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Singspiel
"Brosd Mahlzeid": So wollen die Neuen am Nockherberg Politiker derblecken
Markus Söder und weitere Politiker bekommen andere Doubles beim Singspiel. Aber wie parodiert man einen Ministerpräsidenten, der plötzlich seriös daherkommt?
dpa_5FAC9A003100A4E0.jpg       -  Das sind die neuen Darsteller um Thomas Unger als Markus Söder (dunkelgrüner Pulli).
Foto: Angelika Warmuth, dpa | Das sind die neuen Darsteller um Thomas Unger als Markus Söder (dunkelgrüner Pulli).
Uli Bachmeier
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:16 Uhr

Ob der wohl Fränggisch kann? Ob der wohl singen kann? Und wie macht er das überhaupt beim Singspiel auf dem Nockherberg, wo doch der CSU-Chef und Ministerpräsident schon längst nicht mehr den Rüpel gibt, der zur Attacke auf innerparteiliche Konkurrenten oder Vorgesetzte bläst, weil er selbst nach ganz oben an die Schalthebel der Macht will?

Fest steht: Der Schauspieler Thomas Unger, 52, tritt als Söder-Double im Singspiel ein schweres Erbe an. 15 Jahre lang hat sein Vorgänger Stephan Zinner beim Salvator-Anstich der Paulaner-Brauerei den Söder gegeben und war dabei nicht selten sogar origineller als das Original. Unger hat jetzt, bei seinem ersten Auftritt, mit einem etwas anderen Söder zu tun, der sich ernster, seriöser und reifer gibt – und vielleicht nicht mehr ganz so einfach zu karikieren ist.

Wie groß das Medieninteresse ist, durfte Unger am Montag erfahren. Dicht umringt von Mikrofonen und Journalisten sitzt er in der Gaststätte Münchner Stuben am Hauptbahnhof. Die Fragen prasseln auf ihn ein.

Nockherberg-Darsteller Unger nennt Söder eitel, aber nahbar

Fränggisch? „Ich geb mir große Mühe“, sagt der gebürtige Oberbayer, „ich spreche das Fränkisch, das ich mir als Fränkisch vorstelle.“ Ein Söder-Spruch? „Brosd Mahlzeid!“ Gesang? „Wenn’s drauf ankommt, sing’ ich auch.“ Und noch ein typischer Söder-Satz? „Was wolld ihr denn mach’n, wenn ich amal nicht mehr bin?“

Auweia, war das vielleicht schon zu viel gesagt? Unger erschrickt – oder er tut wenigstens so. Traditionell wachen die Regisseure und die Chefs von Paulaner streng darüber, dass vorab keine Details aus dem Singspiel bekannt werden. Die Schauspieler sollen keinesfalls irgendetwas verraten. „Ich sag jetzt gar nichts mehr. Lasst euch überraschen“, sagt Unger und erzählt dann doch noch ein bisserl was.

Zum Beispiel über die Figur, die er zu spielen hat. Da komme es an auf körperliche Präsenz, auf den Dialekt, auf Söders„durchaus vorhandene Eitelkeit“ und sein Herabschauen auf die anderen. Aber Söder sei auch nahbar, einer, der den Schulterschluss sucht, sagt Unger und betont: „Er hat ja auch eine sympathische Seite.“ All das ist, wie sich im weiteren Verlauf des Gesprächs herausstellt, eine Ferndiagnose. Persönlich getroffen hat Unger den CSU-Chef und Ministerpräsidenten noch nie, aber er hat ihn studiert in Videos und Aufzeichnungen von Interviews, Reden und Pressekonferenzen.

Und wie ist es, einen Mann zu spielen, der nicht mehr nach oben drängt und in der CSU keine Konkurrenz mehr zu fürchten hat? Das könnte doch automatisch langweiliger sein als früher? Ungerüberlegt. „Möglicherweise“, so sagt er, „fehlt da ein bisserl was an Fallhöhe im Gegensatz zu früher.“ Wirklich bestätigen könne er das aber nicht. Die Vorlage sei sehr gut. Im Text gehe es sehr wohl um Seilschaften und Hakeleien in der CSU oder zum Beispiel um die Konkurrenz zu Hubert Aiwanger (Freie Wähler), „den er natürlich braucht und nicht unbedingt will“. Und auch zur Ampel in Berlin gebe es „genug Abgrenzungs- und Profilierungspotenzial“.

Ein Gegenüber Söders im Singspiel wird CDU-Chef Friedrich Merz sein. Sein Double hat ebenfalls Premiere. Merz wird gespielt von dem Schauspieler David Zimmerschied, 39, dem Neffen des Kabarettisten Sigi Zimmerschied. Wie Unger hat auch er hauptsächlich Filmrollen. „Umso schöner ist es, wieder auf der Bühne stehen zu dürfen“, sagt er. Irgendeine Scheu vor der Rolle lässt er nicht erkennen. Der Trump wäre zwar noch einfacher, aber auch Merz habe so seine Eigenheiten: eine „abgefahrene“ Physiognomie, immer den Vorderkopf weit vorn, harte Konsonanten und eine Redeweise „ohne Einsatz der Oberlippe“. So schwierig sei das dann auch wieder nicht. „Das überhöht man dann ein bisserl, dann wird man ihn schnell erkennen“, sagt Zimmerschied. Merz werde im Singspiel, so verrät der Schauspieler, der Gegenspieler von allen sein. „Er kommt sich schon sehr erhaben vor“, sagt Zimmerschied. Das würde er die anderen Politiker spüren lassen – entweder, indem er sie gar nicht erkennt oder indem er zeigt, dass er sie blöd findet. Neu auf der Bühne am Nockherberg sind auch Christian Pfeil als Christian Lindner, Thomas Limpinsel als Robert Habeck und Roland Schreglmann, der einen Überraschungsgast spielen soll.

Dieses Jahr findet die Starkbierprobe auf dem Nockherberg am Freitag, den 3. März, statt und wird live ab 19.00 Uhr vom BRFernsehenübertragen. 

 
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