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AINRING
Stahl aus Oberbayern für die Welt
Weltbekannt: Die Annahütte feiert ihren 475. Geburtstag. Zwar ist es eigentlich nur noch ein Walzwerk, denn die Hochöfen wurden nach der Übernahme durch Max Aicher 1975 stillgelegt.
Foto: dpa | Weltbekannt: Die Annahütte feiert ihren 475. Geburtstag. Zwar ist es eigentlich nur noch ein Walzwerk, denn die Hochöfen wurden nach der Übernahme durch Max Aicher 1975 stillgelegt.
dpa
 |  aktualisiert: 21.09.2012 12:02 Uhr

Wer ein deutsches Auto fährt, hat wahrscheinlich auch Stahl aus Oberbayern mit an Bord. Die Annahütte in Ainring entstand schon vor 475 Jahren. Heute ist sie eigentlich nur noch ein Walzwerk, denn die Hochöfen wurden 1975 stillgelegt. Gefeiert wird trotzdem.

Sie gilt als eines der ältesten Stahlwerke der Welt: die Annahütte in Ainring (Landkreis Berchtesgadener Land). An diesem Donnerstag (20. September) wird die Annahütte 475 Jahre alt. Allerdings wird im Ortsteil Hammerau seit der Übernahme durch Max Aicher im Jahr 1975 kein Stahl mehr produziert, sondern nur noch verarbeitet. Mit Nischenprodukten hat es die Annahütte aber geschafft, Marktführer in den Bereichen Stabstahl und Gewindestahl zu werden. „Obwohl der Standort Hammerau nicht gerade verkehrsgünstig liegt, ist eine Standortdiskussion längst vom Tisch“, bekräftigt Geschäftsführer Peter Meyer.

Mit einem eigenen Wasserkraftwerk erzeugt die Annahütte bislang 40 Prozent des Strombedarfs. „Langfristig wollen wir aber auf 100 Prozent kommen“, sagt Meyer. Daher soll das Kraftwerkshaus ausgebaut werden – kein Wunder bei Stromkosten von bis zu sechs Millionen Euro pro Jahr. „Max Aicher hat schon bei der Übernahme erkannt, dass wir mit dem Betonstahl alleine nicht überlebensfähig sind“, erläutert Katharina Eisl, ebenfalls Geschäftsführerin der Annahütte. Daher konzentrierte sich das Unternehmen fortan auf zwei Spezialprodukte.

Der Stabstahl in verschiedensten Durchmessern wird sowohl im Werkzeugbau als auch im Maschinenbau eingesetzt. „Wenn Sie ein deutsches Auto fahren, haben Sie auch Stahl aus Hammerau mit an Bord“, so Meyer. Im Jahr 2011 wurden 140 000 Tonnen Stabstahl hergestellt, ein Plus von 25 Prozent gegenüber 2010. Das zweite Spezialprodukt ist der Gewindestahl, mit 70 000 Tonnen pro Jahr ist die Annahütte den Angaben zufolge Weltmarktführer. Der Gewindestahl werde auch in New York am Ground Zero eingesetzt, berichtet Max Aicher stolz: „Bei den fünf neuen Freedom Towers werden jetzt unsere Gewindestahlstäbe für die nötige Stabilität sorgen.“ Auch eine 20 Kilometer lange Brücke zwischen Hongkong und Macao werde mit Stäben aus Hammerau zusammengespannt.

Das 475. Jubiläum wollen die Stahlarbeiter der Annahütte mit einem drei Tage dauernden Fest begehen, erst mit Kunden, dann mit den Mitarbeitern und zuletzt am Samstag (22. September) mit einem Tag der offenen Tür. Auch wenn Max Aicher erst seit 1975 die Geschicke des Werkes leitet, ist ihm der Stolz auf das Walzwerk doch anzumerken: „Welcher Betrieb kann schon eine 475-Jahr-Feier machen, außer eine Brauerei vielleicht.“

Die Stahlproduktion und -verarbeitung zählt zu den klassischen Industrieproduktionen in Bayern, wie Robert Obermeier, Chefvolkswirt der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern sagt. „Die Nachfrage nach heimischem Stahl und Stahlprodukten ist noch immer da, vor allem wegen der hohen Qualität und der Standortnähe.“ Die Standortbedingungen für die Stahlproduktion seien in Bayern wegen der hohen Kosten zwar nicht ideal. „Wenn die Annahütte in Hammerau aber bis heute überlebt hat“, so Obermeier, „dann ist es ihr sicherlich gelungen, rechtzeitig gute Nischenprodukte zu finden.“

 
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