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MÜNCHEN
SPD: „CSU-Politik bezüglich Integration hilft nur der AfD.“
Markus Rinderspacher
Foto: A. Anders | Markus Rinderspacher
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 02.10.2017 03:25 Uhr

Das nach heftigem politischem Streit von der CSU-Mehrheit im Landtag durchgesetzte bayerische Integrationsgesetz wird auch rund neun Monate nach Inkrafttreten nahezu nicht angewendet. Dies geht aus den Antworten von Sozialministerin Emilia Müller (CSU) auf zwei parlamentarische Anfragen der Landtags-SPD hervor.

Demnach gibt es bislang weder Zuwanderer, die wegen verfassungsfeindlicher Ansichten zu einem „Grundkurs“ zur Rechts- und Werteordnung verpflichtet wurden, noch wurden Geldstrafen wegen „Unterlaufen der verfassungsmäßigen Ordnung“ verhängt.

Auch von einer Umsetzung der sogenannten „Schwimmbadklausel“, die Kommunen eine „Belehrung“ von Verhaltensregeln etwa vor einem Freibadbesuch ermöglichen soll, hat die Staatsregierung keine Kenntnis. Gleiches gilt für die durch das Gesetz ermöglichte Umlage von Dolmetscherkosten durch bayerische Behörden.

Und selbst über die nun mögliche Streichung landesrechtlicher Fördermittel für Migranten etwa bei mangelhafter Mitwirkung bei der Identitätsklärung will die zuständige Ministerin nach eigener Auskunft keinerlei Erkenntnisse haben.

„Die Regeln finden ausnahmslos keine Anwendung“, kritisierte deshalb SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher am Mittwoch im Landtag. „Das zeigt: Das gesamte Gesetz ist eine schädliche Symbolpolitik auf dem Rücken der Migranten, die nur die politische Kultur vergiftet.“

Die einzelnen Sanktionsmaßnahmen hält der SPD-Mann nach wie vor für falsch und extrem schädlich: „Ich kann mich über die Nicht-Anwendung aber nicht freuen, weil der Kollateralschaden so groß ist.“

Aus wahltaktischen Gründen habe die CSU im vergangenen Jahr monatelang „ein düsteres Bild massenhaft nicht integrationswilliger Migranten gezeichnet“. Nun zeige sich, dass von diesem Bild in der Wirklichkeit nichts übrig bleibe.

SPD: CSU-Gesetz ein Eigentor

Der politische Schaden sei dennoch immens, weil die gesamte Debatte „letztlich nur ein Konjunkturprogramm für den Rechtspopulismus und die AfD ist“, findet der SPD-Politiker: „Die AfD plakatiert doch schon: Wir halten, was die CSU verspricht.“

Durch das Vorgaukeln unnötiger und nicht umsetzbarer Härte habe die Seehofer-Regierung damit ein hässliches Eigentor geschossen. „Denn von der ganzen Debatte profitiert nicht die Regierungspartei, sondern nur die AfD“, glaubt der Oppositionschef: „Das ist leider der hohe Preis der CSU-Leitkultur-Debatte.“

Gleichzeitig hebelt die CSU-Regierung laut Rinderspacher auch noch die wenigen in dem Gesetz festgeschriebenen Fördermaßnahmen aus – etwa bei vorschulischer Sprachförderung, Bildungs- und Integrationsangeboten oder staatlicher Rückkehrberatung. Die konkrete Umsetzung der versprochenen Maßnahmen durch im Gesetz verlangte Rechtsverordnungen habe bislang schlicht nicht stattgefunden.

Zumindest die Chancen der von der SPD im Frühjahr eingereichten Verfassungsklage gegen das bayerische Integrationsgesetz sieht Rinderspacher durch die praktische Nicht-Anwendung verbessert: „Auch die Verfassungsrichter haben es nun schwarz auf weiß: Dieses CSU-Gesetz ist nicht vollziehbar.“

 
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  • Apfelkorn
    Der offizielle AfD-Helfer.

    Während die CSU durch ihre unduldsame Politik nahezu die AfD von Bayern fernhalten will, tut der dito Kanzlerkandidat der SPD alles, um die AfD stark zu machen. Das ist die Realität der schönen neunen Welt der SPD.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
    Sehr geehrter Herr Markus Rindersbacher,

    bezüglich "Integration" folgende Bücher zum Einlesen:
    1. Die "Asylindustrie" von U. Ulfkotte
    2. "Deutschland in Gefahr" v. Rainer Wendt (Wendt)
    3. Unions-Fraktionssitzung 22.9.2015: "Die Asylkrise,"-Flyer: Junge Freiheit-; Aussage BK A. Merkel: "Ist mir egal, ob ich schuld am Zustrom der Flüchtlinge bin. "Nun sind
    sie halt da", läßt "Ihre" ideologische Verblendung gleichsetzend zum Buch:
    "Mein unmoralisches Angebot an BK A. Merkel" von M. Willenbacher, zur ideologischen
    "Energiewende-Verblendung" erkennen. Würde mich mal bis zur Bundestagswahl
    24.09.17 schlau machen. Hab jedoch aufgrund des "Tunnelblicks" im Vorfeld wenig
    Hoffnung dass "Sie" das schafffen.
    Ein, in der Selbstverantwortlichkeit in der freien Markt-Wirtschaft stehender Betrieb, kann sich diese, seit Jahren vorgelebte "Schläfrigkeit" seitens Politik zum Überleben nicht leisten!
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