Zu Beginn des neuen Franken-"Tatorts" bandelt Hauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) mit einer Honig-Verkäuferin (Maja Beckmann) auf dem Nürnberger Markt an. Er versucht es zumindest – herrlich unbeholfen und verdruckst. Ein starker Kontrapunkt zu der Kälte, der Traurigkeit, die sich wenig später in diesem Krimi breit macht. "Die Nacht gehört dir" war der sechste "Tatort" mit den Franken-Kommissaren. Und einer der stärksten.
Babs Sprenger (Anna Tenta), eine gefragte Immobilienmaklerin, feiert mit ihrer Kollegin Theresa Hein (Anja Schneider) Geburtstag. Am nächsten Morgen ist Sprenger tot. Erstochen mit einem Sushi-Messer, das die Polizei sauber gereinigt in der Spülmaschine findet. Spuren von Streit gibt es nicht, die Tat kam anscheinend aus dem Nichts. Die Maklerin war nicht nur eine erfolgreiche, großzügige Geschäftsfrau, sie war bei Vorgesetzten und Kollegen auch außerordentlich beliebt. "Sie hat alles erfüllt, was man so erwartet", sagt ihr Chef Dr. Franck (Götz Schubert). Über ihr Privatleben wusste man im Unternehmen aber nichts.
Dann gesteht Theresa Hein die Tat. Auf die Frage nach dem Warum ernten Voss und Hauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) nur Schweigen. Sie ahnen, die Wahrheit liegt tiefer. Ihre Ermittlungen zeigen schnell: Das Sauberfrau-Image war nur die eine Seite der Babs Sprenger. Laszive Videos aus Dating-Portalen tauchen auf, die Mittvierzigerin suchte dort nach Sex, vielleicht auch nach Liebe. Schnell waren die Beziehungen wieder zu Ende. Welche Rolle spielen diese Männer, welche Rolle spielt der Musikstudent Anton (Lukas Amberger)?
Mörder aus verschmähter Liebe
Der junge Mann entpuppt sich am Ende als Mörder aus verschmähter Liebe. Dass er für Babs Sprenger lediglich eine Liaison auf Zeit war, eine von vielen Beziehungen, konnte er nicht verkraften. Der Film thematisiert die Abgründe der Liebe in Zeiten der Digitalisierung. Wie beziehungsunfähig werden Menschen auf dem Marktplatz ständiger Verfügbarkeit? Wie schnell gerät das Leben aus den Fugen? Regisseur Max Färberböck erzählt in seinem schon dritten Franken-"Tatort" von Sehnsüchten und Enttäuschungen, von Einsamkeit, Verzweiflung und Katastrophen.
Er leuchtet die Figuren sehr sensibel aus. Große Traurigkeit liegt über dem Film, der Zuschauer spürt die Kälte selbst der intimsten Momente. Die Musik - unter anderem Stücke von Olafur Arnalds, Jimi Hendrix und Nina Simone - unterstreicht diese Stimmung auf beeindruckende Weise und sorgt für anhaltende Spannung.
Und der verliebte Kommissar Voss? Er freut sich am Ende aufs Date mit der Honig-Verkäuferin. Ob noch mehr draus wird, das wissen allein die "Tatort"-Macher.
das stimmt.
Ich frage mich allerdings, ob eine Story dieser Art dem Medium Fernsehen gerecht wird (bzw. umgekehrt). Das geht fast nicht umzusetzen - und wenn man es doch versucht, entstehen "Längen". Die einzige Spannung kam zum Schluss auf, als man sich nicht sicher sein konnte, was der Täter mit dem kleinen Jungen anstellen würde. Aber ob das dann gleich ein Fall für das (martialisch auftretende) SEK gewesen wäre?
Also bei dem Format ist noch klar erkennbar Luft nach oben. Die Hauptdarsteller/innen erschienen mir oft genug "nicht ausgelastet"; die könn(t)en mehr.
Ich fand den Tatort gut, spannend und er ging auch unter die Haut, eben nicht so Standardisiert wie die Tatorte aus München oder Stuttgart oder anderen Ortes. Dieser Tatort hatte seine Qualität. Nur der Schluß war etwas undurchsichtigt, flach und nicht klar dargestellt. Da hat noch etwas gefehlt, nach meiner Meinung.
Ansonsten war es wieder ein guter "Franken-Tatort". Hoffentlich spielt wieder mal eines in Unterfranken bzw. Würzburg!
Die Tragödie selbst hatte nichts mit "Liebe in Zeiten der Digitalisierung" zu tun. Die Onlineaktivitäten der Frau hatten schließlich nur als falsche Fährte gedient. Das hätte es aber auch nicht spannender gemacht.
Die letzte Viertelstunde: Kitsch mit Sauce: unendlich langes Dreiklangsgeklimper mit weinendem Mörder... Unsägliches Drehbuch: u.a. vom Herrb Färberböck, der auch versucht hat, Regie zu führen in diesem von "Traurigkeit" verhangenen Filmchen.
Welche öffentlich-rechtlichen Summen wurden da wohl wieder mal zum Fenster rausgeworfen?
Hr. Czygan aber gerät schier aus dem Häuschen vor Begeisterung.
Wahrscheinlich findet er Sendungen, in denen ab und zu schö fränggisch gredt wird immer toll!
Es fällt dann halt immer schwer, wenn man auf Menschen mit Gefühlen trifft.