Das Gesundheitsministerium arbeitet gerade an einem Konzept, damit im neuen Schuljahr sogenannte Pool-Tests an Grund- und Förderschulen eingeführt werden können. Nach dem bisherigen Plan soll ab Mitte September auf die neuen Tests umgestellt werden. Hier schon einmal Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Wie läuft ein PCR-Pool-Test ab?
Um einen Pool-Test durchzuführen, braucht es ein Labor mit PCR-Gerät. Dort werden die Proben von verschiedenen Personen zu einer Probe, dem Pool, vermengt und als ein PCR-Test ausgewertet. Ist das Testergebnis negativ, heißt das: Alle Personen in dem Pool sind negativ. Ist der Pool-Test positiv, wird von jeder Person in dem Pool eine Einzelprobe analysiert. Laut der Landesgruppe Bayern im Berufsverband Deutscher Laborärzte liegt die Laborkapazität in Bayern bei rund 200 000 PCR-Einzeltests pro ganzer Woche, das Gesundheitsministerium rechnet damit, dass rund 70 000 Pools pro Vier-Tage-Woche durchgeführt werden müssen – das bedeutet, die Schul-Tests beanspruchen rund ein Drittel der bayerischen Gesamtlaborkapazität. Neben den Pool-Tests auch noch die üblichen Einzeltests für symptomatische Patienten außerhalb der Schulen durchzuführen, bringe manch Labor an die Leistungsgrenze.
Was ist der Vorteil der Pool-Tests?
PCR-Pool-Tests sind wesentlich sicherer, weil sie tausendfach empfindlicher sind als Schnelltests. So werden Infizierte schon erkannt, bevor sie überhaupt ansteckend sind. Mehrere Pilotprojekte haben das bewiesen – etwa die Wocovir-Studie aus Regensburg. Dr. Michael Hubmann, stellvertretender Landesvorsitzender des Verbands für Kinder- und Jugendärzte, hat sie eng begleitet. Bei rund 200 000 Schnell- und PCR-Tests unter Kindern habe in acht von neun Fällen der PCR-Test schneller angeschlagen. Ein Schnelltest erkenne zudem vier von zehn asymptomatischen Fälle nicht. Und bei Kindern verläuft eine Infektion eben häufig ohne Anzeichen. Zwei weitere Vorteile: Die Probenentnahme ist nicht so unangenehm wie bei einem „Nasenbohrer“-Schnelltest, weil die Kinder dafür nur Wattestäbchen lutschen müssen. Das Test-Ergebnis wird daheim mitgeteilt – und nicht vor der ganzen Klasse, wie es bisher bei den Schnelltests der Fall war.
Wie laufen die Tests in den Grundschul- und Förderklassen ab?
Einen festen Ablauf hat das Gesundheitsministerium noch nicht erarbeitet. Wie gut informierte Kreise dieser Redaktion berichteten, sieht es aber danach aus, dass die Kinder zwei Mal pro Woche morgens in der Klasse auf zwei Wattestäbchen lutschen. Eines wird zusammen mit den anderen Stäbchen der Klasse in einen Behälter getan – aus dessen Inhalt dann die Pool-Probe gewonnen wird. Zwischen 15 und 25 Kinder soll ein Pool umfassen – bei einer Klasse von 30 Kindern werden also zwei Pools a 15 Kinder angelegt. Das zweite Stäbchen kommt in ein extra Einzelröhrchen, das beschriftet und ebenfalls ins Labor transportiert wird. Es wird aber nur im Falle eines positiven Klassen-Pools zur Einzelauswertung verwendet. Die Eltern eines positiv getesteten Kindes sollen bis spätestens um sechs Uhr am nächsten Morgen Bescheid bekommen, damit das Kind nicht in die Schule geht. Nach Informationen dieser Redaktion ist auch angedacht, dass negativ getestete Kinder ein Test-Zertifikat bekommen, das sie etwa beim Besuch in einem Kino oder Restaurant vorlegen können.
Müssen negativ getestete Kinder bei einem Corona-Fall in ihrer Klasse auch in Quarantäne?
Über die Quarantänemaßnahmen entscheiden die örtlichen Gesundheitsämter. Es gibt aber wohl schon Gespräche darüber, dass alle Nicht-Infizierten dann weiter in den Präsenzunterricht gehen dürfen. Für eine Anpassung der Quarantänemaßnahmen spricht sich Markus Pannermayr (CSU), Vorsitzender des Bayerischen Städtetags, aus: „Mit den bisherigen Quarantäneregeln, die bei einem positiven Fall die ganze Klasse betreffen, wird die Stabilisierung des Unterrichts nicht gelingen. Das können wir aber nicht auf lokaler Ebene mit jedem Gesundheitsamt klären. Das muss bayernweit klar geregelt werden, dass zum Beispiel nur noch der unmittelbare Sitznachbar in Quarantäne muss, wenn überhaupt.“
Werden die Pool-Tests auf weiterführende Schulen ausgeweitet?
Das ist bisher nicht angedacht. Die Antigen-Schnelltests hätten andere Vorteile als die PCR-Tests, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Beispielsweise stehe das Ergebnis sofort zur Verfügung. Häufiges Testen mache die geringere Treffsicherheit wieder wett. Kindermediziner Hubmann hält Pool-Tests an weiterführenden Schulen derzeit auch nicht für sinnvoll. Für Schülerinnen und Schüler über zwölf Jahren gebe es die Möglichkeit zur Impfung.
Wer ist für eine Ausweitung?
Gabriele Triebel, bildungspolitische Sprecherin der Grünen, setzt sich dafür ein, das Verfahren auch auf weiterführende Schulen auszuweiten. Sie hat eine Anfrage an den Landtag gestellt, wonach zwischen Februar und Juli über 416 Millionen Euro für etwas mehr als 88 Millionen Schnelltests ausgegeben wurden. Das ergibt einen Einkaufspreis zwischen 4,50 und fünf Euro. „Das Gesundheitsministerium gibt die Kosten für einen Pooltest mit 70 Euro an.“ Triebel betont: „Noch dazu liegt die Verantwortung für die Auswertung nicht bei den Lehrkräften, sondern außerhalb der Schulen.“ Diese Entlastung fordern Lehrerverbände seit Monaten. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist für eine Ausweitung. Landesvorsitzende Martina Borgendale wirft der Staatsregierung vor, die Einführung der Pooltests „verschleppt“ zu haben. „Die Regierung hätte monatelang Zeit gehabt, die notwendigen PCR-Tests und Laborkapazitäten für deren Auswertung zu beschaffen. Man könnte schon den Eindruck gewinnen, dass das auch darin begründet liegt, dass zu viele Schnelltests bestellt wurden.“