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Nachruf
Zum Tod von Fredl Fesl: Ohne Gaudi is ois nix
Der bayerische Liedermacher Fredl Fesl war zu seinen großen Zeiten ein Humor-Gigant. Jetzt ist er daheim in Niederbayern friedlich entschlafen.
469910611.jpg       -  Kabarettist Fredl Fesl ist im Alter von 76 Jahren gestorben.
Foto: Istvan Bajzat, dpa | Kabarettist Fredl Fesl ist im Alter von 76 Jahren gestorben.
Josef Karg
 |  aktualisiert: 01.07.2024 02:38 Uhr

Er konnte zu seinen guten Zeiten Hunderte von Kilo Stahl stemmen und die Menschen mit seinen Liedern und Texten zum Lachen bringen, bis die Tränen kamen. Denn Alfred Fesl, den alle nur als „Fredl“ kennen, war passionierter Gewichtheber und großartig hintersinniger Wortakrobat. Sein Bizeps und sein Humor lassen sich somit auf gut Bayerisch mit einem Adjektiv beschreiben: saustark! Fredl Fesls Humor war einer, der ähnlich dem von Karl Valentin durch die Hintertür kam. Seine Stücke werden bis heute gehört, obwohl er schon seit 2006 nicht mehr Auftreten kann. Morbus Parkinson hatte ihn, den starken Mann, sozusagen in die Knie gezwungen, er musste die Bühne schweren Herzens aufgeben.

 Mit seiner Frau Monika hat er sich dann in die Einöde Häuslaign im nordöstlichen Oberbayern zurückgezogen und bot der Krankheit, so lange es ging, die Stirn. Ganz locker ließ er auch künstlerisch nicht.

Fredl Fesl war vor vielen Jahren an Parkinson erkrankt

„Ohne Gaudi is ois nix“, heißen seine Lebenserinnerungen, die er vor gut acht Jahren veröffentlichte. Das war auch der letzte Besuch unserer Redaktion bei Fesl. Schon damals sah man ihm an, wie sehr ihm Parkinson zusetzte. Die Schüttellähmung zermürbte selbst einen unverbesserlichen Humoristen wie ihn. Am Ende unseres Besuchs fasste er damals seine Traurigkeit in dem fast sachlich anmutenden Satz zusammen: „Es ist nicht gut, wenn du merkst, dass etwas nicht mehr geht.“ In seinem Fall war es das Gitarrespielen und das Singen. Das war sein Leben.

In dem Buch erzählt er Anekdoten, aus der Kindheit bis hin zu dem Moment, als er seine erste Schallplatte aufnahm. Fesl stoppte die Geschichte, wie er erzählt, ganz bewusst an dem Punkt, als er erfolgreich wurde. Denn das „kennt doch eh jeder“, sagte er mit seinem berühmten stoischen Lächeln, bei dem die Leute nicht wussten: meint er das nun ernst oder veräppelt er einen. In den 70er Jahren konnte praktisch jedes Kind die Lieder der Ikone der bayerischen Kleinkunstszene mitsingen, auf den sich die Biermösl Blosn genauso beriefen wie ein Willy Astor. Das „Taxilied“ etwa oder „Ein Pferd hat vier Beiner“, vor allem natürlich: „Der Königsjodler“.

Josef Brustmann, der sich mit dem Bairisch Diatonischen Jodelwahnsinn ebenfalls auf Fesl bezog, erinnerte sich einmal: „Der Fredl war Teil eines Aufbruchs raus aus dem miefigem 60er-Jahre Unterhaltungs-Genre. Das war etwas Wilderes, Abgedrehteres!“ Und das hält sich heute, in einer Zeit, in der vielen Künstlern im Schnitt gerade mal eine Halbwertszeit von wenigen Jahren gegönnt ist. Denn Fesls Alben verkaufen sich noch immer erstaunlich gut.

Der "Königsjodler" ist eines von Fesls berühmtesten Liedern

Sogar gestreamt wird er, was ihn durchaus freute. Aber es waren nicht nur seine Lieder, mit denen er sein Publikum faszinierte. Typisch für den Grafenauer waren seine ewig langen, verwinkelten Ansagen. Fesl war überhaupt mehr Erzähler als Musiker. Das Gitarre spielen hatte er sich selbst beigebracht.

Und er, der seinen Lebensunterhalt vorher als Kunstschmied verdient hatte, avancierte mit seinem trockenen Humor binnen weniger Jahre zum bayerischen Star wider Willen. Seine Anfänge hatte er in der Münchner Liedermacherszene der Siebzigerjahre, als es noch lange keine Casting-Shows gab und auch keine privaten Fernsehsender oder gar Handys. Im Prinzip passierte die Karriere des gebürtigen Niederbayern eher zufällig, beim Besuch einer Kleinkunstbühne.

Der Start seiner Karriere, so erzählte es Fesl, war Zufall

Er selbst erzählte es so: „Ich habe mal festgestellt, dass vor mir einer mit einer Gitarre von dem Mädel an der Kasse einfach durchgewunken wurde, und dann bin ich gekommen und habe gezahlt. Da hab’ ich mir gedacht: Ich hab’ doch auch eine Gitarre daheim, die nehme ich das nächste Mal mit. Seitdem habe ich bei Kleinkunstbühnen nie wieder Eintritt gezahlt.“

Tja, und sollte er tatsächlich so etwas wie ein Paradies geben, wird Fredl Fesl mit seinem göttlichen Humor wahrscheinlich auch da ohne Ticket reinkommen. Bereits am Dienstag ist er mit 76 Jahren gestorben. Seine Frau teilte dies dem Bayerischen Rundfunk mit. Er sei am Vormittag friedlich eingeschlafen.

Der Liedermacher hatte zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Bayerischen Kabarettpreis. Ministerpräsident Markus Söder würdigte Fesl am Mittwoch als „bayerisches Original mit hintersinnigem Humor“. Bayern werde diesem großen Künstler ein ehrendes Andenken bewahren. Und in der Tat: Fredl Fesls Humor und seine Lieder bleiben machen seinen Witz unsterblich.

 
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