Arbeitsschwerpunkte seien auch für die Zukunft der BayernLB entscheidend, erklärte Finanzminister Markus Söder (CSU). Die Bank, die nach der Zehn-Milliarden-Euro-Rettung Ende 2008 nun zu drei Viertel dem Freistaat und zu einem Viertel den bayerischen Sparkassen gehört, müsse nämlich „noch kleiner, mittelstandsnäher und risikoärmer“ werden, fordert Söder.

Vor diesem Hintergrund sei Riegler „sein Wunschkandidat“ für den Spitzenposten gewesen. Auch Rieglers Herkunft hält der Nürnberger selbstredend für einen Vorteil: „Ein Franke in der Landesbank, ein Franke im Finanzministerium – das kann nur eine erfolgreiche Achse sein.“ Es hätten aber allein fachliche Kriterien den Ausschlag für die Auswahl Rieglers gegeben, beteuert Söder. Denn politische Erwägungen dürften „bei einer entpolitisierten Landesbank keine Rolle mehr spielen“.

Ganz so reibungslos, wie der Finanzminister und Bayerns Sparkassen-Chef Theo Zellner am Montag Glauben machen wollten, scheint die Personalsuche für die BayernLB-Spitze jedoch nicht gelaufen zu sein: Zum einen dürfte die Anzahl qualifizierter Bewerber vonseiten der nach wie vor deutlich besser bezahlenden Privatbanken übersichtlich gewesen sein. Das Vorstandsgehalt bei der BayernLB ist seit der Staatshilfe auf 500 000 Euro gedeckelt.

Zum anderen ging dem Bankvorstand mit dem in München gar als möglichem Häusler-Nachfolger gehandelten Finanzvorstand Stephan Winkelmeier fast gleichzeitig ein weiterer Leistungsträger von der Fahne – was nicht nur im Landtag Spekulationen über die Zukunftschancen der BayernLB nährte.

Bis 2019 muss die Bank nämlich nach EU-Vorgaben noch gut vier Milliarden Euro an den Freistaat zurückbezahlen. Gelingt dies nicht, droht die Abwicklung der BayernLB – und Bayerns Steuerzahler müssten den Großteil ihrer Rettungsmilliarden endgültig abschreiben.

Gewaltige Herausforderungen

Doch ob die Landesbank genug verdienen kann, um die Vorgaben zu erfüllen, scheint derzeit fraglich: So hat die Bank in diesem Jahr den größeren Teil ihres Gewinns im oberen dreistelligen Millionenbereich mit Einmaleffekten wie dem Verkauf der Immobilientochter GBW erzielt. Das Kerngeschäft mit dem Mittelstand und den Sparkassen wirft dagegen offenbar weiter kaum Erträge ab.

Zudem sind die Kapitalreserven der Bank derzeit zwar sehr gut. Doch sowohl bei der ungarischen Tochterbank MKB wie im unübersichtlichen Rechtsstreit mit der österreichischen Ex-Tochter HGAA drohen neue Milliardenrisiken, die das dicke Polster schnell aufzehren könnten.

„Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass die BayernLB sehr gut aufgestellt ist“, beteuert zwar Noch-Chef Häusler, der ab Herbst 2014 an die Spitze des Aufsichtsrats der Bank wechseln soll. Dass Riegler aber vor gewaltigen Herausforderungen steht, räumt auch Markus Söder offen ein: „Die BayernLB ist immer eine spannende Aufgabe.“

 
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