
Preisfrage: Was haben ein Kühlschrank, "Mensch ärgere dich nicht!" und die Fotografie mit Laserblitzen gemeinsam? Antwort: Sie kommen aus München. Es darf sich mit einigem Recht als Deutschlands Hauptstadt der Erfinder bezeichnen – und das liegt gar nicht einmal an dem frisch ernannten Physik-Nobelpreisträger Ferenc Krausz, der sich diesen Titel mit zwei weiteren Forschenden teilt.
Drei Nobelpreise für Garching bei München
Die Arbeit von Krausz macht Bewegungen von Elektronen sichtbar, indem er sie mit Laserblitzen fotografiert, die Max-Planck-Gesellschaft nennt ihn den „Paparazzo der Elektronen“. Der Teilchen-Physiker steht sogar als „schnellster Fotograf der Welt“ im Guinnessbuch der Rekorde. Als Nobelpreisträger ist der Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik indes in Garching, einer Kleinstadt im Speckgürtel von München, nicht allein. 2005 ging die Auszeichnung an den Physiker Professor Theodor W. Hänsch für seine Leistungen im Bereich der Präzisionsspektroskopie. 2020 erhielt der Astrophysiker Prof. Dr. Reinhard Genzel für seine Beobachtungen des schwarzen Lochs die weltweit begehrte Auszeichnung.
Die drei erfolgreichen Forscher sind besonders prominente Vertreter des Forschungs- und Technologiestandorts München. Die Stadt hat eben weit mehr zu bieten als Bier, einen leidlich erfolgreichen Fußballverein und völlig überteuerte Wohnungen.
München belegt im vor wenigen Tagen veröffentlichten Innovationsindex der World Intellectual Property Organisation (WIPO), einer Teilorganisation der Vereinten Nationen, den 22. Platz. Besser ist niemand in Deutschland und nur ganz wenige Städte in Europa: Paris (Platz zwölf) und London (20.).
Münchens starke Stellung in dem Index ergibt sich unter anderem aus Zahlen zu Patentanmeldungen, wissenschaftlichen Publikationen sowie der Teilhabe an Netzwerken. Zwischen 2018 und 2022 wurden 10.248 Patent-Anmeldungen eingereicht. Das entspricht 3702 Anmeldungen pro einer Million Einwohner. Der größte Anteil dieser Patente stammt aus den Bereichen digitale Kommunikation (13 Prozent) und Verkehr (13 Prozent). Ein Viertel der Münchner Patentanmeldungen stammt aus der Zusammenarbeit mit anderen Erfindern.
Die meisten Partner kommen aus Nürnberg-Erlangen, San Francisco und Stuttgart. Baden-Württembergs Hauptstadt ist in dem weltweiten Innovationsindex übrigens drittbeste deutsche Stadt und mit dem zweitplatzierten Köln München hart auf den Fersen. Das wird eine Behörde nicht verwundern, die ihren Sitz an der Isar hat.
Wenns ums Erfinden geht liegt Baden-Württemberg vor Bayern
Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) wacht mit knapp 2800 Mitarbeitenden über den Schutz des geistigen Eigentums. Sie prüfen Erfindungen, erteilen Patente, registrieren Marken, Gebrauchsmuster und Designs. Das DPMA ist eigenen Angaben zufolge das größte nationale Patent- und Markenamt in Europa und weltweit die Nummer fünf. Gegründet wurde es 1877 in Berlin und kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bayern.
Um die 60.000 Patente werden jährlich beim DPMA beantragt und – jetzt müssen die Bayern ganz stark sein – die meisten davon kommen aus dem „Ländle“. In Baden-Württemberg gab es zuletzt 121 Erfindungen auf 100.000 Einwohner, in Bayern waren es nur 80. Wobei das Bild vom einsamen Tüftler in der Garage nicht stimmt. Der größte Teil der Innovationen stammt aus den Forschungseinrichtungen großer Firmen, etwa aus dem Automobilbereich.
Der Kühlschrank und ein Kult-Spiel: Legendäre Erfinder aus München
In der Münchner Geschichte aber gibt es sie, die legendären Erfinder-Gestalten. Carl von Linde haben wir den Kühlschrank zu verdanken und Josef Friedrich Schmidt das „Mensch ärgere dich nicht“. Beide Geistesblitze begründeten steile Unternehmer-Karrieren. So eine war Wilhelm Bauer nicht vergönnt. Der gebürtige Dillinger starb in München und im dortigen Deutschen Museum gibt es noch immer ein Modell des von ihm erfundenen U-Bootes.
Es ist dort eines von mehr als 125.000 Exponaten – wovon normalerweise gerade mal an die 25.000 ausgestellt sind. Außerdem beherbergt das weltweit bedeutende naturwissenschaftlich-technische Museum mit fast einer Million Bänden die größte Museumsbibliothek Deutschlands und lockt Jahr für Jahr um die 1,5 Millionen Besucher an.
Der Touristenmagnet auf der Museumsinsel in der Isar ist die vielleicht größte Erfindung des bayerischen Strompioniers Oskar von Miller und die Geschichte des Museums ist längst nicht zu Ende erzählt. Derzeit wird groß umgebaut. In der deutschen Hauptstadt der Erfinder soll – in aller Bescheidenheit – das „modernste Museum der Welt“ entstehen.