Trotz sieben Rekordjahren in Folge sieht Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) noch Entwicklungspotenzial für den Tourismus in Bayern: "Da ist noch Platz nach oben", sagte er bei der Vorstellung der Tourismus-Bilanz für 2018. So sollen etwa Bayerns Wälder stärker touristisch vermarktet werden. Aber auch der Gesundheitstourismus liege weiter im Trend, so der Minister.
- Lesen Sie auch: Wo sich Touristen in Mainfranken am längsten aufhalten
Mit insgesamt 39 Millionen Gästen und 99 Millionen Übernachtungen legte der Bayern-Tourismus 2018 noch einmal um deutlich mehr als vier Prozent zu. Vor allem im Zehn-Jahres-Vergleich sind die Wachstumsraten atemberaubend: Bayernweit stieg die Zahl der Gäste seit 2008 um stolze 46,7 Prozent oder knapp 12,5 Millionen Besucher an. Damit sei der Tourismus "ein Musterknabe der Wirtschaftsbranchen" in Bayern, lobte Aiwanger. Längst aber sind die Urlauber auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: Rund 600 000 Arbeitsplätze hängen laut Wirtschaftsministerium am Tourismus-Boom – viele davon in ländlichen Regionen.
Mehr Geld für Werbung und moderne Wirtshäuser
Damit dies so bleibt, will Aiwanger deutlich mehr staatliches Geld etwa in die Tourismus-Werbung investieren. Rund 15 Millionen Euro hat er zudem für die Förderung der Modernisierung kleiner Wirtshäuser auf dem Land zur Verfügung. Schließlich sei Bayerns einmalige Wirtshauskultur "auch ein Magnet für den Tourismus", findet der Minister.
Vom Touristen-Boom profitieren alle Regionen in Bayern – allerdings unterschiedlich stark: So legen etwa bei den Übernachtungen Mittelfranken (plus 6,6 Prozent) und Oberbayern (plus 6,3 Prozent) am Stärksten zu. Unterfranken bleibt hier mit einem Plus von 2,6 Prozent deutlich unter dem Bayern-Schnitt von 4,6 Prozent. Dennoch kamen erstmals mehr als drei Millionen Gäste in die Region – noch vor zehn Jahren waren es knapp 2,3 Millionen Urlauber gewesen.
Bad Kissingen verliert gegen den Trend
Unter den Top-Zehn-Urlaubsorten in Bayern sind mit Bad Kissingen auf Platz fünf und Würzburg auf Platz neun zwei Ziele aus Unterfranken – wobei Bad Kissingen zu den wenigen Top-Orten gehört, die einen leichten Rückgang bei den Übernachtungen verbuchen mussten. Zwar erlebten viele Heilbäder und Kurorte nach schweren Jahren des Strukturwandels "eine Renaissance", findet Klaus Holetschek vom Bayerischen Heilbäderverband. Die Neuausrichtung erfordere aber hohe Investitionen und sei längst noch nicht überall abgeschlossen: "Wir wünschen uns deshalb hier mehr staatliche Unterstützung", forderte er.
Gut jeder vierte Urlauber in Bayern kommt inzwischen aus dem Ausland: Zwar schrumpfte 2018 die Zahl der Gäste vom Arabischen Golf um 7,1 Prozent. Dafür kamen etwa deutlich mehr Japaner (plus 16,4 Prozent) und US-Amerikaner (plus 11,4 Prozent) nach Bayern. Die stärksten Herkunftsländer nach den USA waren Österreich, die Niederlande und die Schweiz. Ungebrochen im Trend sind aber auch die Campingplätze in Bayern: Die Zahl der Gäste dort verdoppelte sich seit 2008 fast – auf nun mehr als zwei Millionen Urlauber.
Dass der anhaltende Urlauber-Boom schon bald zu viel für Bayern werden könnte, glauben die Tourismus-Verantwortlichen nicht: Schließlich profitiere das ganze Land von den zahlenden Gästen. Außerdem setze man "auf Qualität statt Masse", beteuert Minister Aiwanger: "Wir wollen nicht, dass Bayern zum Disney-Land wird."