Im Allgäu ist schon der erste Schnee gefallen und auch in Oberbayern ist die Vorfreude auf die voraussichtlich Mitte Dezember beginnende Skisaison groß. Denn die bayerischen Skigebiete in den Alpen bemerken trotz deutlicher Preiserhöhungen von bis zu zehn Prozent eine außerordentlich hohe Nachfrage nach Saison- und Jahreskarten. Beim größten deutschen Bergbahnen-Verbund, der „Allgäu Tirol Bergwelt“, registrierte man laut Geschäftsführer Bernhard Joachim einen Zuwachs von zwölf Prozent.
Skipässe: Jahreskarten-Verkauf steigt um zwölf Prozent
Diese Zahl nannte Joachim, der zugleich Geschäftsführer des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben ist, beim Bayerischen Tourismustag in München. Sein oberbayerischer Kollege Oswald Pehel berichtet von einem ähnlichen Trend für die oberbayerischen Skigebiete. Er ist überzeugt, dass der Schnee auch abseits des Skisports eine wesentliche Grundlage für den Winter-Tourismus in den Bergen ist: „Die Menschen wollen dieses Schnee-Erlebnis.“
Pehel und Joachim verteidigten auf Nachfrage unserer Redaktion die Preispolitik der Skigebiete. Diese müssten viel investieren, zum Beispiel in Schneesicherheit und regenerative Energieerzeugung. „Was die Skigebiete bieten, hat seinen Preis." Große Freizeitparks würden auch viel Geld verlangen. Zum Vergleich: Der Wintereintritt ins Günzburger Legoland kostet 22 Euro pro Person, ein Erwachsenen-Tagesskipass im beliebten Allgäuer Skigebiet Oberjoch ist für knapp unter 50 Euro zu haben: 49,80 Euro.
Die zurückliegende Wintersaison war für die Tourismusbetriebe in Bayern wegen fehlenden Schnees eher durchwachsen. Dafür ging in den Sommermonaten viel und das freute nicht zuletzt Hotels und Gaststätten in Franken. Zwischen Mai und September gab es dort fast eine halbe Million Übernachtungen. Das ist mehr als im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 und das war schon ausnehmend gut, sagt Angelika Schäffer. Was die fränkische Tourismusmanagerin besonders freut: „Unsere Gäste bleiben länger.“
Tourismus: Der Sommer lief in Franken richtig gut
Bayern ist Deutschlands Urlaubsziel Nummer eins. Von Juni bis August 2023 haben 12,8 Millionen Gäste den Freistaat besucht und für 33,8 Millionen Übernachtungen gesorgt. Einer der Treiber war der Städtetourismus, während auf dem Land die "Corona-Delle" bisher nicht aufgeholt ist. So hat die Landeshauptstadt München den besten Tourismus-Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen hinter sich.
Insgesamt arbeiten im Freistaat rund 600.000 Menschen in der Tourismusbranche, sie kommt im Freistaat auf eine Wertschöpfung von rund 47,5 Milliarden Euro. Diese Zahlen nannte die neue Tourismus-Ministerin Michaela Kaniber (CSU), die in München am Montag den Branchentreff "Tourismustag" eröffnete. Trotz Inflation, der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie der Belastungen durch den Klimawandel sieht Kaniber im Fremdenverkehr eine echte Chance für den Freistaat. „Die Menschen haben Sehnsucht nach einem Entspannungs-Tourismus.“
Gastronomie: Minister fordert flexiblere Arbeitszeiten
Bayern müsse für einen nachhaltigen Premium-Tourismus stehen, „damit der Gast guten Gewissens bei uns Urlaub machen kann“, sagte Kaniber. Eine weitere Herausforderung sei der Arbeitskräftemangel. Hier forderte Kaniber von der Branche flexiblere Arbeitszeiten für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wichtig sei zudem eine schnellere Vergabe von Visa an ausländische Arbeitskräfte. Der wichtigste Punkt für Kaniber ist aber: „Wir müssen aufhören zu jammern." Vielmehr müsse man die Leidenschaft für die Arbeit in Gastro-Betrieben vorleben, so die aus einer Wirtsfamilie stammende Ministerin.
Nachholbedarf attestiert Kaniber dem bayerischen Tourismus in Sachen „Digitalisierung“: „Da müssen wir uns sauber bewegen.“ Als Beispiel nannte die 46-Jährige die Besucherlenkung bei knapp 200 touristischen "Hotspots". Sie kann anzeigen, wie voll die Parkplätze am Ziel sind und ob etwa die Fahrt nach Neuschwanstein überhaupt Sinn hat.
In Ansätzen gibt es das schon. In Oberstdorf und im Kleinwalsertal beispielsweise lässt sich der Status der Parkplätze von zu Hause aus via Internet überprüfen. Falls die Saison hält, was die Vorverkaufszahlen der Bergbahnen versprechen, könnte dieser Service in den nächsten Monaten wichtig werden. Insgesamt gibt es in den bayerischen Alpen an die 350 Lifte, die mehr als 600 Pistenkilometer erschließen – wenn ausreichend Schnee liegt. Der Allgäuer Tourismus-Experte Joachim jedenfalls ist zuversichtlich und setzt dabei auch auf Technik und Schneekanonen: "Die Bergbahnen bekommen das schon hin."
Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit Ingo Blechschmidt über Klimacamp, Letzte Generation und Augsburg an: