Schlepper gibt es nur, weil es Grenzen gibt. Schlepper sind nicht alleine schuld an der Not vieler Flüchtlinge. Das sagt Matthias Lilienthal, der Intendant der Münchner Kammerspiele. Zu diesem Thema veranstalten die Münchner Kammerspiele und der Bayerische Flüchtlingsrat eine „Internationale Schlepper- und Schleusertagung“. Das sorgt für Ärger bei der CSU.
Wenn es um Schleuser geht, sind sich eigentlich alle einig: Gegen den kommerziellen Transport unter meist menschenunwürdigen Bedingungen muss etwas unternommen werden. Doch dabei würden viele vergessen, dass es dieses System nur gebe, weil die Flüchtlinge nicht über ein Einwanderungsgesetz einreisen dürften, sagt Matthias Weinzierl vom Bayerischen Flüchtlingsrat. Und er betont, dass vor nicht allzu langer Zeit auch DDR-Bürger Geld bezahlt hätten, um über die Mauer geschleust zu werden. „Damals waren die Fluchthelfer Helden, heute sind sie Verbrecher“, sagt Weinzierl. Warum hat sich das Bild der Schleuser geändert? Das wollen die Teilnehmer auf der Tagung diskutieren. Sie findet im Rahmen des „Open Border Kongresses“ (offene Grenzen) noch bis Sonntag statt.
Die Kammerspiele wollten durch den Titel der Schlepper- und Schleusertagung Aufmerksamkeit erlangen. Das ist ihnen gelungen: Bereits vor Wochen herrschte riesiger Trubel um die Veranstaltung. Die Tagung sei jedoch nur der künstlerische Rahmen, sagt Weinzierl. Der Inhalt sei durchaus ernst gemeint. „Doch die Tagung wird nicht die Welt verändern“, sagt er und lacht.
Dass aber der Kongress von der Kulturstiftung des Bundes und der Stadt München gefördert wird, passt dem Münchner CSU-Bundestagsabgeordneten Hans-Peter Uhl nicht. „Es ist eine Geschmacklosigkeit, so mit einem Thema zu provozieren, da verstehe ich keinen Spaß“, sagt Uhl gegenüber dieser Redaktion. Er fordert, das Ganze rechtlich zu prüfen, denn „Schleusen ist eine Straftat“.
Wegen der öffentlichen Aufregung hat auch die Kriminalpolizei bei Intendant Matthias Lilienthal angerufen mit der Bitte, die Aktivitäten zu unterbinden. „Als sie gehört haben, dass es eine Kunstaktion ist, haben sie gelacht“, sagt Lilienthal. Auch das deutsche Büro der Europäischen Kommission zählt zu den Unterstützern. Matthias Lilienthal entgegnet Kritikern, dass „wir eine ernsthafte politische Diskussion führen, wie unsere Gesellschaft mit Schleppern umgehen sollte“.
„Eine Wahlkampfveranstaltung“
Bereits das Danke-Konzert für Flüchtlinge und die Münchner Helfer vor einer Woche wurde städtisch gefördert. Dass dort eine Art politische Kundgebung stattfand, stört die CSU. Denn sowohl die Künstler als auch Münchens SPD-Oberbürgermeister Dieter Reiter kritisierten den Kurs der Staatsregierung. Musiker Herbert Grönemeyer zeigte ein Wahlplakat der CSU von 1946. Darauf bezeichnete sich die Partei als Fürsprecherin aller Flüchtlinge. Daran werde man die CSU erinnern, so Grönemeyer. Hans Podiuk, Vorsitzender der CSU-Stadtratfraktion, beklagt, dass „ein mit Steuergeld finanziertes Konzert als Wahlkampfveranstaltung“ genutzt wurde. Und sagt, die CSU werde über Konsequenzen nachdenken. Mit Infos von dpa