„Wenn das Wetter weiter so trocken und sonnig bleibt, erwarten wir einen Spitzenjahrgang“, sagt Artur Steinmann, Präsident des fränkischen Weinbauverbandes. Die Voraussetzungen seien gut. Das warme Frühjahr hat die Natur sehr zeitig zum Sprießen gebracht. Auch in den Weinbergen öffneten sich die ersten Triebspitzen schon etwa drei bis vier Wochen früher, als sie es normalerweise tun. Üblicherweise blühen die Rebstöcke um den 10. bis 20. Juni. In diesem Jahr war es Ende Mai so weit.
„Ein früher Austrieb ist wunderbar, denn je früher die Vegetationsperiode der Reben beginnt, desto länger kann sie andauern, und desto größer sind damit die Chancen auf einen Spitzenjahrgang mit besonders hohen Mostgewichten“, sagt Steinmann. Auch der Escherndorfer Winzer Michael Fröhlich kommt gut mit der Trockenheit zurecht und hofft auf einen Spitzenjahrgang. „Je länger die Traube am Stock hängt, desto mehr Nährstoffe kann sie aufnehmen“, sagt Fröhlich.
Zehn Prozent der Weinberge werden bewässert
Andererseits: Für eine sehr gute Qualität sei auch Regen notwendig. „Wir bräuchten jetzt noch mal Regen. Nächste Woche 30 Liter Niederschlag – das wäre genial. Und Ende Juli am besten auch noch einmal. Dann ist es perfekt.“ In Franken werden etwa zehn Prozent der Weinberge schon künstlich mit Wasser versorgt. „Vor allem die jungen Anlagen brauchen das, sonst vertrocknen sie“, sagt Steinmann. Ältere Weinstöcke kommen wegen ihrer bis zu zwölf Meter langen Wurzeln länger mit Trockenheit zurecht.
Ein weiterer Vorteil an diesem trockenen Sommer: Es gebe kaum Schädlinge an den Reben. Einige Winzer berichten von Pilzbefall. Der „Falsche Mehltau“ macht sich an Blättern und jungen Trauben breit und lässt Teile der Pflanze absterben. „Die relativ kalten Nächte befördern den Befall“, sagt Steinmann. Auch zu viel Regen in der Reifezeit, wäre für den Wein nicht besonders gut. „Nur Unwetter könnten den Winzern die gute Ernte noch verhageln“, sagt Fröhlich.
Das warme Frühjahr hat die Rebstöcke in diesem Jahr schon früh blühen lassen – so früh wie nie zuvor, sagte Steinmann. Für die Weinbauern bedeutet das auch eine sehr frühe Ernte. Normalerweise werden die ersten Trauben etwa 100 Tage nach der Blüte in die Keller geholt. „Bereits 2017 waren es nur 80 Tage“, sagt der Weinbaupräsident. In diesem Jahr wird die Hauptlese wohl schon Ende August beginnen. „Es gab mal eine Zeit, da wurde vor Oktober nicht gelesen. Der Klimawandel ist da spürbar.“
Immer mehr sehr gute Jahrgänge
Die letzten fränkischen Spitzenjahrgänge gab es laut Steinmann 2015 und 2009. „Das bedeutet nicht, dass die Weinjahrgänge dazwischen schlecht waren“, sagt Steinmann. Der Jahrgang 2017 ergab zum Beispiel einen „schönen, leichten Trinkwein – frisch und fruchtig“. So unangenehm der Klimawandel in vielerlei Hinsicht ist, für die Weinbauern in er ein Gewinn. Inzwischen liegt der letzte deutsche Jahrgang, in dem die Trauben nicht reif wurden, nämlich 1987, weit zurück. „Wir haben seit vielen Jahren gleichmäßig gute Jahrgänge“, sagt Winzer Michael Fröhlich.
Keine Zeit für Pausen
Doch die Winzer machten auch immer mehr im Weinberg. „Wir schneiden besser an, wir dünnen aus, wir entblättern“, erklärt Fröhlich. Viel Licht, Luft und Sonne führten zu einem sehr guten Wein. Für Pausen oder gar längere Auszeiten bleibt kaum Zeit. Früher konnten die Winzer nach der letzten Behandlung der Trauben im August bis Mitte Ende September in die Ferien fahren. „Und dann hatte man noch Zeit, um in aller Ruhe den Keller vorzubereiten.“ Seit einigen Jahren gehe es stattdessen schon im September Schlag auf Schlag – in den Weinbergen und im Weinkeller.
Die fränkischen Winzer haben mit der Zeit auch die Sorten an das Klima angepasst: „Weißburgunder fühlt sich sehr wohl bei uns, genau wie Chardonnay und Sauvignon Blanc“, sagt Steinmann. Besonders freue es ihn, dass auch der Silvaner, die beliebteste fränkische Rebsorte, gut mit dem Klimawandel zurecht komme. „Durch seine dicke Beerenschale ist der Silvaner relativ unempfindlich.“
(Mit Informationen von dpa)
Leider kann sich der Großteil der Landwirte in Unterfranken sowie in weiten Teilen Nord- und Ostdeutschlands dem Enthusiasmus von Weinbauverbandspräsident Steinmann nicht anschliessen. Unter dem Einfluss der trocken-heißen Monate April und Mai werden die Getreideerträge weit unter dem Durchschnitt liegen. Mancherorts wurde die Entwicklung der Pflanzen so sehr beeinträchtigt, dass ein Mähdrusch gar nicht mehr lohnt. Diese Flächen werden und wurden zum Teil bereits gehäckselt und als Viehfutter oder in Biogasanlagen verwertet. Viele Landwirte rechnen mit erheblichen Ernteeinbußen, die Hitze und Trockenheit belasten die Betriebe teilweise erheblich finanziell.
Und die Menschheit kann halt nicht mit Weinanbau ernährt werden...