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Tourismus
Skilehrer erklärt: Was sind die Trends im Wintersport
Die Skisaison läuft. Herbert Sedlmair, Chef der Allgäuer Skilehrer, berichtet über neue Entwicklungen. Wie sich auch Familien den Spaß leisten können.
Werner Kempf
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:34 Uhr

Die meisten Skilifte in der Region laufen bereits, nachdem es in den Bergen kräftig geschneit hat. Doch der Brettl-Spaß wird immer teurer, gerade auch für Familien. Wir haben darüber mit Herbert Sedlmair gesprochen. Er ist Bezirksvorsitzender Allgäu im Deutschen Skilehrerverband. Wir wollten unter anderem wissen, welche neuen Entwicklungen es im Skisport gibt, wie man den geeigneten Ski findet und wie die Zukunft des Sports in Zeiten immer wärmer werdenden Winter in der Region ausschaut.

Der Carvingski war vor 20 Jahren eine Revolution. Was zeichnet diesen Ski aus?

Herbert Sedlmair: Die Carving-modelle sind alle mehr oder weniger tailliert. Das heißt, sie sind in der Mitte deutlich schmäler als an der Schaufel und am Ende.

Welchen Vorteil bringt das für den Skifahrer?

Sedlmair: Eine starke Taillierung ermöglicht einfacheres und leichteres Kurvenfahren, hat aber auch den Nachteil, dass der Ski unruhiger werden und nicht so leicht gerutscht beziehungsweise gedriftet werden kann.

Sind neue Fertigungstechniken in Sicht?

Sedlmair: Eine Ski-Revolution, vergleichbar mit der Einführung der Carvingski, gibt es aus meiner Sicht aktuell nicht. Vielmehr arbeiten alle Hersteller an der Verfeinerung der Materialien und an der Orientierung an die unterschiedlichen Zielgruppen. Die Vielfalt der Skier hat aber deutlich zugenommen. Es gibt den Slalomcarver, Racecarver, Sportcarver, Allmountain-Ski, den Lady-Carver und den Freeride-Ski.

Und wie findet man das richtige Modell?

Sedlmair: Wichtig ist, dass ich mein Können und meine Technik einschätzen kann. Fahre ich lieber kleinere oder große Kurven beziehungsweise Schwünge.

Auf dem Markt sind seit einigen Jahren sogenannte Rocker-Ski. Was versteht man darunter?

Sedlmair: Rocker-Ski sind an der Schaufel mehr oder weniger aufgebogen, sodass der Kontaktpunkt etwas von der Schaufel nach hinten verlagert wird. Dadurch ergibt sich eine geringe Auflagefläche und der Ski kann leichter gedreht werden. Es gibt sogar Ski, die auch noch am Skiende „gerockt“ sind. Der Vorteil liegt darin, dass die Gefahr des Verschneidens bei der Kurveneinfahrt deutlich verringert wird und der Ski leichter über Unebenheiten gleitet. Allerdings ist die Kontaktlänge kürzer und damit auch der Kantengriff geringer.

Und was ist ein Allmountain-Ski, eines der meistverkauften Modelle?

Sedlmair: Das ist die „eierlegende Wollmilchsau“ unter den Skitypen. Wie der Name vermuten lässt, ist der Ski sowohl für die Piste als auch für das Gelände geeignet. Es ist ein Ski, der auch eine breite Könnerstufe anspricht und für Anfänger eher nicht geeignet ist, da der Allmountain-Ski normalerweise zu lang ist und das Umkanten durch die Breite etwas länger dauert.

Was raten Sie einem Hobby-Skiläufer, der ein paar neue Ski kaufen möchte?

Sedlmair: Am besten sollen sich Hobby-Skifahrer an den Fachhändler vor Ort wenden. Hier gibt es meist eine gute Beratung. Oftmals kann man auch die Ski vor dem Kauf testen. Vorsichtig sollte man bei extremen Preisabschlägen sein. Meist handelt es sich um Vorjahresmodelle, was oft nicht kenntlich gemacht wird. Oder die Ski haben nicht so hochwertige Bindungen.

Wird Skifahren in den Skischulen anders gelehrt als vor zehn Jahren?

Sedlmair: Durch das Material sind die Lernfortschritte deutlich schneller, besonders bei Anfängern. Auch die Kommunikation ist auf Augenhöhe. Der Skilehrer ist Coach und Berater. Im Mittelpunkt stehen Gelände, Schnee, Wetter, Motivation, Alter und Kondition. Über allem steht das Erlebnis in der Natur und in der Gruppe. Spaß und Freude sind das oberste Lernziel.

Der Skisport wird immer teurer, sodass sich immer weniger Familien den Brettlspaß leisten können. Wird Skifahren immer mehr zum Sport nur noch für Besserverdiener?

Sedlmair: Ja, Skifahren ist nicht nur ein aufwendiger Sport. Ein Skiurlaub mit der Familie ist ein finanzieller Kraftakt. Wenn man aber in kleinere Gebiete ausweicht, spart man einiges.

Was raten Sie Familien hier in der Region?

Sedlmair: Bei uns im Allgäu bietet sich die Saisonkarte für Familien an, die bei häufigerem Skifahren eine deutliche Ersparnis beinhaltet. Skibasare besonders für Kinder und Jugendliche sorgen ebenfalls für weniger Kosten. Die örtlichen Skiclubs und auch Skischulen bieten entsprechende Veranstaltungen an.

Was muss getan werden, damit nicht immer mehr Kinder und Jugendliche dem Skisport den Rücken kehren?

Sedlmair: Um den Nachwuchs müssen sich die Bergbahnen, die Skiclubs und die Skischulen bemühen. In Italien bekommen die örtlichen Grundschüler freie Skipässe. Das wäre auch für das Allgäu interessant. Bei uns werden die Schulen bei Skitagen und Skiwochen von den örtlichen Vereinen und Skischulen oftmals unterstützt. Hier kann man aber noch deutlich zulegen. Kostenfreie Aktionen wären wünschenswert.

Hat der Skisport in unserer Region bei immer weiter steigenden Temperaturen überhaupt noch eine Zukunft?

Sedlmair: Eine Klimaveränderung ist unübersehbar. Der Skisport muss sich den veränderten Bedingungen anpassen. Schnee an Weihnachten ist eher selten. Skigebiete können jedoch mit technischer Unterstützung auch in den nächsten 20 Jahren ein Angebot machen, eventuell zu anderen Öffnungszeiten und nicht immer durchgängig.

 
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