Nein, nach dieser Kabinettsbildung kann kein Altbayer, Schwabe oder Oberpfälzer Ministerpräsident Markus Söder vorwerfen, er bevorzuge in seinem Personaltableau die Franken. Und alle, die im Norden Bayerns darauf gehofft hatten, mit dem Regierungschef aus Nürnberg werde auch der 18-köpfige Ministerrat fränkischer, dürfen auch enttäuscht sein. Was den Regionalproporz angeht, bleibt alles beim Alten: Die bisherigen Minister und der Staatssekretär aus Ober-, Mittel- und Unterfranken sind auch die neuen. Nur Söder selbst ist aufgestiegen – zum Ministerpräsidenten.
Feste Größe im Kabinett bleibt der Mittelfranke Joachim Herrmann (61). Der Erlanger ist seit 2007 im Amt – und damit der dienstälteste Innenminister in Deutschland. Seine Pläne, in die Bundesregierung zu wechseln, musste der selbst ernannte „schwarze Sheriff“ zugunsten von Horst Seehofer begraben. In der CSU werden vor allem seine Loyalität und sein ruhiges, in der Sache aber durchaus hartes Auftreten geschätzt. Während Herrmann die Zuständigkeit für Wohnen und Verkehr abgeben muss, kommt die für Integration neu aus dem Sozialministerium dazu.
Eck genießt parteiinternen Respekt
Als Staatssekretär steht Herrmann der Unterfranke Gerhard Eck (58) zur Seite. Der ehemalige Bürgermeister von Donnersdorf (Lkr. Schweinfurt) ist seit 2009 im Amt. Zuletzt galt er in einigen Medien als Wackelkandidat. Als CSU-Bezirksvorsitzender bekleidet er jedoch eine Machtposition, mit der sich ein Ministerpräsident im Wahlkampf nicht gerne anlegt. Eck hat sich parteiintern Respekt verschafft, weil er sich durchaus mal eine Meinung gegen den CSU-Mainstream leistet, ohne diese allzu plakativ in der Öffentlichkeit zu vertreten.
Dass Winfried Bausback (52) auch unter Söder Justizminister bleibt, daran gab es im Grunde keinen Zweifel. So überraschend die Berufung des Aschaffenburgers ins Kabinett durch Horst Seehofer vor fünf Jahren noch war, so selbstverständlich war jetzt, dass er auch unter seinem Nachfolger weitermachen darf. Der Jura-Professor ist kein Freund der ganz lauten Töne. Gleichwohl gelingt es ihm, auch bundesweit sein Profil als Konservativer etwa in der Flüchtlingspolitik zu schärfen. Er freue sich sehr, dass auch Markus Söder Vertrauen in ihn setze, so Bausback auf Nachfrage. Ansonsten verzichtet er auf große Emotionen. „In der verbleibenden Legislaturperiode steht noch einiges an Arbeit an“, sagt er lapidar. An diesem Donnerstag will er im Landtag ein Gesetz zur „Neuordnung des Jugendarrestvollzugs“ einbringen.
Auch die Oberfränkin Melanie Huml (42) behält ihr Amt. Die Ärztin aus Bamberg ist seit 2013 Gesundheitsministerin. Sie kennt die brennenden Fragen bei den Themen Medizin und Pflege aus eigener Anschauung. Dass sie seit Dezember stellvertretende CSU-Parteivorsitzende ist, hat bei ihrer Bestellung durch Söder vermutlich nicht geschadet.
Kein Posten für Oliver Jörg
Keine Berücksichtigung in Söders Kabinett fand derweil der Würzburger Landtagsabgeordnete Oliver Jörg (45). Er war zuletzt in München als möglicher Kandidat für das Wissenschaftsministerium gehandelt worden. Er sei nicht enttäuscht, versicherte der Uni-Experte auf Nachfrage, schließlich habe er als stellvertretender Vorsitzender des Hochschulausschusses bereits einen „coolen Job“. Söders Entscheidung, die parteilose Medizinprofessorin Marion Kiechle als Wissenschaftsministerin zu berufen, habe ihn wie viele in der CSU „positiv überrascht“, sagte er.
Jörg ist nicht zuletzt auch ein Opfer des Regionalproporzes. Nicht nur, dass mit Bausback und Eck bereits zwei Unterfranken auch unter Söder im Kabinett verbleiben. Die Parteispitze verweist gerne darauf, dass mit der Würzburgerin Barbara Stamm (73) auch das Amt der Landtagspräsidentin in unterfränkischen Händen ist. Der CSU-Bezirksverband könne sich nicht beklagen, so Winfried Bausback auf Nachfrage. Sicherlei wäre auch Jörg für ein herausgehobenes Amt geeignet, sagt der Justizminister. Unterfranken sei aber auch so mit wichtigen Stimmen in München vertreten.