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LANDSBERG/BERG
Uli Hoeneß tauscht Knast gegen Privatklinik
reda
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:20 Uhr

Die Schön Klinik Starnberger See in Berg zeichnet sich durch eine wunderschöne Lage direkt am See aus. Zentrales Gebäude ist die herrschaftliche Villa de Osa, ein prunkvolles, halbrundes Gebäude im Stil des Neubarock. Kein Vergleich zu, sagen wir, der Krankenstation eines Gefängnisses. Seit Montag ist Uli Hoeneß hier.

Doch der Anlass für den Aufenthalt ist kein schöner. Der Ex-Präsident des FC Bayern muss sich einem Eingriff am Herzen unterziehen. Eine Routine-Angelegenheit zwar, aber eben doch ein Eingriff mit allen dazugehörigen Risiken. Hoeneß leidet seit Jahren an Bluthochdruck. Wie berichtet, sind im Gefängnis in Landsberg alte Herzprobleme wieder aufgetaucht.

Die Justizvollzugsanstalt verfügt zwar über zwei hauptamtliche Anstaltsärzte, aber derartige Eingriffe müssen in einer externen Klinik durchgeführt werden. Dafür ist die Krankenstation im Knast nicht ausgelegt. Und die Gefängnis-Ärzte sind Allgemeinmediziner und keine Herzspezialisten.

Die gibt es aber in der Privatklinik am Starnberger See, die unter Federführung ihres früheren Chefs Valentin Argirov zur Promi-Klinik geworden war. Franz Josef Strauß war hier und Schauspieler Heiner Lauterbach. Die Zimmer sind komfortabel ausgestattet, die medizinische Versorgung ist erstklassig. Hierher wurde Uli Hoeneß, 62, am Montag verlegt. Unter strengster Geheimhaltung, versehen mit einem Decknamen. Beamte in Zivil hatten den Aufenthalt vorbereitet. Die Kosten für den Aufenthalt in der Privatklinik trägt Hoeneß selbst, nicht der Staat. Der prominente Fußballmanager wird nicht im eigentlichen Sinne bewacht. „Der Hoeneß läuft uns nicht weg“, sagt ein Insider. Wenn aber doch Zivilbeamte Wache schieben, dann dient das eher Hoeneß Schutz.

Der Chefarzt der Kardiologie, Dr. Jürgen Pache, soll Hoeneß nach Informationen der „Bild“-Zeitung persönlich untersuchen. Nach dem Eingriff bleibt der bekannte Patient noch einige Tage am Starnberger See. Dann muss Hoeneß zurück in die Justizvollzugsanstalt Landsberg. Und höchstwahrscheinlich geht es wieder auf die Krankenstation.

Damit steigen die Chancen, dass Hoeneß keinen Tag in einer normalen Zelle verbringen muss. Denn ab September winkt ihm als Haftlockerung der Freigang. Das bedeutet, dass der frühere FC-Bayern-Präsident nur noch nachts zum Schlafen ins Gefängnis geht. Hoeneß ist zweifellos ein Kandidat für die selten gewährte Halbstrafe. Gute Führung und eine sehr günstige Sozialprognose sind Voraussetzung dafür. Die Rechnung geht so: Das Urteil wegen millionenschwerer Steuerhinterziehung lautete dreieinhalb Jahre Gefängnis, also 42 Monate. Hoeneß hat die Haftstrafe am 2. Juni angetreten. Eine Entlassung wäre nach 21 Monaten möglich. Lockerungen wie Freigang können 18 Monate vor der geplanten Entlassung gewährt werden, also schon ab September. Hoeneß Anwälte bereiten die entsprechenden Anträge angeblich bereits vor. Bedingung für den Freigang ist auch, dass Hoeneß einen Job vorweisen kann. Im Fall des ehemaligen FC-Bayern-Chefs dürften aber nicht allzu viele Bewerbungen zu schreiben sein. Als Freigänger hätte Hoeneß sogar Anspruch auf 21 Tage Urlaub im Jahr. Und die Chance, ins Freigängerhaus nach München verlegt zu werden.

Doch für die Gewährung der Halbstrafe durch das Landgericht Augsburg muss noch eine wichtige Voraussetzung erfüllt sein: die Schadenswiedergutmachung. Hoeneß müsste spätestens bis zum März 2016 weite Teile seiner Steuerschuld beglichen haben. Laut Strafurteil geht es um hinterzogene Steuern von knapp 28,5 Millionen Euro.

Diese Summe kann sich aber noch erheblich verändern – nach oben wie nach unten. Die Berechnung des endgültigen Betrags inklusive Strafzinsen ist Sache der Steuerbehörden. Hoeneß Anwälte werden wahrscheinlich „nachverhandeln“ und versuchen, die Summe zu reduzieren. Nach Informationen unserer Zeitung hat Hoeneß bereits einen Millionenbetrag zurückbezahlt.

Die Grünen im Landtag warnen vorsorglich vor einer „Zweiklassenbehandlung“ in Bayerns Gefängnissen. Der rechtspolitische Sprecher Sepp Dürr will von der Staatsregierung wissen, welche Voraussetzungen für Freigang erfüllt sein müssen und wie oft diese Möglichkeit in den vergangenen fünf Jahren eingeräumt oder abgelehnt wurde.

 
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Kommentare
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  • D. K.
    dem Superknasti Hönes geht es doch im Knast besser als vielen Personen, welche draußen für ihr Geld hart arbeiten müßen.
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  • R. W.
    ... sie das denn auch belegen ?
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  • D. K.
    er ist ein gutes Beispiel für unsere Kinder, ein Idol. Er ist aber auch ein Beispiel dafür, daß sich "Gaunereien" nicht lohnen. Was für ein Held, er deckt bestimmt noch einige andere Personen. Aber wie war das nochmal mit der "Krähe"?
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  • R. S.
    Da sie ja nicht mal den Namen richtig schreiben können, sind sie auch sicher, dass sie auch die richtige Person meinen?
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  • B. S.
    auf den Wecker. Aber das "Volk" hat sich schon immer gefreut`, wenn einer der Großkopferten gestürzt ist. Der Höneß hat betrogen, hat seine Strafe bekommen und nimmt alle ihm zur Verfügung stehenden Vergünstigungen in Kauf welche ihm das System in diesm Land ermöglicht. Jeder von uns würde das Gleiche tun, wäre er in dieser Situation und hätte das Vermögen eines Herrn Höneß. Ich mag den Höneß nicht, aber dieser Mann hat es nicht verdient, dass man ihm letztlich ein Forum ermöglicht. Heute Höneß, morgen Schwarzer und übermorgen Haderthauer, alle leiden Sie am gleichen Syndrom: Gier frisst Hirn.
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  • M. M.
    die kleinen hängt man, die grossen lässt man laufen ! traurig
    Dieser kleine Eingriff war von langer Hand geplant und teil der Strategie !!!
    Nur noch ein paar Wochen dann ist Uli Hoeness Luxus-Freigänger !
    Ein dreifach Hoch auf das deutsche Rechstwesen !!!!!
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  • R. W.
    Eine Herz-OP als Teil einer Strategie? Ja so ein schmarrn ... Eine OP ist nie ungefährlich, am Herzen schon drei mal nicht. Sollte er davon Schaden erleiden, gar sterben, wäre Ihr Kommentar wahrscheinlich: "Gscheid so" oder was?

    Einfach unglaublich was hier manche posten ...
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wo steht denn was von einer OP am Herz? Es könnte sich da höchstens mal um eine Herzkatheteruntersuchung handeln, was zunächst mal nichts anderes ist als eine diagnostische Maßnahme. Es sieht aber so aus als hätte man da erreicht was man wohl wollte, nämlich Herrn Hoeneß zum Schwerkranken zu erklären. Wäre er das, wäre er nicht haftfähig und würde wohl auch kaum in die JVA zurückkehren und das bleibt ja noch abzuwarten. Übrigens ist die Verlegung in eine Privatklinik völlig unüblich (Stichwort Steuerzahler!). Was da abläuft hat mit dem normalen Strafvollzug nichts aber auch gar nichts zu tun!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    ....belieben man da zu meinen; das heißt aber, dass man (auch) nix genaues weiß, aber im Sog des mainstreams halt auch mitschwimmen will traurig
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  • R. W.
    ... "Die Kosten für den Aufenthalt in der Privatklinik trägt Hoeneß selbst, nicht der Staat." ... Wer lesen kann ist klar im Vorteil ... "Es könnte sich um ... handeln" Ferndiagnose oder was!?!?!
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  • R. T.
    A Hund isser scho, der Uli ! grinsen
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