Über Weihnachten hatte sogar Anton Heider ein paar ruhige Tage. Doch allzu lange macht der Toni, wie er von den meisten genannt wird, sicher nicht Pause. Denn trotz seiner inzwischen 85 Jahre ist das Kaufbeurer Urgestein in vielen und vielfältigen Bereichen ehrenamtlich tätig. In der Vorweihnachtszeit etwa war er als gefragter Vorleser und Erzähler wieder bei etlichen Adventskonzerten dabei. Eine Aufgabe, zu der er auch wegen seiner sonoren Stimme kam – vor allem aber durch seine Bereitschaft, sich unermüdlich für die (Stadt-)Gesellschaft zu engagieren. Als Auszeichnung für diesen langjährigen Einsatz erhält Toni Heider nun die „Silberdistel“ unserer Zeitung.
„Wenn man ein Ehrenamt macht, dann kommen ganz schnell weitere dazu“, diese Erfahrung hat Heider in den vergangenen Jahrzehnten gemacht. Denn die Zahl der Menschen, die bereit sind, sich neben Beruf und Familie für die Allgemeinheit einzusetzen, sei begrenzt – und sie gehe tendenziell zurück, beobachtet Heider mit Sorge. Viele hätten heute „keine Zeit“ mehr für das Ehrenamt, „weil die Freizeit das Allerwichtigste geworden ist“.
Mit 18 Jahren trat Toni Heider in die Feuerwehr ein
Für ihn galt und gilt das ganz sicher nicht. Mit 18 Jahren folgte Heider dem Beispiel seines Vaters und trat in die Kaufbeurer Feuerwehr ein. Damals sei es noch selbstverständlich gewesen, dass die Hausbesitzer in der Stadt ihren Beitrag zum Brandschutz leisten. Mit 65 Jahren musste er dann den Vorschriften entsprechend schweren Herzens aus dem aktiven Feuerwehrdienst ausscheiden, ist aber nach wie vor ein rühriges passives Mitglied. Daneben war er über 30 Jahre lang als Kassierer im Vorstand des Feuerwehrvereins tätig und zählte zu den treibenden Kräften, die dafür sorgten, dass es heute in Kaufbeuren ein attraktives Feuerwehrmuseum gibt. Beim Umzug der Kaufbeurer Wehr in eine neue Wache wurden viele historische Objekte aussortiert. Heider und seine Mitstreiter wehrten sich dagegen, dass „das alte Glump“ einfach entsorgt wird.
Die Sammlung lagerten sie an verschiedenen Orten in der Stadt ein, es kamen weitere Gegenstände und Fahrzeuge aus dem Umland dazu. 1996 richtete das Museumsteam dann eine Ausstellung in der früheren Spittelmühle in der Kaufbeurer Innenstadt ein. Doch die Räumlichkeiten waren klein und für einen Museumsbetrieb nicht ideal. Dann bot sich die Gelegenheit, mithilfe der Stadt eine historische Halle einer früheren Textilfabrik anzumieten. In unzähligen Arbeitsstunden bauten das Museumsteam und Kaufbeurer Feuerwehrleute die Räumlichkeiten um. 2017 wurde dort dann das Feuerwehrmuseum Kaufbeuren-Ostallgäu neu eröffnet, das jedes Jahr während der Saison zwischen März und November bis zu 3000 Besucher anzieht, Feuerwehrvereine aus dem weiten Umkreis ebenso wie Kindergruppen oder Familien. Deren Betreuung erfolgt ehrenamtlich, ebenso wie der weitere Ausbau der Ausstellungsräume.
Seine Erfahrungen aus etlichen Jahrzehnten Feuerwehrdienst gibt Heider aber noch in anderer Form weiter. In Zusammenarbeit mit dem Kaufbeurer Tourismusbüro bietet er Stadtführungen zur Feuerwehrgeschichte an. Zudem ist er seit fast 20 Jahren auch als Nachtwächter unterwegs, um Einheimischen und Gästen bei abendlichen Führungen die Historie der Wer-tachstadt näherzubringen. „Manche Gäste sind da schon zwei- oder dreimal mitgegangen, weil man immer wieder was Neues erfährt“, berichtet Heider schmunzelnd.
Heider: "Es gibt immer was zu tun"
Während er auch dieses Ehrenamt nach wie vor mit großer Freude ausfüllt, hat er sich aus einem anderen Bereich nach rund 20 Jahren zurückgezogen – aus der Kirchenverwaltung der Stadtpfarrei St. Martin. In diesem Gremium war Heider insbesondere für die Blasiuskirche zuständig, die auf einem Höhenrücken über der Kaufbeurer Altstadt thront und Teil der historischen Stadtbefestigung ist. Unter Heiders Federführung wurde das mittelalterliche Gotteshaus, das eine exquisite spätgotische Ausstattung besitzt, umfassend saniert. Dabei ging er auch ungewöhnliche Wege. So animierte Heider die örtliche Malerinnung dazu, anlässlich eines Jubiläums den Fassadenanstrich der Kirche kostenlos zu übernehmen.
„Es gibt immer etwas zu tun“, sagt Heider rückblickend, der bis 2004 ein Schuhgeschäft in der Kaufbeurer Altstadt betrieben hat. Angesichts der vielen Verpflichtungen durch seine zahlreichen Ehrenämter und insbesondere durch den unberechenbaren Dienst als aktiver Feuerwehrmann sei es immer ganz wichtig gewesen, „dass die Familie da mitzieht“.
Mit nun 85 Jahren will Heider etwas kürzertreten. „Der Akku braucht immer länger, bis er wieder voll ist“, sagt er. Aber solange es ihm und seinen Mitbürgern Freude bereitet, möchte er das eine oder andere Ehrenamt schon noch behalten.
Das ist die Silberdistel unserer Zeitung:
Auszeichnung: Mit der Silberdistel ehrt unsere Redaktion seit vielen Jahren Menschen aus der Region für ihr besonderes, bürgerschaftliches Engagement.
Handwerk: Der Preis besteht aus einer Urkunde und einer kunstvoll in Silber gearbeiteten Distelblüte, die eigens in der Alten Silberschmiede in Augsburg angefertigt wurde.
Vorschläge: Jede Leserin, jeder Leser kann Vorschläge für unsere Auszeichnung machen. Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner finden sich in unseren Lokalredaktionen.